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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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sich der Metzger und seine Kumpanen im sturzbachähnlichen Regen auf den Rückweg gemacht. In Florenz hatte Panerai wieder in der Via Lungo l’Affrico gehalten, um seine Freunde hinauszulassen, dann war er nach Hause gefahren. Die Metzgerei war den ganzen Tag geschlossen geblieben. Auf dem Rollgitter hing ein Zettel: »Aus familiären Gründen geschlossen«.
    »Was Verehrung doch alles bewirken kann«, sagte Casini, denn er dachte daran, dass der Metzger auf die Einnahmen eines ganzen Tages verzichtet hatte. Dem alten Gesellen hatte Panerai den Laden wohl nicht anvertrauen wollen.
    »Eigentlich hätte er gleich schreiben können: Wegen Nationalfeiertag geschlossen! «, sagte Piras und stand auf. Am nächsten Morgen musste er in aller Herrgottsfrühe raus, um Panerai zu beschatten. Er verabschiedete sich vom Kommissar und ging nach Hause, um zu schlafen.
    Casini zündete sich endlich eine Zigarette an, lief wieder im Zimmer auf und ab und starrte die Wände an. Immer mal wieder schaute er zum Fenster hinüber, aber da war nichts außer Regen zu sehen. Der Metzger trauerte also dem Duce nach … Und wenn schon. Viele Italiener taten das, und Casini fürchtete sie weniger als die, die sich nach außen antifaschistisch gaben, doch tief im Inneren immer noch eine kohlrabenschwarze Gesinnung hatten. Vor allem aber gab es keinen objektiven Zusammenhang zwischen dem Ausflug nach Predappio und dem Mord an dem kleinen Pellissari. Noch ein Fehlschlag. Er vergeudete nur seine Zeit damit, Hirngespinsten nachzujagen. Vielleicht sollte er sich damit abfinden, dass der Metzger nichts mit dem Mord zu tun hatte. Casini würde noch eine Woche warten und dann die Überwachung abbrechen. Schluss mit den falschen Hoffnungen.
    Erschöpft ließ er sich auf den Stuhl fallen. Jetzt wäre er gern an einem anderen Ort, am liebsten sogar ein ganz anderer Mensch. Zum ersten Mal in zwanzig Dienstjahren wusste er nicht weiter, und die Vorstellung, er könnte versagen, zermürbte ihn. Aber es nützte nichts, sich den Kopf zu zerbrechen, er konnte nichts anderes tun als abwarten und hoffen, wie die schöne Abessinierin aus dem Lied des Afrikakorps.
    Er versuchte, an etwas anderes zu denken. Nur noch vier Jahre bis zu seiner Pensionierung. Er hatte keine Kinder, ja nicht einmal eine Frau. Er aß zu viel, er trank zu viel, er rauchte zu viel. Er musste sein Leben ändern, ein Haus auf dem Land kaufen, mit dem Rauchen aufhören, eine schöne Frau heiraten und sich um den Garten kümmern. Sein Vetter Rodrigo, dieser Sturkopf, hatte keine Zeit verloren. Im Februar hatte er seine Wohnung im Viale Gramsci für etliche Millionen Lire verkauft und sich zu einem Spottpreis einen alten Bauernhof mit zwei Hektar Land gekauft oberhalb von Bagno a Ripoli, und selbst nach der Instandsetzung hatte er noch reichlich Geld übrig behalten. Dort lebte er nun zusammen mit einer Frau, nach der er völlig verrückt war, und plante im zarten Alter von vierundfünfzig Jahren, mit ihr mindestens drei Kinder in die Welt zu setzen. Das hatte Casini alles von seiner Tante Camilla, Rodrigos Mutter, erfahren. Er hatte schon seit Ewigkeiten nichts mehr von Rodrigo gehört, überlegte er und hob den Telefonhörer ab, um ihn anzurufen. Ein Gespräch mit seinem Vetter war jetzt genau das Richtige, um sich abzulenken. Er und Rodrigo waren grundverschieden und kamen am besten miteinander aus, wenn sie einander ignorierten. Aber genau aus diesem Grund wollte er jetzt mit ihm sprechen, um sich über die ständigen Missverständnisse amüsieren zu können, die sich bei ihren surrealen Unterhaltungen ergaben. Er wählte die Nummer, aber nachdem es ein Dutzend Mal geklingelt hatte, ohne dass jemand abhob, legte er auf. Schade, er hatte sich schon gefreut.
    Es regnete immer heftiger. Das Rauschen hörte sich an, als ob etwas in einer riesigen Bratpfanne vor sich hin brutzelte. Casini zündete sich wieder eine Zigarette an und verließ das Büro. Pflichtschuldig schaute er noch im Funkraum vorbei, um sich nach dem Metzger zu erkundigen. Alles normal, nichts Neues.
    Auf dem Nachhauseweg fluchte er auf diesen verdammten Herbst und ließ seine berufliche Anspannung am Wetter aus. Um sich zu beruhigen, blieb er lange unter der heißen Dusche stehen und sang leise alte Schlager aus seiner Jugend. Mamma son tanto feliceee, perché ritorno da teee … Er durfte nicht immer an den ermordeten Jungen denken … La mia canzone ti diceee, ch’è il più bel sogno per meee … Er würde es schaffen, die

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