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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nicht bei den Schwarzen Brigaden. Er wird verdächtigt, im Jahr 1944 an der Vermögensenteignung einiger jüdischer Familien im Veneto beteiligt gewesen zu sein und sich einen Teil davon in die eigene Tasche gesteckt zu haben, aber dafür gibt es keine Beweise. Nach dem Krieg hat er das Studium wiederaufgenommen und es 1949 abgeschlossen. 1952 wurde er in die Anwaltskammer aufgenommen. 1955 wurde er der sexuellen Belästigung eines Bauernjungen beschuldigt …«
    »Gualtiero Cioni?«
    »Ja, genau der.«
    »Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass kein Prozess stattfand, weil die Anzeige zurückgezogen wurde …«
    »Ja, das steht auch bei uns, aber ich wage die Vermutung, dass die Familie des Jungen großzügig entschädigt wurde.«
    »So etwas habe ich mir auch gedacht.«
    »Das ist alles, was ich über Beccaroni habe.«
    »Gut.«
    »Über Alfonso Gattacci existiert ein ziemlich ausführliches Dossier unserer Geheimpolizei.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Er war von Anfang an in der faschistischen Bewegung aktiv. Erst in einem der Kampfbünde, dann beim Marsch auf Rom … Er hat nichts ausgelassen. Abschluss in Literaturwissenschaft und Philosophie. Er ist ein gebildeter Mensch, keiner von diesen stumpfsinnigen Schlägern. 1932 hat er einen Verlag eröffnet, aber schon ein Jahr später Konkurs gemacht. Ein erfolgloser Dichter, der allerdings mit bedeutenden Schriftstellern und Malern verkehrte, darunter Marinetti und Boccioni. Pavolini hat ihn protegiert und in stürmischen Zeiten, wenn es sehr unangenehm wurde, schützend die Hand über ihn gehalten. In der Republik von Salò gehörte Gattacci zu den Gründern des PDM , einer Geheimorganisation, über die man kaum etwas weiß. Und in den turbulenten Tagen des finalen Rückzugs ins Veltlin ist er in die Schweiz geflohen …«
    »Gibt es Informationen über sein Privatleben?«
    »Mal sehen …« Agostinelli blätterte das Dossier durch.
    »Die müsste es geben, die Geheimpolizei wusste doch sogar, wie oft jemand zum Pinkeln ging.«
    »Ja, da ist es: Ein Perverser. Er bevorzugt minderjährige Jungen. Gibt viel Geld für seine sexuellen Vorlieben aus …«
    »Genau danach habe ich gesucht«, unterbrach ihn Casini und fingerte nach einer Zigarette.
    »Jetzt weißt du alles«, sagte Casini, nachdem er Piras erzählt hatte, was er in Erfahrung gebracht hatte. Die ganze Zeit hatte der Sarde nervös an seiner Lippe gezupft.
    »Äußerst interessant«, meinte er.
    »Wir müssen alle drei überwachen, mehr können wir nicht tun.«
    »Genau …«
    »Fangen wir gleich damit an, teil du die Schichten ein. Kontaktiert mich sofort, falls sich etwas tut, auch über Funk. Im Moment fahre ich einen zivilen Streifenwagen, einen grauen Fiat 1100.«
    »In Ordnung, Commissario.«
    »Weißt du, dass wir gar nicht mehr nach dem Eigentümer der Wohnung in der Via Luna gesucht haben …?«
    »Nützt uns das etwas?«
    »Man kann nie wissen. Aber ich nehme an, dass das Katasteramt ebenfalls überschwemmt wurde.«
    »Ja, Dottore, und auch das Einwohnermeldeamt«, erklärte der Sarde, der immer auf dem neuesten Stand war.
    »Und eine Suche im Grundbuchamt hat keinen Zweck. Ohne einen Namen ist das, als würde man eine Stecknadel im Heuhaufen suchen.«
    »Wenn Sie möchten, können wir die Nachbarn befragen.«
    »Ja gut. Aber seid bitte äußerst diskret.«
    »Canu könnte das machen, der ist gut in so etwas.«
    »Ja, dann schick ihn hin. Und gebt mir so schnell wie möglich Bescheid.« Casini stand auf. Gemeinsam mit Piras ging er die Treppe hinunter, wobei er erfreut feststellte, dass der Sarde immer weniger hinkte. Casini winkte ihm kurz zu, bevor er in dem Fiat 1100 das Präsidium verließ. Auf den Alleen fuhr es sich schon merklich besser. Er sah auf die Uhr. Fast den ganzen Morgen über hatte er der Versuchung widerstanden, aber jetzt musste er Eleonora einfach wiedersehen. An ihrer Seite vergaß er das Alter und den Tod … Oder nein, vielleicht vergaß er sie nicht, aber sie erschienen ihm dann weit entfernt und unwirklich und nicht ernstzunehmend. Eigentlich hatte jede Frau, die es ihm angetan hatte, die gleiche Wirkung auf ihn, aber noch nie war dieses Gefühl so stark wie bei ihr gewesen. Wieder ging ihm Amelias Prophezeiung durch den Kopf, und ihn überkam Traurigkeit. Die Magierin hatte gesagt, die schöne dunkelhaarige Signorina sei nicht die Frau seines Lebens, und es würde bald aus sein … Was für ein Idiot er doch war, noch war überhaupt nichts passiert, und er sorgte sich

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