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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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an ihn heran, um sich berühren zu lassen. Keuchend führten sie seine Hände zwischen ihre Beine, wo Italo immer eine Überraschung vorfand. Er wusste, dass er etwas Verbotenes tat, aber das erregte ihn und brachte ihn zum Lachen. Beccaroni sagte, es gäbe noch ein lustigeres Spiel. Er kniete sich vor den Jungen hin und begann, ihn zu lutschen, während die anderen ihn mit obszönen Äußerungen anspornten. Italo hatte das Gefühl, in einer unbekannten Welt zu versinken, wo Lust und Angst sich auf schreckliche Weise vermischten. Sehr bald nahm das Spiel eine andere Wendung, und auf einmal lag er quer über dem Billardtisch. »Du bist erwachsen genug«, sagten sie zu ihm, »um andere Dinge kennenzulernen.«
    Italo versuchte schwach, sich zu wehren, da ihn die Verwandlung der drei Männer erschreckte, die jetzt nicht mehr so freundlich, sondern grob geworden waren. Aber ihn hatte das Verlangen gepackt, zu entdecken, was es jenseits der Zärtlichkeiten gab. Sobald Sercambi in ihn eindrang, spürte er außer großem Schmerz, wie seinen Körper ein echtes Lustgefühl erfüllte. Das war nicht nur eine körperliche Reaktion, ihm kam es vor, als ob er endlich seinen Platz in der Welt gefunden hätte. Oh ja … es gefiel ihm, unterdrückt und beherrscht zu werden. Sercambi flüsterte ihm ins Ohr, er solle sich wehren, versuchen, sich zu befreien, damit das Spiel noch schöner würde. Ihm zu Gefallen wand Italo sich, tat so, als würde ihm Gewalt angetan, und dadurch steigerte sich seine Lust noch. Sercambi stöhnte unterdrückt auf und sank über ihm zusammen. Bei Beccaroni ging alles sehr schnell, dann war Panerai an der Reihe. Er habe sich zurückgehalten, meinte der Metzger grinsend, weil er einen Riesenschwanz habe und es ihm lieber war, wenn der Weg für ihn vorbereitet wurde. Er entpuppte sich als der Brutalste von allen und schien kein Ende zu finden. Italo spürte allmählich große Schmerzen, wehrte sich wirklich, weinte und trat um sich. Doch Panerai wollte nicht aufhören; er flüsterte ihm Zärtlichkeiten und Obszönitäten ins Ohr, presste Italos Kopf auf den Billardtisch und verpasste ihm grobe Schläge. Als er kam, drückte er dem Jungen die Kehle zu, so dass der beinahe erstickte, dann löste er sich mit einem Röcheln, gab ihm einen Klaps auf den Hintern und sagte, dass er wirklich ein hübscher Kerl sei. »Du hast mir wehgetan«, sagte Italo, zog sich an und fühlte sich fast er drückt von einer Woge von Schuldgefühlen. »Vielleicht bin ich etwas grob gewesen«, entgegnete Panerai und streichelte ihm mit der verschwitzten Hand über die Wange. »Wollen wir wieder Freunde sein? Dann fahren wir alle nach Viareggio und essen eine große Portion Eis. Doch zuerst müssen wir unseren Männerbund mit Blut besiegeln«, fügte er hinzu, »unser Geheimnis muss bis ins Grab bewahrt werden. Dämpfen wir das Licht, damit es feierlicher wird.« Panerai brachte über einer Kerzenflamme die Klinge eines Federmessers zum Glühen und stach damit allen in die Fingerspitze. Sie vermischten ihr Blut, und Sercambi schlug vor, den Eid mit einer Bekreuzigung zu besiegeln.
    Italo hielt sein Versprechen und erzählte seinem Vater nichts. Eine seltsame Unruhe erfüllte ihn. Doch leider musste sein Vater den ganzen Sommer über nicht mehr weg, und so gab es nur wenig Gelegenheit für verstohlene Spielchen, auch wenn diese ebenfalls sehr aufregend waren. Draußen auf dem offenen Meer, in den Umkleidekabinen am Strand, in den dunklen Fluren der Villa.
    Anfang September kehrten die drei Männer nach Florenz zurück, und man versprach, dass man sich bald wiedersehen würde. Italo blieb mit seinem Geheimnis allein. Er wusste genau, dass er seinem Vater niemals etwas davon sagen konnte. Das war seine ganz persönliche Angelegenheit.
    Entgegen den Versprechungen sah er die drei Männer mehrere Jahre nicht wieder, nicht einmal während der Ferien am Meer. Allmählich verblasste die Erinnerung an diesen Nachmittag und wurde von anderen Erfahrungen beinahe überdeckt.
    Dann starb sein Vater plötzlich, und Italo erbte ein riesiges Vermögen. Endlich war er reich und frei.
    Als er zweiundzwanzig war, traf er Beccaroni zufällig an einem Frühlingsmorgen auf einer Straße im Stadtzentrum. Sie begrüßten sich ein wenig verlegen, musterten einander, doch nach wenigen Minuten war die alte Vertrautheit wieder da. »Wie groß du geworden bist«, sagte Beccaroni, »du bist wirklich ein hübscher Kerl geworden. Dein Vater ist gestorben? Oh, das tut

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