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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schwein … Bist du immer noch hier?«, sagte er, stolz auf seine Machtposition.
    Der Alte verschwand, ohne aufzumucken. Casini konnte sich sehr gut vorstellen, was für ein erbärmliches Leben er führte. All die Zeit, die er damit verbrachte, mit blutverschmierten Händen tote Tiere zu zerteilen, und ihn erfüllte tiefes Mitleid.
    »Vor ein paar Tagen habe ich in Poggio alla Croce eine Menge Steinpilze gefunden«, prahlte er, um das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
    »Entweder sind Sie kein Pilzsammler oder Sie tischen mir hier Märchen auf«, meinte der Metzger nun wieder lächelnd und ließ das Hackbeil auf den Knochen niedersausen, den er beim ersten Hieb spaltete. Er konnte mit Messern eindeutig gut umgehen.
    »Ich schwöre, dass ich welche gefunden habe«, beharrte Casini, um ihn aus der Reserve zu locken.
    »Wer Pilze findet, erzählt nie, wo er sie gefunden hat«, sagte der Metzger und schüttelte freundlich den Kopf.
    »Es waren so viele, dass ich mich entschlossen habe, großzügig zu sein«, rechtfertigte sich der Kommissar, da er begriff, dass er einen Fauxpas begangen hatte.
    »Es sind nie genug«, brummte der Metzger.
    »Haben Sie denn welche gefunden?«
    »Ganz wenige.«
    »Und wo?«
    »Dort oben im Wald«, sagte der Metzger mit einem kleinen Lächeln und warf dem Kunden, der es nicht eilig hatte, einen kurzen Blick zu.
    »Ich habe meine Lektion gelernt, von jetzt an werde ich mein Geheimnis für mich behalten«, sagte Casini und breitete die Arme aus.
    »Weise Worte …«, meinte der Metzger. Er sammelte zweifellos Pilze, daher war es völlig normal, dass er in den Wäldern unterwegs war. Er konnte die Telefonrechnung verloren haben, während er sich bückte, um einen Steinpilz aufzuheben.
    »Sehen Sie, was für ein Prachtstück!«, sagte der Metzger, hob das Steak hoch und ließ es auf die Waage fallen.
    »Wie viel macht das?«
    »Machen wir es rund: Tausendsiebenhundert …«, antwortete Panerai und wickelte das Fleisch ein. Casini zahlte und ging zum Wagen zurück.
    »Magst du immer noch ein Brötchen essen, Piras?«
    »Was für ein Typ ist der Metzger?«, fragte ihn der Sarde.
    »Ein Fettwanst mit Glatze, der wie Göring aussieht«, sagte der Kommissar und warf das Steak auf den Rücksitz.
    »Klingt sympathisch«, meinte Piras.
    »Ein Pilzsammler …« Enttäuscht schüttelte der Kommissar den Kopf. Sie betraten das Feinkostgeschäft Scheggi. Dort hatte sich eine kleine Schlange gebildet, und sie mussten warten. Als sie an die Reihe kamen, bestellten sie zwei belegte Brötchen, Casini eins mit Fenchelsalami und Piras mit Mortadella. Sie bissen sofort mit sichtlichem Genuss hinein. Als sie wieder in Casinis Käfer saßen, bemerkte der Kommissar auf dem Bürgersteig den Kunden, der ihn in der Metzgerei vorgelassen hatte. Er hinkte ein wenig und zuckte bei jedem zweiten Schritt mit dem Kopf. Casini folgte ihm zerstreut mit den Augen, und ihn beschlich dabei das vage Gefühl, dass er etwas übersah.
    »Was ist los, Commissario?«, fragte ihn der Sarde.
    »Nichts …«
    »Sagen Sie mir nicht, dass ich so hinke wie der da.«
    »Aber nein, im Vergleich zu dem bewegst du dich wie ein Tänzer«, meinte Casini und ließ den Motor an.
    Giacomos Leiche war der Familie übergeben worden, und die Trauerfeier war für den folgenden Morgen in der Kirche von Fiesole angesetzt. Casini hatte mit dem Gedanken gespielt hinzugehen, doch dann war er zu dem Schluss gekommen, dass das keine gute Idee war. Er rief Signora Pellissinari an, um ihr noch einmal sein Beileid auszusprechen, aber vor allem, um sich zu erkundigen, in welcher Metzgerei sie einkaufte. Sie antwortete brav, dass sie zu Manzoni an der Piazza Edison ging, ein wenig verblüfft über diese seltsame Frage. Casini versicherte ihr, dass die Ermittlungen weitergeführt würden, und überließ sie ihrer Trauer.
    Der Metzger wurde jetzt rund um die Uhr beschattet. Er konnte keinen Schritt unbeobachtet tun. Die Beamten im Funkraum hatten alle Telefonnummern, unter denen sie den Kommissar erreichen konnten: Wohnung, Trattoria, Rosa. Sie hatten den Befehl, ihn bei wichtigen Neuigkeiten zu jeder Tages- und Nachtzeit anzurufen. Man brachte ihm nach jeder Schicht einen detaillierten Bericht über Panerais Tagesablauf. Der Kommissar ließ keine Gelegenheit aus, um den Polizisten einzubläuen, sie sollten sehr vorsichtig sein, öfter den Wagen wechseln und nie zu nahe an den Metzger herankommen. Der durfte nichts merken, selbst wenn dies bedeutete, dass man ihn

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