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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Tisch bei Da Alfredo reserviert habe, im Viale Don Minzoni.
    Als sie das Restaurant betraten, verebbte die leise Unterhaltung im Raum. Alle hatten sich umgedreht, um dieses merkwürdige Paar zu betrachten: ein Mann mittleren Alters, der leicht ungepflegt wirkte, und eine auffällige Blondine, die eindeutig zu stark geschminkt war und mit ihren Pfennigabsätzen Löcher in den Boden bohrte. Die Frauen starrten Rosa mit bösen Blicken an, die Männer beobachteten sie verstohlen, während sie Gleichgültigkeit vortäuschten. Casini war es ein wenig peinlich, aber er tat so, als bemerkte er nichts. Rosa überließ ihm die Ehre, ihr den Mantel abzunehmen, und präsentierte nun der Welt ein rotes Minikleid, das eng um ihre Hüften anlag. Sie nahmen an einem ruhig gelegenen Tisch Platz, und erst da setzte die Unterhaltung wieder ein. Casini brauchte nur eine halbe Minute, dann hatte er seine Wahl getroffen, doch er wartete geduldig, bis Rosa sich endlich entschieden hatte. Ein stoischer Kellner mit einem langen, schmalen Gesicht öffnete vor ihren Augen eine Fla sche Amarone, füllte die Weingläser und entfernte sich. Rosas schwarzumrandete Augen funkelten vor Freude.
    »Worauf stoßen wir an?«, fragte sie und hob ihr Glas.
    »Mir ist nicht nach Anstoßen«, meine Casini leise und dachte an den toten Jungen.
    »Jetzt weiß ich: auf die Frau, die es schafft, dich vor den Traualtar zu schleppen … Ach, komm schon, jetzt zieh nicht schon wieder so ein Gesicht.«
    »Ich glaube, dass ich nicht für die Ehe geschaffen bin, Rosa.«
    »Heute Morgen hat Don Mauro so wundervoll über die Ehe gesprochen, da habe ich fast Lust bekommen, selbst zu heiraten.«
    »Rosa, du gehst in die Kirche?«, fragte der Kommissar verblüfft.
    »Ich gehe immer zur Messe, warum?« Rosa schien ein wenig beleidigt.
    »Auch früher, als …«
    »Als was?«
    »Als du noch in diesem Haus gearbeitet hast?«, flüsterte der Kommissar.
    »Ach, du meinst, als ich noch als Hure gearbeitet habe?«
    »Sprich doch bitte etwas leiser«, sagte Casini und sah sich besorgt um.
    »Was ist? Schämst du dich etwa? Schau mal, sogar Jesus hatte ein Herz für Huren.«
    »Trotzdem muss es nicht die ganze Welt wissen.«
    »Das wissen alle, es steht im Evangelium.«
    »So habe ich es nicht gemeint …«
    »Wie auch immer, all meine Freundinnen vom Strich gehen zur Messe und sogar zur Kommunion.«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Im Grunde sind wir alle Heilige. Meinst du etwa, es ist leicht, diese Riesenbabys zu bemuttern, bei denen das Hirn in der Unterhose sitzt?«
    »Da muss ich dir wohl recht geben«, meinte Casini. Dann kam der Kellner mit dem ersten Gang, und sie aßen schweigend. Nach einer Weile musste Rosa grinsen und raunte Casini zu, dass sie einen alten Kunden entdeckt hatte.
    »Der mit der Brille und den weißen Haaren, der da bei der hässlichen Alten sitzt … wahrscheinlich seine Frau.«
    »Jetzt sei nicht gemein.«
    »Sie ist eine Schreckschraube, sag bloß, das stimmt nicht.« Sie wartete, bis ihr Blick dem des ehemaligen Freiers begegnete, dann winkte sie ihm schelmisch zu. Der Mann erstarrte, und nach ein paar Minuten begann er heftig auf seine Frau einzureden.
    »Du hast ihm den Abend verdorben«, meinte Casini.
    »Das ist ein Richter. Er hat immer von mir verlangt, dass ich ihn für schuldig erkläre und ihm dann den Hintern versohle. Nach allem, was ich für ihn getan habe, müsste er eigentlich auf Knien zu mir gekrochen kommen, um mir die Füße zu küssen, stattdessen tut er so, als würde er mich nicht kennen. Ist das nicht komisch?«
    »Für ihn nicht.«
    »Ich finde es komisch.« Sie winkte wieder zu ihm hinüber, und als sie ihm auch noch zuzwinkerte, wurde der Richter leichenblass.
    »Wenn du so weitermachst, wird ihm heute Abend mal seine eigene Frau den Hintern strammziehen«, meinte Casini lächelnd.
    »Ich kann nicht anders, ich hab einfach zu viel Spaß dabei. Weißt du eigentlich, wie oft ich ehemalige Freier treffe, wie sie Arm in Arm mit ihrer Frau spazieren gehen? Du kannst dir gar nicht vorstellen, was sie sich alles einfallen lassen, nur damit sie nicht auffliegen. Einer hat mal so getan, als würde er ohnmächtig, ein anderer wäre beinahe von einem Auto überfahren worden, aber die lustigsten sind die, die sich auf einmal auf ihre Gemahlin stürzen und sie leidenschaftlich küssen … Das ist so komisch …«
    »Immerhin haben die dir deine Wohnung bezahlt.«
    »Für das, was ich getan habe, hätten sie mir eigentlich den

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