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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jane Beaufrand
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entzweibrechen. Kam das Geräusch von dem Stamm oder von mir?
    Ich wollte mich daran festhalten, aber der Stamm rollte immer wieder herum. Ich bekam ihn nicht zu fassen. Schließlich stieß ich mich ab und versuchte aufzutauchen. Als ich panisch den Mund öffnete, spürte ich, wie das Schlammwasser in meine Lungen drang. Ich war dabei zu ertrinken.
    Rumms! Ich prallte gegen ein Hindernis, etwas Unbewegliches, Glitschiges. Mit aller Kraft versuchte ich, michdaran festzukrallen, doch meine Beine wurden schon von der Strömung weitergerissen. Ich spürte, wie ich langsam abglitt. Mit letzter Anstrengung hievte ich mich am Felsen hoch und blieb erschöpft darauf liegen.
    Um mich herum lächelte
la llorona
und vollführte Freudensprünge, streckte gierig ihre wässrigen Hände nach mir aus.
    Mir war, als hätte jemand meinen Namen gerufen.
    Ronnie!
    Ich sagte dem Fluss, er solle gefälligst den Mund halten. Schließlich gehörte ich ihm bereits.
    Ronnie!
    Schon wieder.
    Ich schaute auf. Vor mir am Ufer stand Tomás, solider als Wasser. Um den Hals trug er noch die Schlaufe, den Arm hatte er jedoch herausgenommen. Es sah aus, als hätte er sich einen peinlichen weißen Schal umgebunden.
    »Nimm meine Hand!« Er hielt sich an einem Ast fest und lehnte sich übers Wasser.
    »Dein Schlüsselbein!«, rief ich zurück.
    »Nimm sie einfach!«
Seine Stimme war lauter geworden, schriller und dringlicher. Und dann sprang er selbst hinein.
    »Oh mein Gott!«, sagte ich. Was für ein Idiot. Wusste er denn nicht, dass das lebensgefährlich war? Ich musste zu ihm.
    Auf der Hälfte zwischen Fels und Ufer erreichten wir uns. Er ergriff meine Hand und zog mich an sich. Gemeinsamriss uns die Strömung fort, rauf und runter und wieder rauf. Wenn ich unterging, würde ich ihn mitziehen.
    »So funktioniert das nicht!«, brüllte ich, als wir das nächste Mal auftauchten.
    »Ich lass dich nicht los!«
    Dann hatte das Auf und Ab plötzlich ein Ende. War er auf einen Felsen gestoßen? Aber warum bewegten wir uns dann langsam aufs Ufer zu?
    Ich spürte, wie ich aus dem Wasser gezerrt wurde und aufs Gras klatschte. Mühsam hob ich den Blick. Durch einen Regenschleier sah ich sie, nass und verdreckt, eine Menschenkette, die standhielt. Wie in dem Spiel aus meiner Kinderzeit:
Red rover. Red rover. Send Ronnie on over
. Mom und Dad und Ranger Dave, Tiny, Sheriff McGarry, die Brads. Und ganz vorne, halb im Wasser, aber aufrecht stand Mr Armstrong. Panisch huschten seine Augen umher.
    Am Ufer drehte mich jemand auf die Seite und schlug mir wieder und wieder auf den Rücken. Ich gab eimerweise Dreckbrühe von mir.
    »Sie wurde angeschossen. Wir müssen die Blutung stoppen. Ruft einen Krankenwagen.«
    Sand und Kiesel rieselten mir aus dem Mund.
    »Anderes Ufer«, sagte ich. »Haltet nach dem Ruderboot Ausschau.«
    »Alles wird gut, Ronnie«, hörte ich jemanden sagen. »Nun ruf doch endlich einer den verdammten Krankenwagen!«
    »Moment mal!«, sagte der böse Brad und beugte sich über mich. »Was hast du gesagt, Ronnie?«
    Ich wiederholte es. »Sucht nach dem Ruderboot. Von da bis zum Ende der Lichtung.«
    Die Brads wechselten einen Blick. »Bis der Krankenwagen kommt, gehen wir nirgendwohin«, entschied der gute Brad.
    Ich schüttelte gehetzt den Kopf. »Neinneinnein. Es ist ein Wohnmobil. Sie können damit einfach wegfahren.«
    Dad schaltete sich ein. »Wir kümmern uns schon um sie! Geht!«
    Die Brads rannten stromaufwärts. »Sie haben Petunia angeschossen«, versuchte ich ihnen noch hinterherzurufen, aber Tomás beruhigte mich, wie seine Mutter ihn letzte Nacht beruhigt hatte.
»Ya, gordita«
, sagte er und bettete meinen Kopf in seinen Schoß.
»Ya, ya, ya.«
    Jemand band mir das Bein knapp über dem Knie ab, ich verspürte überall Nadelstiche und vor meinen Augen flimmerte es. In der Ferne glaubte ich, ein Heulen zu vernehmen. Aber diesmal war es nicht
la llorona
, sondern Sirenen.
    »Kommen die meinetwegen?«
    »Das hoffe ich«, sagte Tomás.
    Doch statt lauter zu werden, wurden die Sirenen immer schwächer. Mir kam es vor, als würde ich unter Wasser gezogen. Bevor ich vollends das Bewusstsein verlor, sah ich noch etwas in der Strömung vorbeitreiben – es könnte ein Ast, könnte aber auch ein Arm gewesen sein. Bestimmtwar es ein Ast, denn niemand machte Anstalten, den Arm herauszuziehen.
    Mr Armstrong sah zu, wie er vorbeitrieb.
    Und Tomás schlang seine Arme nur noch fester um mich.

Ich sitze am Flussufer, wieder einmal führt der

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