Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
auf sein Angebot einzugehen.”
“Glaubst du wirklich, dass er so weit gehen würde?”, fragte Jenny skeptisch. “Er mag ein skrupelloser Kerl sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Verbrechen begehen würde, um an sein Ziel zu gelangen.”
“Und wie bezeichnest du seinen Versuch, mich zu erpressen? Und hat er dich nicht ebenfalls mit ziemlich unsauberen Mitteln unter Druck gesetzt?”
“Schon”, gab Jenny zu. “Aber wir sprechen hier immerhin von der mutwilligen Zerstörung fremden Eigentums. Außerdem hätten bei dieser Sache Menschen verletzt werden können! Ganz abgesehen davon: Sagtest du nicht, dass Lindh dir die Werft unbedingt abkaufen will?”
“Ach was, die Werft interessiert ihn doch gar nicht. Es geht ihm ausschließlich um das Grundstück.” Magnus machte eine alles umfassende Handbewegung. “Hier auf Vattenfå soll ein Luxushotel mit angeschlossener Wellnessoase entstehen. Nichts für Menschen mit kleinem Geldbeutel, versteht sich. Lindh weiß das, und deshalb will er das Gelände kaufen, um es danach gewinnbringend wieder abzustoßen. Mit diesem Feuer wollte er nur eines: mir klarmachen, wie ernst es ihm ist, nachdem ich ihm vor zwei Tagen klar und deutlich zu verstehen gegeben habe, dass ich nicht an ihn verkaufen werde.”
“Woher weißt du das denn alles?”, Jenny wirkte ehrlich überrascht. “Lindh hat mir nie verraten, was er hier auf Vattenfå vorhat und warum er so an deiner Werft interessiert ist.”
“Eines steht fest: Kein Stein wird mehr auf dem anderen stehen, wenn diese Leute mit Vattenfå fertig sind. Aber ich werde das nicht zulassen. Diese Insel ist mir ans Herz gewachsen. Ich habe hier einen Ort gefunden, an dem ich mich zu Hause fühle, und ich werde gewiss nicht kampflos das Feld räumen. Außerdem könnte ich das Magda und Fredrik nicht antun. Das Grundstück, auf dem ihr Haus steht, gehört genau genommen mit zur Werft. Die beiden haben ihr halbes Leben hier verbracht. Sollen Sie jetzt woanders noch einmal ganz von vorn anfangen? Aber das interessiert Lindh natürlich nicht. Ihm geht es nur um den Profit.”
“Was wirst du also unternehmen?”
Ratlos zuckte Magnus die Schultern. “Das weiß ich selbst noch nicht so genau. Vielleicht kann ich auch gar nichts tun, doch ich muss es wenigstens versuchen. Aber warum interessiert dich das eigentlich?” Er schüttelte den Kopf. “Ich werde einfach nicht schlau aus dir. Warum hilfst du mir?”
Verletzt wandte Jenny sich ab. Glaubte Magnus denn wirklich noch immer, dass sie hinter der Sache mit den Fotos steckte?
Was erwartest du? Immerhin weiß er von deiner Vereinbarung mit Olof Lindh. Eine Hand wäscht die andere, erinnerst du dich?
Sie atmete tief durch. “Bitte vergiss nicht, dass ich dir gegenüber von Anfang an mit offenen Karten gespielt habe. Ich wollte die Fiskfabrik retten, das stimmt. Das will ich noch immer. Aber ich war und bin nicht bereit, jeden Preis dafür zu zahlen.”
Magnus zog sie an sich. “Es tut mir leid”, sagte er leise. “Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Als ich diese Fotos sah …” Er schüttelte den Kopf. “Wahrscheinlich liegt es an meiner Vergangenheit. Das letzte Mal, als mich eine Frau um Hilfe bat, endete die Geschichte mit einer schrecklichen Tragödie. Ich will so etwas einfach nicht noch einmal erleben. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.”
Jenny nickte. Etwas Derartiges hatte sie sich bereits gedacht. Dennoch schmerzte sie sein Misstrauen.
Sie machte sich von ihm los. “Von mir hast du nichts zu befürchten”, sagte sie. “Ich habe deinen Entschluss akzeptiert, dass du dich von der Öffentlichkeit fernhalten willst. Wann wirst du endlich anfangen, mir zu vertrauen?”
“Das tue ich ja. Umso enttäuschter war ich, als mir diese Bilder in die Hände fielen. Ich nahm an, dass …”
“Dass ich eingeweiht war – ja, ich verstehe. Aber dein Misstrauen verletzt mich. Womöglich hätte ich dir nicht von meiner Vergangenheit erzählen sollen, aber ich dachte, du würdest begreifen, dass ich mich verändert habe.” Sie lächelte traurig. “Vielleicht ist es besser, wenn ich Fredrik bitte, mich an Land zu bringen.”
Sie wollte zurück zum Anleger gehen, doch Magnus hielt sie zurück. “Bitte bleib”, sagte er. Seine Stimme klang rau. “Es tut mir leid, Jenny. Wirklich.”
“Das glaube ich dir sogar, aber es ändert leider nichts an den Tatsachen. Du vertraust mir nicht. Schon möglich, dass du es gerne würdest, aber du
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