Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
gehört habe, wird die Fiskfabrik – so heißt die Einrichtung – aber wohl schon bald schließen müssen, weil das Geld vorne und hinten nicht reicht.”
Lars’ Frau Katrina, die ebenfalls angereist war, hob eine Braue. “Verstehe ich nicht. Für solche Fälle gibt es doch staatliche Förderungen.”
“Wie es darum bestellt ist, weiß ich nicht”, erwiderte Magda. “Aber inzwischen hat sich ja herausgestellt, dass hinter den Problemen der Fiskfabrik dieselbe Firma steckt, die auch unbedingt Magnus’ Grundstück hier auf Vattenfå kaufen wollte.”
“Lindh Investments.” Katrina nickte. “Ja, der Name ist mir ein Begriff – ebenso wie der des Inhabers. Die Methoden von Olof Lindh gefallen mir nicht. Er befindet sich oft hart an der Grenze zur Kriminalität.”
“Magnus verdächtigt ihn, für den Brand auf der Werft verantwortlich zu sein”, meldete sich nun erstmals Fredrik zu Wort. “Die Polizei hat zwar mittlerweile einen der Täter ausfindig gemacht, doch der schweigt sich über seinen Auftraggeber aus. Und dass er nicht auf eigene Faust gehandelt hat, davon bin ich überzeugt. Außerdem …”
Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu vollenden, denn in diesem Moment stürzte Jenny zur Haustür herein. “Magda, ich …” Als sie sich der Menschenansammlung im Björling-Haus bewusst wurde, stockte sie. “
Hej
, zusammen.”
Katrina erhob sich von ihrem Platz und ging auf den Neuankömmling zu. “Sie müssen Jenny Mälarsson sein”, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. “Wir haben schon sehr viel von Ihnen gehört.”
Magnus’ Maschine landete kurz vor dreiundzwanzig Uhr. Während des ganzen Fluges hatte er immerzu nur an Jenny denken können. Und als er nach der Landung seine Mailbox abhörte, hoffte er inständig auf eine Nachricht von Jenny. Doch nach der fünften Mitteilung von Fredrik, der ihn über die Ermittlungen der Polizei bezüglich der Brandstiftung auf dem Laufenden halten wollte, schaltete er das Gerät resigniert ab, ohne die restlichen Anrufe abzuhören.
Die Rückfahrt nach Lillebom brachte er zum größten Teil schweigend hinter sich. Ihm war nicht groß nach Reden zumute. Am Hafen bat er den Hafenmeister, per Funk Kontakt zu Fredrik aufzunehmen, damit dieser ihn abholte. Da es mindestens noch eine halbe Stunde dauern würde, ehe das Boot aus Vattenfå eintraf, ging er einer inneren Eingebung folgend zum Strand hinunter. Minutenlang schaute er einfach nur auf das Meer hinaus, dessen Oberfläche im fahlen Schein des Mondes silbrig glitzerte. Nichts war zu hören, außer dem Rauschen der Brandung. Es herrschte eine einzigartige Atmosphäre, erfüllt von vollkommener Ruhe und Frieden.
Eine Sternschnuppe fiel vom Himmel. Magnus wünschte sich nur eines: Jenny.
Was würde ich dafür geben, wenn du jetzt bei mir sein könntest.
Er schloss die Augen. Plötzlich – er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war – spürte er, dass er nicht mehr allein war. “Das ging ja schnell, Fredrik”, sagte er und drehte sich um.
Doch vor ihm stand nicht sein alter Freund und Mitarbeiter. Ungläubig starrte er die junge Frau an, deren blondes Haar wie Mondlicht schimmerte. “Jenny?”
“
Hej
, Magnus.”
Jenny ging das Herz auf vor lauter Liebe. Sie wusste nicht, wie sie es geschafft hatte, die vergangenen Tage ohne ihn zu überstehen. Aber sie wollte diese Erfahrung um keinen Preis der Welt wiederholen.
“Was … Wie kommst du hierher?”, fragte Magnus sichtlich irritiert. “Ich dachte, du bist noch immer in London.”
Sie lächelte scheu. “Ich habe es nicht lange dort ausgehalten. Mir fehlten das Land und die See. Seltsam eigentlich. Früher, als ich noch in Göteborg und Stockholm wohnte, machten mir die ganze Hektik und der Trubel nichts aus. Es scheint fast so, als habe Lillebom mich für alle Zeiten für die Großstadt verdorben.”
“Und hast du vielleicht noch etwas anderes vermisst?”
“Natürlich. Anni-Frid fehlte mir sehr, und auch die Kids aus der Fiskfabrik.”
“Und sonst eventuell noch jemanden?”, fragte er leise und schaute ihr direkt in die Augen.
“Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?” Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sein Blick hielt den ihren gefangen, machte sie atemlos. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt, ihm endlich wieder so nah zu sein. Jetzt war es vorbei mit ihrer Selbstbeherrschung.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste Magnus hingebungsvoll. Und nach kurzem Zögern
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