Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
“Wenn die Bürokraten uns hätten helfen wollen, wäre doch wohl längst etwas passiert.”
“Es sind, wie du schon richtig festgestellt hast, Bürokraten – und die tun bekanntlich überhaupt nichts, wenn man sie nicht mit der Nase darauf stößt.” Sie lächelte, obwohl ihr danach absolut nicht zumute war.
Im Grunde machte Jenny sich auch keine wirklich großen Hoffnungen, was einen finanziellen Zuschuss durch die Gemeinde betraf. Sie hatte mit Behörden bisher immer nur die Erfahrung gemacht, dass deren Mühlen ganz besonders langsam mahlten. Die Fiskfabrik benötigte die Unterstützung aber jetzt – in ein paar Monaten war es womöglich bereits zu spät.
Doch sie hatte keine Wahl. Sie wollte und konnte den Jugendtreff nicht einfach kampflos aufgeben. Sie musste zumindest versuchen, Torbens Andenken zu retten.
Es brodelte in Jenny, als sie eine Stunde später die Stufen der breiten Vortreppe des Gemeindehauses hinabstieg. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum niemand der Fiskfabrik helfen wollte. Wieso wurde heutzutage so viel Geld in sinnlose Dinge gesteckt, aber für wirklich Wichtiges blieb nichts übrig?
Der Beamte, der für die Bearbeitung ihres Antrags zuständig war, hatte ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mit einer finanziellen Unterstützung des Jugendtreffs nicht rechnen durfte. Die städtischen Kassen waren leer, da half es auch nicht, auf den großen Nutzen hinzuweisen, den die Einrichtung für die Region darstellte.
“
Hej
, Jenny!” Klara, ein vierzehnjähriges Mädchen, das zu den regelmäßigen Besuchern der Fiskfabrik gehörte, kam auf sie zugelaufen. “Sag mal, ist es wahr, dass ihr bald zumachen müsst?”
Überrascht schaute Jenny sie an. Anni-Frid und sie hatten bislang ihr Möglichstes getan, um ihre Sorgen und Probleme vor den Jugendlichen zu verbergen – woher also wusste Klara davon?
“Wie kommst du darauf?”
Das Mädchen hob die Schultern. “Ich war dabei, als meine Eltern darüber gesprochen haben. Meine Mutter arbeitet im Bauamt, weißt du? Angeblich will der neue Besitzer das Grundstück der Konservenfabrik schon wieder verkaufen.”
Jenny hob eine Braue. “Tatsächlich? Und weißt du auch zufällig, warum?”
“Irgendeine Supermarktkette ist interessiert. Die wollen wohl das Gebäude abreißen und ein Einkaufszentrum errichten. Aber das stimmt doch nicht, oder? Wo sollen wir denn dann hin? In Lillebom ist nichts los. Ohne die Fiskfabrik sind wir total aufgeschmissen!”
Jenny atmete tief durch. “Hör zu, es stimmt, dass wir in Schwierigkeiten stecken, aber darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen. Tu mir bitte den Gefallen und rede vorerst nicht mit den anderen darüber. Ich verspreche dir, dass ich mich um die Angelegenheit kümmern werde.”
“Wirklich?”
Beruhigend legte Jenny ihr eine Hand auf die Schulter. “Wirklich. Und jetzt mach, dass du zu deinen Freunden kommst!”
Klara gegenüber hatte Jenny sich betont zuversichtlich gegeben. In Wahrheit empfand sie aber nur eines: Verzweiflung. Wenn es stimmte, was das Mädchen sagte, war alles ein abgekartetes Spiel. Dann hatte Olof Lindh nie beabsichtigt, ihr auf die versprochene Weise entgegenzukommen. Und nach allem, was sie mittlerweile über ihn erfahren hatte, traute sie ihm ein solch hinterhältiges Verhalten durchaus zu.
Entschlossen nahm sie ihr Mobiltelefon aus der Tasche und wählte Lindhs Nummer, die sie abgespeichert hatte. Es dauerte nicht lange, bis er sich meldete.
“Was ist das für eine Geschichte, die mir da zu Ohren gekommen ist?”, stellte sie ihn zur Rede. “Die Fiskfabrik soll abgerissen und an ihrer Stelle ein Supermarkt gebaut werden?”
“Woher haben Sie diese Information?”
Jenny schloss die Augen. “Es stimmt also. Und Sie haben mich die ganze Zeit über im Glauben gelassen, dass Sie Ihre Vereinbarung erfüllen werden, wenn ich erfolgreich bin.”
“Da Sie das aber nicht waren, hat sich das ja sowieso erledigt.”
“Warum? Sie haben doch bekommen, was Sie wollten! Es ging Ihnen doch in Wahrheit nie um einen Artikel. Ich sollte Ihnen etwas liefern, mit dem Sie Magnus unter Druck setzen können.”
“Wenn Sie damit den Artikel im Dagsblick anspielen: Da Sie ja offenbar nicht in der Lage waren, Ihre Aufgabe zu erfüllen, musste ich mir eben selbst helfen. Die Bilder sind recht hübsch geworden, finden Sie nicht?”
“Was sind Sie bloß für ein Mensch? Und den Brand auf Vattenfå? Haben Sie den auch gelegt?”
“Na, wer wird
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