Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
die Fiskfabrik zu retten, und mochte sie auch noch so klein sein? Denn genauso verhielt es sich mit ihrer Arbeit für Olof Lindh: Er hatte ihr die Rettung des Jugendtreffs in Aussicht gestellt, doch als es dann ernst wurde, war sie nicht bereit gewesen, ihn, Magnus, zu verraten. Und nun hatte er mit ein paar unbedachten Worten alles kaputt gemacht.
Magnus Persson, was bist du für ein Idiot!
“Ich kenne diesen Blick”, riss Katrinas Stimme ihn aus seinen Gedanken. “Da steckt eine Frau dahinter, nicht wahr?”
“Wenn dir das dein weiblicher Instinkt gesagt hat, bin ich ehrlich beeindruckt.”
“Also tatsächlich eine Frau. Und wer ist die Glückliche? Die hübsche Blondine aus der Zeitung?”
“Ja. Ihr Name ist Jenny Mälarsson.” Magnus seufzte. “Aber ich fürchte, sie ist zurzeit nicht besonders glücklich – und zwar allein durch meine Schuld.” Er rieb sich den Nacken. “Ehrlich gesagt, habe ich mich wie ein ausgemachter Trottel benommen.”
“Wie mir scheint, sind sich die Persson-Brüder nicht nur in Bezug auf ihr Äußeres sehr ähnlich.” Seine Schwägerin schmunzelte. “Ihr habt alle drei ein Händchen dafür, die Frau, die euch liebt, zu verjagen. Vielleicht solltest du dich vor unserer Abreise noch mit ihr aussprechen. Ich setze mich solange in dieses hübsche Café an der Ecke.”
“Ich weiß nicht einmal, ob sie mich überhaupt sehen will.”
“Das wirst du nie herausfinden, wenn du nicht zu ihr gehst. Also los, trau dich. Das ist es wert, glaube mir. Und lass dir ruhig Zeit, ich habe es nicht sehr eilig.”
Magnus nickte. “Du hast recht, ich muss es wenigstens versuchen.”
Während er zu seinem Wagen ging, nahm er sein Handy aus der Jackentasche und wählte Jennys Nummer. Er ließ es mehrfach klingeln, doch niemand meldete sich. Danach versuchte er es in der Fiskfabrik, wo er aber nur Anni-Frid erwischte, die ihm besorgt mitteilte, dass Jenny am Morgen nicht zur Arbeit erschienen war.
Blieb nur noch ihre Wohnung, die sich, wie er wusste, ganz in der Nähe des Marktplatzes befand. Er ließ also den Wagen stehen und ging zu Fuß weiter. Als er schließlich vor dem Haus mit der eisblauen Fassade stand, zögerte er plötzlich. Was sollte er zu Jenny sagen, wenn er vor ihr stand?
Sag ihr einfach die Wahrheit: dass du sie liebst!
Von neuem Mut erfüllt, stieg er die schmale Vortreppe hinauf und betätigte die Klingel für das Dachgeschoss.
Er wartete, doch nichts geschah.
Er klingelte noch einmal, doch wieder blieb alles still.
Magnus senkte resigniert den Kopf. Jenny war also nicht in ihrem Apartment, und ihm blieb keine Zeit, den ganzen Ort nach ihr abzusuchen.
Schweren Herzens wandte er sich ab und kehrte zum Marktplatz zurück. Wenn er aus Kronsfjället zurückkehrte, würde er Katrinas Rat befolgen und sich mit Jenny aussprechen. Er konnte nur hoffen, dass es bis dahin nicht zu spät war.
“Du willst – was?” Fassungslos schaute Anni-Frid ihre beste Freundin an, die ihr gerade eröffnet hatte, dass sie Lillebom auf unbestimmte Zeit verlassen wollte. “Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst! Was soll denn aus der Fiskfabrik werden? Willst du einfach so aufgeben?”
Jenny hatte vorhin, beim Verlassen ihrer Wohnung, einen flüchtigen Blick in den Spiegel geworfen und sich dabei selbst kaum wiedererkannt. Kreidebleich, mit dunklen Ringen um den Augen, war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Kein Wunder, immerhin hatte sie in den vergangenen beiden Nächten insgesamt nur sechs Stunden geschlafen. Davon abgesehen verspürte sie kaum noch Appetit und hatte in der kurzen Zeit bereits zwei Kilo abgenommen.
Und das alles verdankte sie Magnus. Was sie auch tat, sie konnte immerzu nur an ihn denken. Er ging ihr einfach nicht aus dem Kopf, und es schien nichts zu geben, was sie dagegen unternehmen konnte. Erst recht nicht, wenn er nun auch noch bei ihr auftauchte.
Vom Balkon aus hatte sie beobachtet, wie er in Richtung Marktplatz davongegangen war, nachdem sie ihm trotz mehrmaligen Klingelns nicht geöffnet hatte. Ihr war klar, dass er wiederkommen würde – und was dann? Sie konnte sich doch nicht ewig verstecken.
Anni-Frid blickte ihre Freundin aufmerksam an und seufzte. “Himmel, du meinst es ernst, oder? Aber vielleicht ist es gar keine schlechte Idee. Weißt du eigentlich, dass du aussiehst wie ein wandelndes Gespenst? Irgendetwas muss passieren!”
“Und genau deshalb habe ich mich entschieden, nach London zu gehen. Ich habe dort einen Cousin, der mich
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