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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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seltsame kleine Neigungen zu beginnen! Ich wußte, daß
sie sich während der ganzen Fahrt dorthin insgeheim über mich lustig machte,
und auch noch, als wir angekommen waren. Ich hatte nichts dagegen. Ich war
diejenige, die zuletzt lachte! Als ich sie aufs Bett legte und ihr das Messer
zwischen die Rippen stieß!«
    Sie setzte sich aufrecht, und
ein Ausdruck kindlicher Mißbilligung erschien auf ihrem Gesicht, während ihre
Augen etwas Glasiges bekamen. »Elinor Brooks«, sagte sie mit dünner heller
Stimme, »war eine...«, und dann brach sie in einen Strom von Obszönitäten aus.
    Als Polnik und Kylie ein paar
Minuten später eintrafen, einen grünlich verfärbten Lubell im Schlepptau, war
sie noch in vollem Schwung. Ich fand im Kleiderschrank einen Mantel und legte
ihn ihr um die Schultern. Sie schien es gar nicht zu bemerken, als Polnik sie
am Ellbogen ergriff und sie sanft auf die Tür zuschob. Wahrscheinlich deshalb,
weil sie eben zum drittenmal bei einer detaillierten Schilderung von Elinor
Brooks’ Sünden angekommen war.
     
    Irgendwann kurz vor elf Uhr
kehrte ich in meine Wohnung zurück. Die schimmernde Vision saß auf der Couch,
überragt von einem kalten, unversöhnlichen Gesicht.
    »Willkommen daheim, Al
Wheeler«, sagte sie mit spröder Stimme. »Ich dachte schon, Sie seien tot.«
    »Entschuldigung«, sagte ich und
ließ mich vorsichtig ihr gegenüber in einem Sessel nieder. »Ich hatte Polnik
gebeten, Sie anzurufen.«
    »Das hat er getan«, sagte sie
grimmig. »Ich kann ihn wörtlich zitieren. >Der Lieutenant hat gesagt, ich
soll Ihnen ausrichten, er käme frühestens in zwei Stunden nach Hause, weil er
zu einer Striptease-Tänzerin gegangen ist.<«
    Ich zuckte zusammen. »So war’s
gar nicht.«
    »Sie meinen, Sie waren bei gar
keiner Striptease-Tänzerin?«
    »Doch, das schon, aber nur
weil...«
    »Geben Sie sich keine Mühe!« Sie
verzog die Lippen zu einem frostigen Lächeln. »Ich hasse unappetitliche
Erklärungen.« Die eine Braue senkte sich. »Sind Sie nicht hungrig?«
    »Ich bin sogar am Verhungern«,
sagte ich dankbar. »Können wir nicht...«
    »Gut.« Sie nickte kurz und
befriedigt. »Ich habe soviel von der Pâté gegessen, wie ich konnte, und auch
von dem Meeresgetier — der Hummer war übrigens ausgezeichnet — und habe dann
den Rest in den Abfallkübel geworfen!«
    »Ist das wahr?« Ich starrte sie
betroffen an. »Haben Sie auch vielleicht den Scotch in den Ausguß geleert?«
    »Nein.« In ihrer Stimme lag
echtes Bedauern. »Auf den Gedanken bin ich gar nicht gekommen.«
    Ich ging in die Küche hinaus
und nagte an einem Stück Käse, während ich zwei große Gläser Whisky eingoß.
Ihre Brauen senkten sich, als sie mich mit den beiden Drinks wieder
hereinkommen sah.
    »Sind Sie sicher, daß Sie noch
mehr Alkohol vertragen können?« sagte sie spöttisch. »Vermutlich haben Sie doch
die halbe Nacht durch mit Ihrer Freundin, der Striptease-Tänzerin, getrunken?«
    Ich gab ihr das Glas. »Nehmen
Sie es, Sie — Sie arbeitslose Hexe!«
    Ein verblüffter Ausdruck
erschien in ihren saphirblauen Augen, als sie das Glas ergriff. Ich ließ mich
im Sessel nieder und trank den größten Teil meines Scotchs. Dann starrte ich
sie finster an. »Ich bin zu ihr — zu der Striptease-Tänzerin — gegangen, um sie
wegen der Ermordung Elinor Brooks’ zu verhaften«, sagte ich langsam und betont.
»Deshalb wurde ich aufgehalten. Zuvor hatte ich das rauschende Vergnügen, in
Mr. Wagners Laden mit einem Burschen zusammenzustoßen, der nur eben
hereingekommen war, um mich umzubringen, was ihm auch beinahe gelungen wäre.
Und in dieser ganzen Zeit hatte ich weder etwas zu essen noch etwas zu
trinken!«
    »Al — «, sie blinzelte nervös,
»ich habe nur...«
    »Halten Sie den Mund«, sagte
ich. »Ich werde Ihnen mal eine wirklich interessante Neuigkeit mitteilen. Sie
sind ab sofort arbeitslos.«
    »Was?« Sie starrte mich an.
    »Mr. Wagner wird
schätzungsweise jetzt eben auf dem Weg zum County-Gefängnis sein. All diese
gespenstischen Schleicher, die in seinen Laden kamen — die, welche er
beharrlich selber bediente — , tauchten dort nicht auf, um Wäsche, sondern um
Heroin zu kaufen.«
    Einen Augenblick lang sah Nancy
aus, als träfe sie demnächst der Schlag, dann kam sie zu dem Schluß, daß
Alkohol sie möglicherweise retten könne; und es gab ein ungeheures Gegurgel,
als sie den Inhalt ihres Glases in einem Zug leerte.
    »Damit endet die Geschichte von
Mr. Wagner — zumindest für etwa zehn

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