Dunkler Engel
Augen, verlangsamte ihre Atmung und betete.
»Lieber Gott, bitte erhöre mich. Ich bin einer deiner Schützlinge, und ich muss dich um Vergebung bitten. Ich war schwach. Nein, ich bin schwach. Und ich brauche deine Hilfe, um diesen Tag zu überstehen. Ich habe mich von Geldgier und Macht leiten lassen. Ich hatte Angst und habe einen Fehler gemacht. Ich habe das Vertrauen verloren. Bitte vergib mir. Und bitte pass auf Derek auf. Ich liebe ihn.
Halt ihn in deiner Nähe. Und sage Sampson, dass ich ihn grüße und dass ich ihn vermisse. Danke. Amen.«
Rachel öffnete ihre Augen. Erleichtert, dass sie etwas empfand, stieg sie aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Ihr Gesicht war rot und aufgedunsen, die Augen blutunterlaufen. Erstaunlicherweise fühlte sie sich körperlich trotzdem gut, abgesehen von den Schlägen, die Zanus ihr verpasst hatte. Ihre Lippe war immer noch geschwollen.
Rachel stellte sich lange unter die heiße Dusche und zog sich dann an.
Sie fuhr mit dem Aufzug hinunter und betrat die Lobby, die ihr fremd erschien. Sie schaute sich um, so als hätte sie sie noch niemals zuvor gesehen. Das war nicht ihre Lobby. Es fehlte etwas.
»Derek fehlt«, flüsterte sie.
Ein Fremder - ein neuer Portier - schaute sie an. Er stand auf und kam auf sie zu.
»Guten Morgen, ich bin Sean ...«
Rachel ging an ihm vorbei, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Sie öffnete die Tür, bevor er es geschafft hatte, dort zu sein, und ging die Stufen hinunter. Sie hatte ihrem Fahrer gesagt, dass er sie an diesem Morgen nicht abholen sollte. Sie musste ein Taxi finden, doch sie hatte nicht die Absicht, den neuen Portier zu bitten, ihr eins zu rufen.
Angesichts dessen, was sie heute Morgen plante, würde sie sowieso aus diesem teuren Gebäude ausziehen müssen. Sie stellte fest, dass sie beinahe dankbar war. Sie ging bis zum Ende des Blocks, um sich ein Taxi zu nehmen.
Rachel stand vor Mr. Freemans Tür. Sie zögerte nur einen kurzen Augenblick, einfach lange genug, um ihre Nerven zu stählen.
»Die Liebe macht dich stark«, sagte sie zu sich selbst und klopfte an die Tür.
»Hallo, Rachel, bitte kommen Sie herein.« Freeman schaute sehr ernst drein. Vielleicht wusste er ja schon alles.
Rachel setzte sich in den Stuhl, der gegenüber von Freemans Schreibtisch stand. Sie presste ihre Hände fest ineinander und atmete einmal tief durch. Sie hatte die Szene in Gedanken schon tausendmal durchgespielt. Aber das machte es auch nicht leichter.
»Mr. Freeman ...«
»Was haben Sie mit Ihrer Lippe gemacht?«, fragte er.
»Ich ... oh, ich bin vor eine Tür gelaufen. Hören Sie zu, ich mache es jetzt für uns beide nicht noch schwieriger, als es ohnehin schon ist.
Ich werde jetzt sozusagen einfach die Karten auf den Tisch legen.«
Rachel räusperte sich. »Ich habe für einen Ihrer Kunden, Mr. Zanus, kürzlich ein paar illegale Geschäfte getätigt.«
Rachel sah, wie alle Farbe aus Mr. Freemans Gesicht wich. Er starrte sie an. Auf seiner Wange war ein nervöses Zucken zu beobachten. Er hatte bereits den Untergang seiner Firma vor Augen.
»Ich möchte Ihnen versichern«, sagte Rachel, »dass ich alle Schuld auf mich nehme. Sie werden da nicht mit hineingezogen. Niemand von Ihnen wird das.«
Freeman blinzelte. »Zanus! Was für ein Mr. Zanus? Wir haben keinen Kunden mit dem Namen Zanus.«
Rachel seufzte. »Sie wollen den Tatsachen offensichtlich nicht ins Auge sehen, Mr. Freeman. Mr. Andreas Zanus ist im System registriert.« Rachel deutete auf Freemans Computer.
Freeman begann, den Namen einzugeben. »Zanus. Z-A-N-U-S. Ist das die richtige Schreibweise?« »Ja, das ist sie.«
Freeman schüttelte den Kopf. »Ich finde ihn nicht.« Er schaute wieder zu Rachel, die auf den Bildschirm des Computers starrte.
Er hatte recht. Da gab es keinen Zanus.
Freeman sah wieder zu ihr. »Warum setzen Sie sich nicht hin, Rachel«, sagte er leise. »Hier, nehmen Sie ein Glas Wasser.«
Rachel setzte sich. Sie führte das Glas zu ihren Lippen, konnte allerdings keinen Schluck nehmen. In ihrem Kopf drehte sich alles.
»Aber was ist mit dem Euro ? Dem Markt ? Gestern ... die Katastrophe ...«
»Katastrophe?« Freeman starrte sie mit einer Ratlosigkeit an, die sich schnell in Sorge verwandelte. »Rachel, Sie haben in der letzten Zeit fürchterlich hart gearbeitet. Ich fürchte, Sie leiden am Burn-out-Syndrom. Ich habe das schon einmal gesehen. Nicht genug Schlaf.
Nicht genug zu essen. Vielleicht sollten Sie sich ein wenig Urlaub nehmen und sich
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