Dunkler Rausch der Sinne

Sie brannte darauf, endlich weiterzumachen.
Als die Gruppe versammelt war, musterte sie jeden eingehend, um sicherzugehen,
dass Drake sich nicht eingeschmuggelt hatte. »Wir durchkämmen das gesamte
Gebäude. Tom, du gehst mit ihnen nach oben. Nehmt alles unter die Lupe, egal,
wie lächerlich es euch vorkommt. Schaut in die Belüftungsschächte, unter
Schreibtischen, überall, wo er hineinpassen könnte. Er versteht es unheimlich
gut, sich zu verstecken, ohne bemerkt zu werden. Jeder von euch bekommt eine
Nummer, und ihr zählt in regelmäßigen Abständen durch, damit er sich nicht
unter euch mischen kann. Keiner von euch geht allein, und denkt immer daran,
dass er ein erstklassig geschulter Killer ist. Zögert nicht, ihn zu töten, denn
er wird nicht zögern, das Gleiche mit euch zu tun. Fangt oben an, und überlasst
nichts dem Zufall. Ich bleibe über Funk mit euch in Verbindung. Ich gehe in den
Keller und schaue mich dort um. Weiß einer von euch zufällig, wie viele
Gefangene unten sind?«
    »Ein betrunkener Autofahrer, zwei kleine Diebe und dieser Terry Stevens
warten auf ihren Abtransport.«
    »Und
die Polizisten?«
    »Zwei
- Kitter und Halibut«, antwortete Tom.
    »Es kann losgehen«, sagte Jaxon. »Seid vorsichtig. Er ist extrem
gefährlich.«
    »Nimm
jemanden mit, Jaxx«, drängte Tom sie.
    »Ich will nur nachsehen, ob da unten alles in Ordnung ist. Kitter und
Halibut können mich begleiten.« Das Kellergeschoss war ein Labyrinth aus
Gängen, Archiven und Zellen. Jaxon hatte eine starke Vorahnung in Bezug auf den
Keller. Es war zwar durchaus möglich, dass Drake sich oben aufhielt, aber sie
bezweifelte es. Sie würde nicht zulassen, dass noch einer ihrer Freunde starb,
nur weil er mit ihr arbeitete oder mit ihr sprach.
    Das alles hatte mit ihr angefangen. Sie konnte sich an keine Zeit ihres
Lebens erinnern, in der sie Tyler Drake nicht gekannt hatte. Er war in ihrem
Leben eine größere Konstante gewesen als ihr Vater oder ihre Mutter, aber
daraus war ein besessenes, krankhaftes, zerstörerisches Element geworden. Drake
hatte ihren Vater getötet, um seinen Platz in ihrem Leben einzunehmen. Ihre
Mutter und ihr Bruder waren vernichtet worden, damit er sie ganz für sich
allein haben konnte. Sie war es, die seinem Morden ein für allemal ein Ende
machen musste.
    Jaxon verdrängte die anderen
aus ihren Gedanken, als sie die Treppe hinunterlief. Sie bewegte sich so leise,
dass nicht einmal ein Rascheln ihrer Kleidung sie verriet. Mit jedem Schritt
wurde ihr flauer. Sie war auf der richtigen Fährte. Die Beleuchtung am Ende
der Treppe war gedämpft und wurde noch schwächer, als sie unten ankam. Es
machte ihr nichts aus. Ihre Sehschärfe war unglaublich.
    Lucian ? Sie rief nach ihm, noch bevor es ihr wirklich bewusst
war.
    Er war hier, mein Engel. Wir haben
zwei der Polizeibeamten tot in ihrem Streifenwagen gefunden. Man hat mehrfach
auf sie eingestochen.
    Sie schwieg einen Moment, um über diese Nachricht nachzudenken. Bist du sicher, dass es
Drake warP Sie konnte sich nicht irren. Das war völlig ausgeschlossen. War es möglich,
dass sie nach all der Zeit ihren sechsten Sinn verlor, der immer Alarm schlug,
wenn Gefahr drohte? Vielleicht litt sie an den Nachwirkungen der vielen Morde,
die sie vor kurzem gesehen hatte.
    Der Eindruck ist derselbe wie vorhin
in den Wohnungen. Und ihre Augen sind ausgestochen worden. Seltsam ist nur,
dass ich seinen Geruch nicht wahrnehme und ihn auf diese Weise nicht aufspüren
kann. Dasselbe ist mir schon in deinem Wohnhaus aufgefallen. Es gab keine
Spur, die ich hätte aufnehmen können.
    Was passiert, wenn du die
Umgebungüberprüfst? Du scheinst immer ganz genau zu wissen, wo sich jemand
aufliält.
    Im Gebäude halten sich mehrere Leute
auf, aber ich kann nicht feststellen, wer es ist. Keiner von ihnen redet, und
der Fernseher läuft. Ich gehe jetzt hinein.
    Sei vorsichtig, Lucian. Es ist eine
Falle. Drake will deinen Tod. Die anderen bedeuten ihm nichts. Du bist
derjenige, an den er herankommen will.
    Niemand wird mich sehen, Liebes,
wenn ich es nicht wünsche.
    Sei trotzdem vorsichtig. Sie ließ zu, dass die
Verbindung allmählich abbrach. Das Gefühl in ihrem Magen war immer noch
vorhanden. Irgendetwas Böses lauerte in diesem Gebäude ihren Freunden auf, und
es musste einfach Drake sein. Vielleicht war Drake vorher bei Barry gewesen,
um möglichst viele Leute vom Revier abzuziehen.
    Jaxon ging weiter und setzte ihre geschärften Sinne ein, um die
Polizisten, die Gefangenen