Dunkler Rausch der Sinne
sie sich ihm
zuneigte, ein Teil von ihm wurde, sich warm und geborgen fühlte.
»Es gibt keinen Grund, unglücklich zu sein, Liebes. Das kann ich nicht
zulassen. Es tut mir weh.« Sein Daumen strich über ihre Haut und schickte
Hitzewellen durch ihren Blutstrom. »Niemand kann dir etwas tun.«
»Ich mache mir nicht um mich Sorgen, Sie Idiot!« Jaxon provozierte ihn
bewusst. Er schien nicht zu begreifen, in welcher Gefahr er schwebte. Er war
tatsächlich arrogant.
Plötzlich veränderte sich sein Verhalten völlig. Sein Lächeln
verblasste und seine Augen wurden kalt wie Eis. Er wandte den Kopf zum Fenster.
Das Raubtier in ihm war nicht zu übersehen. Er war zum Jäger geworden.
Verschwunden waren Sanftmut und Freundlichkeit, und was blieb, war ein Krieger
ohne Skrupel, die ihn behindern könnten.
»Bleib hier, Jaxon«, murmelte er beinahe geistesabwesend und offenbar
ohne daran zu zweifeln, dass sein Befehl befolgt wurde. »Ich bin gleich wieder
da.«
Und dann war er verschwunden, einfach so. Ein Lidschlag und er war
nicht mehr im Zimmer. Jaxon saß im Bett und tastete mit der Hand nach ihrer
Pistole. Ihre Finger legten sich um die Waffe - eine Verlängerung ihres Arms.
Sie spürte jetzt, was auch gerade Lucian gespürt hatte, die Dunkelheit, die
sich in ihre Welt stahl. Sie schlich sich langsam an, drang in ihr Denken ein,
so verstohlen, dass Jaxon zunächst nichts bemerkt hatte. Die Gefahr hatte ihren
Weg an diesen Ort der Sicherheit gefunden.
Das Gefühl war so überwältigend stark, dass Jaxon beinahe keine Luft
bekam. Wer auch immer dort draußen lauerte, war durch und durch böse. Sie war
überzeugt, dass Tyler Drake sie wieder einmal aufgespürt hatte. Er war
erbarmungslos in seiner Rolle des Verfolgers. Unbesiegbar. Niemand war je nah
genug an ihn herangekommen, um ihn auch nur zu verwunden. Ertötete, wie es ihm
gefiel.
Einmal, nachdem er erst ihre Familie und später ihre Pflegefamilie
umgebracht hatte, war es eine Nachbarin von Jaxon gewesen, mit der sie gern
gelegentlich Kaffee trank - eine junge Frau im Rollstuhl mit ungeheurer Lebensfreude
und einem stets bereiten Lächeln. Seit damals hatte Jaxon sich enge
Freundschaften versagt. Selbst in der Arbeit sorgte sie dafür, den Anschein zu
erwecken, sie würde häufig ihre Partner wechseln. In der Öffentlichkeit
lächelte sie ihre Kollegen nie an oder zeigte Freude an ihrer Gesellschaft, um
Tylers Mordlust nicht zu wecken. Die momentane Situation - Jaxon allein im Haus
eines Mannes - war das perfekte Szenario, um Tyler erneut zu provozieren, einen
von Rache besessenen Irren, der entschlossen war, Lucian zu töten.
Lucian war sich offensichtlich nicht im Klaren darüber, wie umfassend
Tylers Training bei den Navy SEALs gewesen war. Er war wie ein Chamäleon, das
sich jeder Umgebung anpasste.
Als hervorragender
Scharfschütze traf er sein Ziel selbst aus großer Entfernung. Jaxon war
bewusst, dass Lucian ein gefährlicher Mann war. Es zeigte sich in seinen
Augen, an der Haltung seiner Schultern, dem selbstbewussten Gang, an der Art,
wie er sich bewegte. Aber das hieß nicht, dass Tyler Drake ihn nicht ebenso
erledigen konnte, wie er ihren Vater und Russell Andrews, ihren Pflegevater,
ausgeschaltet hatte.
Jaxon schlug die Rettdecke zurück. Sie war nur mit einem seidenen
Männerhemd bekleidet. Da sie klein war, fiel ihr das Hemd weit über die Knie, aber
abgesehen davon, waren Kleidungsfragen im Moment das Letzte, worum sie sich
Sorgen machte. Das Gefühl von Gefahrwar stärker denn je. Lucian hatte Probleme,
und sie musste zu ihm. Er kannte sie doch kaum, wusste nicht, wie gut gedrillt
sie war und wie sehr sie ihm von Nutzen sein konnte.
Aufzustehen erwies sich als schwieriger, als sie gedacht hatte. Sie
hatte tagelang nur gelegen. Ihre Reine fühlten sich wackelig an, und sie war
sehr schwach. Ohne auf den Protest ihres Körpers zu achten, ging sie auf die
Tür zu, sorgsam darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Sie kannte den
Grundriss des Hauses nicht, und nach der Größe ihres Zimmers zu urteilen war
das Gebäude sehr weitläufig, aber sie zweifelte nicht daran, dass sie Lucian
finden würde. Sie fühlte sich innerlich mit ihm verbunden. Sie würde nicht
zulassen, dass ihm etwas zustieß. So einfach war das für Jaxon. Sie würde nicht
zulassen, dass er verletzt wurde, aus welchem Grund auch immer, und schon gar
nicht ihretwegen.
Von ihrem Schlafzimmer kam man in einen langen Vorraum mit einer
geschwungenen Treppe an jedem Ende. Die
Weitere Kostenlose Bücher