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Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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fest.
Wenn Tyler so war wie jetzt, hielt sie Mathew möglichst von ihm fern. Manchmal
schien er ihren Bruder richtig zu hassen. Seine Augen wurden kalt und böse,
wenn sie auf dem kleinen Jungen ruhten, vor allem, wenn Mathew weinte. Tyler
mochte es nicht, wenn jemand weinte, und Mathew war noch so klein, dass er
über jeden noch so winzigen Kratzer weinte - oder wenn Tyler ihn finster
anstarrte.
    Jaxon holte tief Luft und stellte sich vor die Schlafzimmertür. Sie
konnte es einfach nicht fassen, wie Tyler ihre Mutter und Mathew behandelte.
Sie liebte Tyler. Sie hatte ihn schon immer geliebt. Er verbrachte ganze
Stunden damit, aus Jaxon einen Soldaten zu machen, und alles an ihr sprach auf
das körperliche Training an. Ihr gefielen die schwierigen Aufgaben, die er ihr
stellte. Sie konnte in Rekordzeit auf nahezu unbezwingbare Klippen klettern und
durch schmale Tunnel rutschen. Draußen auf dem Schießstand oder beim Nahkampf
war sie in ihrem Element. Jaxon konnte mittlerweile sogar Tylers Spur
aufnehmen, etwas, das nur die wenigsten Männer in seiner Einheit schafften. Darauf
war sie besonders stolz. Tyler schien viel Freude an ihr zu haben und
behandelte sie immer sehr liebevoll. Sie hatte geglaubt, dass er ihre Familie
mit derselben unverbrüchlichen Treue liebte wie sie. Jetzt war sie völlig
durcheinander und sehnte sich nach einer Mutter, mit der sie über all das
hätte reden können. Jaxon kam allmählich dahinter, dass sich hinter dem unbekümmerten
Charme ihres Stiefvaters das zwanghafte Bedürfnis verbarg, seine Welt und die
Menschen, die in ihr lebten, zu beherrschen. Rebecca und Mathew entsprachen
nicht seinen hohen Anforderungen, und das ließ er die beiden bitter büßen.
    Jaxon holte tief Luft und stieß die Tür lautlos einen Spalt weit auf.
Sie stand völlig regungslos da, wie Tyler es ihr für gefährliche Situationen
beigebracht hatte. Tyler drückte ihre Mutter an die Wand und quetschte ihr mit
einer Hand die Kehle zu. Re- beccas Augen quollen hervor und waren vor
Entsetzen weit aufgerissen. »Es war so leicht, Rebecca. Er hielt sich immer
für so gut, dachte, niemand könnte ihm etwas anhaben, aber ich habe es
geschafft. Und jetzt habe ich dich und seine Kinder, genau wie ich es ihm
gesagt habe. Ich stand über ihm und sah zu, wie er starb, und ich lachte. Er
wusste, was ich mit dir machen würde - dafür habe ich gesorgt. Du warst schon
immer so nutzlos. Ich sagte ihm, ich würde dir eine Chance geben, aber du hast
es einfach nicht geschafft, stimmt s ? Er hat dich genauso verwöhnt, wie es
vor ihm dein Daddy gemacht hat. Rebecca, die kleine Prinzessin. Du hast immer
auf uns herabgeschaut. Du hast immer geglaubt, du wärst etwas Besseres als wir,
nur wegen all deines Geldes.« Er beugte sich so weit vor, dass seine Stirn an
Rebeccas stieß, und feiner Speichel besprühte ihr Gesicht, als er jedes einzelne
Wort hasserfüllt hervorstieß. »All dein tolles Geld würde jetzt an mich fallen,
wenn dir etwas zustieße, ist es nicht so?« Er schüttelte sie wie eine
Stoffpuppe, was bei einer so zarten Erscheinung wie Rebecca nicht schwer war.
    In diesem Moment wusste Jaxon, dass Tyler Rebecca umbringen würde. Er
hasste sie, und er hasste Mathew. Obwohl sie seine Worte aus dem Zusammenhang
gerissen gehört hatte, war Jaxon intelligent genug, um zu erfassen, dass Tyler
offensichtlich ihren Vater ermordet hatte. Beide waren Navy-SEALs und bestimmt
nicht leicht zu töten, aber ihr Vater hatte mit Sicherheit nicht erwartet, von
seinem besten Freund verraten zu werden.
    Sie konnte sehen, dass Rebecca mit Blicken versuchte, sie zum Gehen zu
bewegen. Rebecca hatte Angst um Jaxon, Angst, dass Tylers Zorn sich gegen sie
richten würde, wenn sie sich einmischte.
    »Daddy?« Jaxon sprach das Wort bewusst unbefangen in die
unheilschwangere Stille. »Irgendwas hat mich geweckt. Ich habe schlecht
geträumt. Kannst du ein bisschen bei mir am Bett sitzen? Es macht dir doch
nichts aus, Mommy?«
    Es dauerte ein paar Augenblicke, ehe die Anspannung aus Tylers starren
Schultern wich. Seine Finger lockerten langsam ihren Griff um Rebeccas Hals.
Sie bekam wieder Luft in die Lungen, kauerte sich aber immer noch wie gelähmt
vor Entsetzen an die Wand und versuchte, den Husten zu unterdrücken, der in
ihrer rauen Kehle kratzte. Ihr Blick ruhte verzweifelt auf Jaxon und warnte
ihre Tochter wortlos vor der drohenden Gefahr. Tyler war völlig verrückt, ein
Killer, und es gab kein Entkommen vor ihm. Er hatte sie gewarnt, was

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