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Dunkler Schnee (German Edition)

Dunkler Schnee (German Edition)

Titel: Dunkler Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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Fußboden ist. „Oh, Gott!“, entfährt es ihr erneut, denn sie sieht Alexander Rose, den vielversprechenden Sozius, irgendwie kaputt an der Windschutzscheibe kleben. Unmöglich, dass er sie gerufen haben könnte. Er sieht aus, als würde er grinsen, wenn da nicht dieser merkwürdig maskenhafte Blick wäre, den er aus seinem ebenso merkwürdig abgeknickten Kopf schickt. Aber wer war es dann? Egal, sie schiebt sich in den Schnee hinaus, froh diesen Druck vom Kopf endlich los zu sein. Sie verharrt ein paar Sekunden mit dem Oberkörper im Schnee liegend, bevor sie auch den Rest ihres Körpers nach draußen befördert.
    „Himmel, nochmal“, stöhnt sie und sammelt die Gedanken. Der Frost dringt von allen Seiten in sie ein, doch wenigstens bekommt die Welt trotz Dunkelheit allmählich ihre normale Ausrichtung zurück. Und wieder hört sie jemanden rufen.
    Wer kann das sein?
    Dann brechen die Geschehnisse der letzten Stunde mit Wucht in ihre Erinnerung. Plötzlich ist alles wieder klar. Georg ist auf seinem Fahrersitz eingeklemmt. Er sitzt in der Klemme! Sie wischt sich im Aufstehen das Blut vom Gesicht und wankt zum Bug des Fahrzeugs, dessen Räder wie Hilfe suchend zum Schnee gesättigten Himmel greifen. Georg in der Klemme! Was für ein schönes Gefühl! Sie kann ein Grinsen nicht unterdrücken, als sie die Fahrertür öffnet und Georg schwer verletzt in seinem Gurt hängen sieht.
    „Tut’s weh?“, fragt sie und hockt sich vor ihn hin.
    „Hilf mir!“, stöhnt Georg.
    „Warum sollte ich das tun? Damit du mich nochmal erpressen kannst?“
    „Bitte!“
    „Bitte was?“
    „Hilf mir! Du kannst mich doch nicht hängen lassen!“
    „Wie treffend, Herr Müller.“ Marisa genießt diesen Rollenwechsel, auch wenn ihr die eigenen Worte schon gespenstisch vorkommen. Sie will ihn leiden sehen, er soll betteln, flehen, soll einsehen, dass er kleiner als klein ist, dass er nichts zu sagen hat und jetzt, in diesem Moment, von ihrem Gutdünken abhängig ist.
    „Och, Georg, was krieg ich denn dafür, dass ich dir hier raushelfe?“
    „Marisa, bitte … du kannst den Schmuck behalten.“
    „Was soll ich denn mit dem Schmuck? Fällt dir nichts Besseres ein?“ Sie hört Motorengeräusch von der Straße kommen. Mit einem Satz springt sie auf. Doch der Van liegt zu tief, als dass man ihn von der Straße sehen könnte. Dunkelheit, Schnee, kein Handy mehr – denkbar schlechte Voraussetzungen, die Nacht zu überstehen. Mit einmal bekommt sie es mit der Angst zu tun. „Hierher!“, ruft sie, doch der Versuch ist mehr als kläglich. Panik flackert in ihr auf. Was soll sie tun? Unschlüssig sieht sie auf das Unfallfahrzeug, auf den jämmerlichen Fahrer darin mit dem Toten an dessen Seite …
    Sie beugt sich wieder zu Georg. „Okay, ich hole dich raus, wenn du mir die Wahrheit über die ganze Sache sagst!“
    „Ja, bitte, mach schnell!“ Erbärmlich klingt Georgs Flehen in ihren Ohren und still genießt sie diese absurde Emotion. „Wo ist deine Waffe?“
    „Keine Ahnung.“ Georgs Stimme wird schwächer.
    Mit Abscheu tastet sie den Mann ab, spürt das kalte Metall der Pistole endlich in der Jackentasche und zieht die Waffe mit Daumen und Zeigefinger heraus. Angewidert wirft sie sie weit von sich in den Schnee. Sie macht sich daran, den Gurt des Fahrersitzes zu lösen, und vermeidet es, den leblosen Körper Alexanders anzusehen. Georg rutscht ein Stückchen weiter nach unten, sein Kinn liegt fast auf der Brust. Beherzt greift Marisa Georg unter die Arme und zieht mit aller Kraft. Sie schafft es, ihn unter größter Anstrengung so zu bewegen, dass sein Kopf auf dem schneebedeckten Boden zu liegen kommt. Seine Beine scheinen festzustecken. Nach ein paar Minuten Kräftesammeln kommt sie immer noch nicht weiter.
    „Sag!“, fordert sie ihn auf. „Was sollte das? Was hast du dir dabei gedacht?“ Sie fühlt plötzlich wieder diese übermächtige Wut. Sie schlägt nach Georg, steht auf und tritt ihm in die Seite. Er stöhnt laut auf. „Sprich, du gottverdammtes Schwein!“ Ihre Stimme schwillt an. „Du hast meinen Hund getötet, du Bastard!“
    „Das war seine Idee“, antwortet Georg schwach und zeigt mit leicht angehobener Hand auf das Wageninnere.
    „Ach so, jetzt da der da tot ist, war sicher alles seine Idee, nicht wahr?“
    „Nein, nein, nicht alles.“ Georg atmet schwer. „Aber das mit dem Hund war wirklich er.“ Marisa sagt nichts, sie starrt ihn an und weiß nicht, was als Nächstes kommt. Sie weiß nur, dass

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