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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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wünschte. Diese Troi wollte, daß ihm das klar wurde – oder vielmehr, daß er sich daran erinnerte. Die Berührung hatte auch etwas unbehaglich Sexuelles an sich gehabt – als würde man jemanden streicheln, ohne daß dieser es erlaubt hatte oder es sich wünschte. Das Auftreten dieser Frau deutete an, daß diese kleinen Belästigungen ihr ein Vergnügen bereiteten, dem sie frönte, wann immer es ihr gefiel. Und die Furcht, die er bei den anderen Crewmitgliedern wahrgenommen hatte, deutete darauf hin, daß in ihrer Gegenwart niemand sicher war. Nicht mal Riker , dachte Picard, als er sich an die zögernde, verdrossene Wut erinnerte, mit der der Erste Offizier während des Scans sich vom Sitz in der Mitte erhoben hatte, damit sie dort Platz nehmen konnte. Hier war eine Gefahr, die genauso konkret war wie die Obszönitäten in den Tiefen dieses Schiffes, die Waffen, mit denen man ganze Planeten auslöschen konnte, die Atomraketen...
    Der Turbolift hielt an. Picard trat langsam hinaus und sah sich sorgfältig um. Zumindest in diesem Universum schien es sicherer zu sein, die paranoiden Neigungen auszuleben, wollte man keine böse Überraschung erleben. Der Gang war leer; das Salutieren blieb ihm also erspart. Er ging vorsichtig weiter und bemühte sich, nicht eilig zu wirken, obwohl all seine Sinne ihm zuriefen, daß es hier keine Sicherheit gab. Er dachte an Geordi und seine eigene Troi, die in diesem winzigen Lagerraum hockten und auf ihn warteten.
    Hinter sich hörte er das leise Geräusch, mit dem die Tür des Turbolifts sich öffnete. Er drehte sich um und war noch während der Bewegung beschämt darüber, daß er seine Nervosität so offen zeigte...
    Doch sie bewahrte ihn davor, daß der auf Betäubung eingestellte Phaserstrahl ihn an der ungünstigsten Stelle traf, am Rückgrat und Hinterkopf; ein Treffer dort hätte ihn unweigerlich völlig handlungsunfähig gemacht. Statt dessen traf er ihn an der Seite, und sein abgewandter Körper bot ein minimales Ziel, gab dem Phaserstrahl weniger Trefffläche. Trotzdem brach er zusammen, während all seine Nerven zu brennen schienen und er nicht mal die Hände ausstrecken konnte, um seinen Sturz zu dämpfen. Die Wucht des Aufschlags, die er im gesamten Körper verspürte, war fast so schlimm wie die Betäubung selbst. Er hörte das Geräusch schneller Schritte, konnte aber nicht das geringste unternehmen, lag einfach hilflos da, und seine Glieder verweigerten ihm den Gehorsam. So eine Torheit , sagte eine strenge Stimme in seinem Hinterkopf, sich an einem Ort, an dem ein Captain persönliche Leibwächter braucht , allein
    zu bewegen.
    Die Schritte verstummten. Jemand ging neben ihm in die Hocke. Er konnte die Person nicht sehen, spürte aber ihren rauhen Atem direkt über seinem Kopf. Er fühlte schwach, daß jemand an seiner Taille herumfummelte – und dann den Stich eines scharfen Gegenstands zwischen seinem Kinn und dem weichen Teil seiner Kehle.
    »Endlich«, flüsterte die Stimme heiser. »Endlich. Es mußte so kommen: Selbst Sie mußten irgendwann mal unvorsichtig werden. Darauf warte ich seit Jahren. Seit ich denken kann...«
    Nach einer Betäubung, sagte die nüchterne Stimme in seinem Hinterkopf, hast du nur eine Chance: Ruhe dich aus, schone deine Kräfte. Warte auf den richtigen Augenblick: Wähle dein Ziel genau aus. Dann gib alles, was du hast, denn das ist zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht sehr viel. Eigentlich steht nur die Überraschung auf deiner Seite, denn niemand rechnet damit, daß eine mit einem Phaser betäubte Person überhaupt noch etwas tun kann.
    Die flüsternde Stimme, die so dicht über seinem Gesicht war, daß er jetzt tatsächlich den Atem spüren konnte, verriet ihm, wo die Kehle war. Er lag auf dem Rücken, soviel konnte er sagen. Er spürte auch, daß der spitze Gegenstand etwas tiefer in seine Kehle gedrückt wurde. »Jetzt wird man mich wahrscheinlich zum Lieutenant befördern«, flüsterte die Stimme. »Aber darauf kommt es mir nicht an. Ich tue das für meinen Vater...«
    Picard wälzte sich herum und rammte, so fest er konnte, den linken Unterarm seitwärts gegen den Hals der Person, die sich über ihn beugte. Der scharfe Gegenstand wurde von seiner Kehle zurückgezogen, als er sich herumrollte und den anderen Körper unter sich begrub. Mit der jetzt freien Hand fand er die Kehle des Angreifers und drückte den linken Unterarm darauf. Etwas schepperte. Mein Messer , dachte er. Das Geräusch klang ganz so, als wäre es

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