Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
Vom Netzwerk:
außer Reichweite gerutscht. Er legte sein gesamtes Gewicht auf den Unterarm und hörte schrecklich befriedigende rasselnde Geräusche, mit denen jemand nach Luft rang.
    Sein Blick wurde allmählich klarer. Er stellte fest, daß er auf Wesley Crushers Gesicht starrte, das einen interessanten puterroten Farbton annahm. Picard lockerte den Druck – aber nicht sehr. »Mr. Crusher«, knurrte er, »Sie haben mir einiges zu erklären.«
    Der junge Mann keuchte und hustete und sah Picard in die Augen. »Töten Sie mich einfach und bringen Sie es hinter sich«, schnaubte er. »Tun Sie doch nicht so, als wäre Ihnen das nicht schon längst in den Sinn gekommen.«
    Picard enthielt sich jeden Kommentars und entschloß sich, zuerst einmal den Unschuldigen zu spielen. »Warum sollte ich Sie töten wollen?«
    Fähnrich Crusher lachte verbittert. »Der Konsequenz halber. Wäre das nicht viel ordentlicher? Dann hätten Sie gründlich aufgeräumt. Zwei Crushers tot, und eine so gut wie.«
    Picard starrte ihn entsetzt an. Plötzlich wurde ihm schlecht, und er wußte nicht, ob das an der Betäubung oder an dem furchtbaren Verdacht lag, der in ihm emporstieg. Zumindest fühlte er sich wieder stark genug, um sich zu erheben.
    Er riß dabei Wesley ebenfalls auf die Füße. »Wieso haben Sie sich von Ihrem Posten entfernt?« sagte er, drückte den Fähnrich an der Kehle gegen die Wand und zog seinen Phaser.
    Wesley lachte erneut, ein schreckliches, bitteres, verlorenes Geräusch, schaute trotzig drein und drehte tatsächlich den Kopf und spuckte neben Picards Füßen auf den Boden. »Als würden Riker und Troi mich nicht gehen lassen! Sie wußten, was ich vorhatte. Seit langem machen alle ihre Scherze darüber. Aber Sie haben mir die Gelegenheit geboten – und der Commander ließ mich gehen. Schließlich... bestand ja eine Chance, daß es klappte. Und wenn es geklappt hätte...« Er zuckte mit den Achseln. »Alle wären befördert worden. Niemand hätte etwas dagegen gehabt. Die Counselor ist nicht sehr zufrieden mit Ihnen, und Riker auch nicht, schon seit einer geraumen Weile nicht. Und wenn es nicht klappen sollte – nun, dann waschen sie ihre Hände in Unschuld. Sie hätten nicht gewußt, was ich vorhatte, werden sie sagen. Nur ich werde eins auf den Deckel kriegen.« Er spuckte erneut aus. »Aber es war es wert, Sie mit Ihrem eigenen Messer an Ihrer Kehle zu sehen, Sie selbstherrlicher Captain mit Ihrer langjährigen Erfahrung. Einen Augenblick lang haben Sie wie jeder andere geschwitzt, der einen dummen Fehler gemacht hat. Es war die Sache wert – selbst wenn mir jetzt nichts mehr bleibt.«
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich erneut. Zwei Sicherheitswächter kamen auf sie zugelaufen. Picard beobachtete sie, sah, daß sie Phaser in den Händen hielten und ausschließlich ihn anschauten, und verspürte kurz Panik. Meine Leibwächter? dachte er. Und ein häßlicher, mißtrauischer Gedanke sagte zu ihm: Wie vielen von ihnen hat Commander Riker ein Angebot gemacht? Oder vielleicht Counselor Troi? Wie viele von ihnen sind dir wirklich treu ergeben – oder deinem anderen Ich? Kannst du irgend jemand den Rücken zuwenden, solange du hier bist?
    »Sind Sie wohlauf, Sir?« sagte einer der Männer und trat neben ihn. Es war Ryder, vielmehr dessen Gegenstück. Sein Haar war kürzer als das des Ryder aus seinem Universum, und Picard vermißte den Schnurrbart.
    Der Captain nickte und legte kurz die Hand auf den Kopf, als er eine der vorübergehenden schmerzhaften Nachwirkungen verspürte, die sich nach einer Phaserbetäubung gelegentlich einstellten. »Mir geht es gut. Aber unser Mr. Crusher hier scheint ein Problem zu haben.«
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte der zweite Leibwächter; es war Detaith. Er packte Fähnrich Crusher und bog ihm die Arme auf den Rücken. »Na los, Brendan, gib ihm eine Kostprobe. Er soll erfahren, was mit Leuten passiert, die es wagen, den Captain anzufassen.«
    Ryder griff langsam und mit einem gemeinen Lächeln nach Wesleys Kommunikator. Auf Crushers Gesicht mischten sich Zorn und Furcht, doch als die Hand näher kam, setzte die Furcht sich durch. Ryder berührte das Gerät, und ein leises Summen erklang.
    Und Crushers Körper wurde heftig zurückgeworfen, während Detaith ihn festhielt. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, und er begann zu schreien. Picard blieb völlig starr stehen, wagte nicht, etwas zu unternehmen, weil er sich damit unweigerlich verraten hätte. Er erinnerte sich nun an Stewarts

Weitere Kostenlose Bücher