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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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verängstigten Ausdruck, als er zögernd nach dem Kommunikator des Mannes gegriffen hatte. Auch das hatte in Kirks Bericht gestanden. Er hatte jedoch gedacht, gehofft, daß man mittlerweile davon abgekommen war, weil er keines dieser Geräte gesehen hatte, die laut Kirks Bericht an den Gürteln der Leute befestigt gewesen waren. Doch nun mußte er feststellen, daß diese Hoffnung vergebens gewesen war. Diese Leute würden niemals auf den Gebrauch eines so nützlichen Geräts verzichten. Sie hatten es verfeinert, kleiner gemacht, praktischer, wirksamer.
    Picard bewegte sich noch immer nicht. Wesley schrie und schrie, bis er schließlich keine Luft zum Schreien mehr hatte und nur noch ein gebrochenes Schluchzen über seine Lippen kam. Er lief blau an: Hypoxie. Die Lungenmuskulatur wurde von den schrecklich schmerzhaften Krämpfen gelähmt. Ryder zog die Hand von dem Gerät zurück. »Das reicht vorerst«, sagte er. »Wir wollen doch nicht, daß er einfach so stirbt. Ich nehme an, ihm steht noch ein langer Aufenthalt in der Agoniesimulationskabine bevor.«
    Auch diesen Begriff hatte Kirk in seinem Bericht erwähnt. »Erst, wenn ich soweit bin«, sagte er und fügte zum Schutz hinzu: »Und es wirklich genießen kann. Bis dahin lassen Sie ihn in seinem Quartier bewachen.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Detaith. Halb trug, halb zerrte er den schluchzenden, hilflosen Crusher davon.
    Ryder sah den beiden nach. »Sir«, sagte er dann, »Mr. Barclay hat uns Ihnen sofort hinterhergeschickt, aber Sie sollten wirklich nicht allein durch das Schiff gehen. Jede Menge Leute würden zur Zeit eine Veränderung des Status quo begrüßen. Die Nerven liegen ziemlich blank.« Ryder schüttelte den Kopf und beobachtete, wie Detaith und Crusher im Turbolift verschwanden. »Was hatte denn das zu bedeuten?«
    Picard rieb die angeritzte Stelle an seiner Kehle. »Irgend etwas mit seinem Vater.«
    Ryder lächelte wissend, wurde aber sofort wieder ernst, als er bemerkte, daß Picard ihn anstarrte. »Nun, Sir, darüber wissen Sie mehr als ich«, sagte er schnell. Aber hatte nicht eine gewisse Befriedigung in seiner Stimme gelegen? »Sie bluten, Sir.«
    Picard betrachtete seine Finger. »Allerdings. Es ist aber nicht ernst, und ich schaue später auf der Krankenstation vorbei. Derweil begleiten Sie mich besser in die technische Abteilung.«
    Picard eilte den Korridor entlang, gefolgt von Ryder. In seinem Hinterstübchen wälzte er unangenehme Gedanken, die – wie das tropfende Blut – heiß und beharrlich waren. Toujours l'audace , dachte er leicht verbittert. Er sehnte sich nach seinem eigenen Universum, obwohl es darin vor Romulanern und allen möglichen unbekannten Gefahren wimmelte. Aber das war noch immer besser als das Bild, das er sah, wenn er in diesen dunklen Spiegel schaute, in dem seine schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit zu werden drohten.

8

    i n der Dunkelheit trieb eine andere Lichtinsel, die häufig wild schwankend die Richtung wechselte; sie war allein in der Dunkelheit, und daran sollte sich auch nichts ändern.
    Will Riker saß hinter Picards Schreibtisch in dessen Bereitschaftsraum und starrte auf die Berichte, die auf dem Bildschirm erschienen. Er sah sie kaum; er hatte Angst. Seltsamerweise nicht um sich, diese Angst stellte sich normalerweise immer erst nach einer Krise ein. Gelegentlich – nein, mehr als nur gelegentlich – hatte er Grund, diesen Umstand zu preisen. Doch seit über einer Stunde hatten sie keine Nachricht vom Außenteam mehr empfangen. Das war zwar auch nicht vorgesehen gewesen – aber die Funkstille war genauso nervenaufreibend, wie eine Nachricht es vielleicht gewesen wäre. Er wußte nicht, was ihm lieber gewesen wäre. Der Gedanke an seinen Freund, seinen vorgesetzten Offizier und an Deanna, die dort drüben Gott weiß was ertrugen, ganz allein, außerhalb seiner Reichweite und Hilfe, war fast mehr, als er ertragen konnte.
    »Riker an Chief O'Brien.«
    »Hier O'Brien.«
    »Irgendwelche Veränderungen?«
    »Keine, Commander. Ihre Lebenszeichen-Telemetrie kommt jedoch weiterhin einwandfrei zurück.«
    Zumindest dafür konnte er dankbar sein. »Nun gut, Chief. Informieren Sie mich, sobald es eine Veränderung gibt...«
    »Umgehend, Sir. Sie können sich darauf verlassen.«
    O'Briens Stimme war sanft.
    »Danke, Miles. Ende.« Riker setzte angesichts seiner Unruhe ein grimmiges Gesicht auf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. Er hatte eine schlimme Stunde mit zwei Datengruppen

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