Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Kreuz.
    Die Schatten am Fenster erstarrten.
    Dann meinte ich L. Q. Navarros Stimme zu hören. »Die Würfel sind gefallen. Mach ihnen die Hölle heiß, Kumpel.«
    Ich humpelte weiter, riß die Tür auf und richtete L. Q.s Revolver in den Raum.
    Felix Ringo und ein zweiter Mann standen hinter einem Arbeitstisch, auf dem Garland T. Moon lag, über dessen Brust und Schenkel sich Ketten spannten, mit denen er an die Holzplatte gefesselt war. Moons Gesicht war abgewandt, so daß er aussah, als schliefe er. Ringo und der andere Mann waren rußverschmiert. Heu und Pferdemist hingen an ihrer Kleidung. Der Scheunenboden hinter ihnen war aufgerissen, die Fasergipsplatte neben einer Schlafkoje herausgebrochen, ein rostiger Heißwasserboiler mit einer Axt zerschlagen.
    In dem Schuppen war es ungewöhnlich heiß, und ein leichter Brandgeruch hing in der Luft. Ich dachte zuerst, er stamme von der Glaslampe, die den Raum erleuchtete.
    »Sie sehn gar nicht gut aus, Mann«, sagte Ringo.
    Ich spürte, wie sich meine Rückenmuskeln verkrampften, so als kneife mir jemand mit einer Zange in die Wirbelsäule. Ich stützte mich mit einem Arm an den Türstock und hielt mit der anderen den Revolver im Anschlag. Der andere Mann hatte einen Plastiksack voller Kreditkarten in der Hand. Er hatte vernarbte Augenbrauen wie ein Preisboxer, kleine Ohren und derart blonde Haare, daß sie fast weiß wirkten.
    »Los, ihr beiden, legt die Arme hinter den Kopf und kniet euch hin«, sagte ich.
    Der andere Mann musterte mein Gesicht und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Leck mich, Mann«, sagte er, rannte in die Scheune und stürmte durch die Tür auf den Hof hinaus.
    Ich schoß nicht. Statt dessen hielt ich den 45er weiter auf Ringos Gesicht gerichtet und stützte mich mit der anderen Hand am Türstock ab. Als ich einen Schritt vortreten wollte, schoß mir ein derart heftiger Schmerz ins Kreuz, daß ich unwillkürlich den Mund aufriß. Ich hörte, wie draußen der Kleinbus ansprang und sich entfernte.
    »Wollen Sie ins Krankenhaus? Ich kann Sie hinbringen, Mann«, sagte Ringo.
    Ich legte die Hand vorsichtig auf den Arbeitstisch, unmittelbar neben den JOX-Turnschuh an Moons Fuß, und stützte mich darauf. Ein durchdringender Geruch, so als habe jemand einem geschlachteten Schwein die Borsten abgesengt, stieg mir in die Nase.
    »Letzte Warnung, Ringo. Auf den Boden«, sagte ich.
    »Sie haben sie nicht mehr alle. Das is ein DEA-Einsatz. Sie haben hier nichts zu suchen.«
    Ich zog den Revolverhahn zurück.
    »Okay, Mann. Mein Freund holt die hiesige Polizei. Die machen Sie fertig, Mann«, sagte Ringo, doch er kniete sich auf den Boden und verschränkte die Hände im Nacken. Er rümpfte die Nase, und seine Oberlippe zuckte, als müsse er niesen.
    Ich schob mich langsam um den Tisch herum zur anderen Seite. Moons Augen waren ins Leere gerichtet. Die Haut in seinem Gesicht wirkte wie verschrumpelt, war rot und runzlig wie eine Halloweenmaske. Sein geblümtes Hemd war mit Brandflecken übersät, unter denen offene Wunden klafften, die aussahen, als seien sie ihm mit einem Laser zugefügt worden.
    An der hinteren Wand lag eine umgefallene Lötlampe.
    »Ich will mal raten. Amphetamin wird ins Inland geschmuggelt, und gefälschte Kreditkarten gehen ins Ausland«, sagte ich.
    »Hey, warum fragen Sie nicht die Guapa, mit der Sie in der Kiste gewesen sind? Das hier ist eine Bundesaktion, Mann. Die nimmt Sie sich noch mal vor, aber diesmal werden Sie keine Freude dran haben.«
    »Wenn’s euch um euer Zeug gegangen ist, habt ihr den Falschen gefoltert. Wahrscheinlich haben euch Darl Vanzandt und seine Freunde beklaut.«
    »Wollen Sie mich festnehmen? Na gut, Mann. Weil ich dann nämlich morgen früh in einem Flieger nach Mexiko sitze. Also los, machen Sie schon, Mann.«
    »Ich glaube nicht, daß es dazu kommt.«
    Er schaute auf meine Hemdbrust.
    »Was haben Sie da in der Tasche?« fragte er.
    »Das hier? Komisch, daß Sie danach fragen. Ein Freund von mir hat sie drunten in Coahuila verloren.«
    Ich sah, daß er es mit der Angst zu tun bekam, als er begriff, worum es ging.
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu, stützte mich weiter mit der Hand auf dem Tisch ab. Eine Träne hing an Moons eingesunkenem blauem Auge, das nur Zentimeter von meinem Unterarm entfernt war.
    Felix Ringo sprang auf und rannte auf die Rückseite der Scheune zu, drehte sich ständig nach mir um. Er hielt sich an einer Boxentür fest, zog eine Automatik aus dem Halfter, das er um den

Weitere Kostenlose Bücher