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Dunkler Wahn

Dunkler Wahn

Titel: Dunkler Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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hier. Dabei war es die einzig richtige Entscheidung.«
    »Dann hat er dich hierhergeschickt?«
    Sie lächelte. »Als es mir sehr schlechtging, fand ich eine Nachricht von ihm in meinem Briefkasten. Eigentlich waren es nur zwei Zeilen und das Flugticket. Ich solle nicht lange nachdenken und mir diese Reise gönnen, um wieder
neue Lebensenergie zu tanken. Er werde auf mich warten. Ich glaube, da habe ich zum ersten Mal verstanden, wie viel ich wirklich für ihn empfinde. Und seit ich hier bin, ist es mir noch viel deutlicher geworden.«
    Nyoman nickte und erwiderte ihr Lächeln. »Das ist wahre Liebe.«
    »Ja, das ist es wohl.«
    Sie verabschiedeten sich, und als die Frau nur noch als kleiner Punkt in der Ferne zu sehen war, dachte Nyoman, dass er sich vielleicht doch getäuscht hatte. Vielleicht hatte er sich ein falsches Bild von der Welt jenseits des Horizonts gemacht. Und vielleicht würde er sie eines Tages doch noch bereisen. Aber nicht mehr heute.
    Heute würde er seinen Stand früher schließen und dann zu seiner Frau nach Hause fahren. Er würde sie mit Blumen überraschen. Danach stand ihm jetzt der Sinn.

NACHWORT
    Die Idee zu dieser Geschichte habe ich einer unbekannten Person zu verdanken. Alles nahm seinen Anfang während einer Lesereise, als ich eines Morgens mein Hotelzimmer verließ und eine einzelne rote Rose vor meiner Tür fand. Der Rose lag keine Nachricht bei, weder ein Brief noch eine Visitenkarte oder wenigstens eine flüchtige Notiz.
    Vielleicht bin ich ja ein wenig altmodisch, aber wenn man als Mann eine Rose vor seinem Hotelzimmer findet, fühlt man sich – ungeachtet aller Emanzipation – schon ein wenig merkwürdig. Bis dahin hatte ich zwar schon häufiger von Frauen gehört, dass sie Zettel mit Handynummern unter dem Scheibenwischer vorfinden oder Blumensträuße mit Nachrichten von schüchternen Verehrern erhalten, aber ich wüsste keinen Mann in meinem Bekanntenkreis, dem so etwas bisher widerfahren wäre.
    Offen gestanden hat mir diese unbekannte Person ein wenig Gänsehaut bereitet. Die Vorstellung, dass jemand mitten in der Nacht – genauer gesagt, zwischen meiner Rückkehr von einer Lesung gegen dreiundzwanzig Uhr und meinem frühen Aufbruch um sechs Uhr morgens – vor meinem Zimmer herumschleicht, war nicht sonderlich angenehm. Auch wenn es eine wirklich schöne Rose gewesen ist.
    Inzwischen denke ich jedoch, dass sich jemand in der Tür geirrt haben muss. Wer weiß, vielleicht war die Rose für eine attraktive Dame bestimmt gewesen, deren Zimmer sich auf derselben Etage befand? In diesem Fall möchte
ich dem unbekannten Verehrer versichern, dass sich die Rezeptionistin ebenfalls sehr über seinen Blumengruß gefreut hat, denn meine Weiterreise hätte seine Rose sicherlich nicht lange überstanden.
    Doch wie immer es auch wirklich gewesen sein mag, diese einzelne Rose hatte meine Fantasie geweckt – und die führt, wie meine Leser wissen, meist in recht dunkle Abgründe. Dort traf ich ein Thema wieder, mit dem ich schon häufiger geliebäugelt hatte: Stalking. Bisher hatte ich darum einen Bogen gemacht, da es hierzu bereits etliche Thriller gibt und mir klar war: Wenn ich je darüber schreiben wollte, musste ich diesem Thema einen neuen Aspekt abgewinnen.
    Schließlich war es die E-Mail eines jungen Lesers, die mir deutlich machte, wohin mich meine nächste Geschichte führen würde. Ihm hatten vor allem die surrealen Szenen in Trigger gefallen, und er fragte mich, ob ich irgendwann in nächster Zukunft vorhätte, einen Horrorroman zu schreiben.
    Darüber hatte ich in der Tat schon nachgedacht, und plötzlich verstand ich, dass der Schlüssel zu meinem Stalking-Thriller die reine Angst war.
    Denn was fürchten wir mehr als das Unbekannte – etwas, das wir nicht sehen können, von dem wir aber dennoch wissen, dass es ganz in unserer Nähe lauert? Etwas, das uns vielleicht wie ein Geist erscheint, auch wenn es in unserer heutigen, aufgeklärten Zeit albern erscheinen mag, sich vor Geistern zu fürchten.
    Aber Sie können mir glauben, es gibt Geister. Sie rasseln nicht mit Ketten oder heulen an verwunschenen Orten. Nein, sie gehen dort um, wo sie uns am meisten Angst machen können: in unserem Kopf. Wir begegnen ihnen, wenn wir eine dunkle Kellertreppe hinabsteigen oder
wenn wir uns nachts in einem verlassenen Viertel einer fremden Stadt verirrt haben. Und manchmal genügt es auch nur, allein in einem totenstillen Raum zu sein.
    Ja, es gibt Geister, und vor manchen sollte man

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