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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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vor, aber er sah mich nicht an. Er hatte den Kopf gehoben wie ein alter Jagdhund: Er wit terte die Luft, bewegte den Kopf leicht von einer Seite zur anderen.
    Dann verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse von Übelkeit. »Dunkel!«, rief er. »Nahe. Jetzt.« Und er machte wieder kehrt und eilte im Laufschritt vorwärts, nicht den Weg, den wir gekommen waren, sondern in die unbe kannten Gänge voraus.
    Wir überwanden die Steigung. Es folgte eine kurze Treppe abwärts, die sich verbreiterte und auf ebenem Boden mündete. Als ich die Stufen hinabstieg, dachte ich zuerst, der Boden sei von verschiedenfarbigen Kieselsteinen be deckt, vielleicht hereingeschwemmt von einem unterirdischen Hochwasser. Dann sah ich, dass die kleinen Steine festzementiert waren und Muster bildeten, Spiralen und Wirbel aus verschiedenen Tönen, fein und schattiert, so dass sie uneben aussahen, beinahe dreidimensional. Doch wenn man auf ihnen stand, war der Boden ganz eben.
    Vier Gänge mündeten hier in einen Raum, der offen kundig eine besondere Bedeutung hatte, künstlicher als alles, was wir bisher gesehen hatten. Er war von einer manierierten Eleganz. Zur Linken führte eine Öffnung in eine Höhle. Zur Rechten in eine andere. Voraus stieg eine Treppe zu einer scheinbar nackten Wand empor, und an dieser Wand befand sich das Zeichen des Strahlenkranzes wie ein Leuchtfeuer.
    Das war alles, was zu sehen wir Zeit hatten. Ich hörte ein metallisches Schwirren und ein bösartiges Zischen, und Hubert taumelte, von einem Bolzen getroffen. Im gleichen Augenblick stürmten von beiden Seiten Kobolde herein.
    »Hinauf!«, schrie Silvus, und wir rannten wie ein Mann zu der Treppe gegenüber.
    Fünf Stufen hinauf, mehr Raum hatten wir nicht. Die Treppe war breit genug, dass zwei nebeneinander kämp fen konnten, Ruane und ich auf der untersten, dann Schwester Winterridge und Eumas. Ich konnte Raol nicht sehen, aber zwei lange Pfeile warfen die ersten anstürmenden Kobolde nieder und ein paar weitere stolperten über sie. Dann waren sie in einer anbrandenden Woge auf uns und es hieß standhalten oder sterben.
    Der beschränkte Raum erlaubte nicht viel mehr als Schwertstöße, und im Übrigen musste ich auf Schild und Rüstung vertrauen. Sie kamen – zwei übereinander – auf uns zu, einer unter den Armen des anderen kriechend, um nach den Beinen und Fesseln zu hacken. Aber Schwes ter Winterridge setzte aus der zweiten Reihe ihre Hellebarde ein, mit der sie über uns hinweg und zwischen uns hindurch eingreifen konnte. Immer wieder hakte sie einen Angreifer, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und zog ihn vor unsere Schwerter oder spaltete ihm mit einem schnellen Hieb den Schädel.
    Und sie waren seltsam leicht zu töten, warfen sich geradezu vorwärts in unsere Schwerter, stumm und mit leeren Augen. Bald lag vor uns ein Dutzend von ihnen übereinander, und dann noch eins, und sie hatten mich nur einmal und den Grafen überhaupt nicht berührt. Dann wichen sie zurück, nicht weil die Verluste sie entmutigten – ihre Gesichter hatten sich nicht verändert, waren ausdruckslos und unbewegt geblieben – , sondern weil die Körper der Verwundeten und Erschlagenen sie behinderten. Aber zur gleichen Zeit widerhallte ein lauter Ruf über mir, und ich hörte ein knirschendes Geräusch. Licht er goss sich in die Höhle, natürliches Tageslicht.
    Geschöpfe des Dunkels scheuen das Licht. Doch wenn es sein muss, ertragen sie es.
    »Schwester, wir brauchen dieses Ding… Ja, hier.«
    Schwester Winterridge folgte dem Ruf. Ich konnte mich nicht umsehen, denn eine weitere Welle von Kobolden er neuerte den Angriff, und diesmal, als sie zu zweit auf mich eindrangen, gab es keine Stangenwaffe zur Unterstützung. Ich stieß und hieb mit dem Schwert, hielt mir den anderen damit vom Leib, aber ein dritter kam hinzu, und ich musste eine Stufe aufwärts zurückweichen, um nicht überrannt zu werden, und wieder rettete mich nur Raols Bogen, der einen von ihnen erledigte, als er meine Deckung unterlief. Doch der Graf wollte nicht weichen, und sie überrannten ihn, warfen ihn über die beiden un tersten Stufen.
    Ich mühte mich verzweifelt, sie zurückzudrängen, aber sie waren stark und zu zahlreich. Ich stieß einen mit dem Schwert nieder und rammte meinen Schildbuckel in ein zähnebleckendes rotes Gesicht und hatte einen Augen blick Luft, um an Ruanes Schulter zu ziehen. Im gleichen Augenblick hörte ich Rufe von oben und hinter mir und das Licht nahm weiter zu.
    »Noch

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