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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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wurde in den Stein gelegt, als er geschaffen wurde. Wahrscheinlich von Shanhi, wie ich dir damals sagte. Das Wort dient nur der Freiset zung.«
    »Und du reagiertest nicht darauf. Also reagierst du nicht auf Magie selbst, nur auf das eingesetzte Mana.«
    »Es ist alles eins«, sagte er.
    »Wirklich?«
    Als Silvus gegangen war, stand ich auf, ob mit Hose oder nicht. Der Boden erwies sich als nicht ganz so eben wie ich gedacht hatte, und schwankte dann und wann. Trotzdem, es war Zeit, meinen Körper an Bewegung zu gewöhnen.
    Am Abend brachten sie meine Kleider zurück, das heißt, einige davon. Den Rest hatten sie ersetzt. Das Anlegen meiner Rüstung war schwierig. Ich musste die Novizin um Unterstützung bitten und war schockiert, um wie viel der Harnisch in nur drei Tagen schwerer geworden war. Ich tappte und wankte bis zum Zapfenstreich darin herum. Hatte ich in diesem Ding tatsächlich ge kämpft? Die Anstrengung des bloßen Tragens brachte mich beinahe außer Atem.
    Aber es musste sein, weil wir am übernächsten Tag ab reisen sollten. Die Novizinnen waren bereits entlassen worden, einige der älteren, um mit der Garnison zu reisen und die Verteidigung von Ys zu verstärken, die meisten aber zu ihren Familien.
    »Was wird aus ihnen?«, fragte ich Silvus. »Sicherlich können sie nicht alle in der Festung unterbringen und sie können sie auch nicht dem Dunkel überlassen. Wohin also werden sie gehen?«
    »Sie werden sich zerstreuen, wie es scheint. Der Orden hat seit Jahren geheime Versorgungslager eingerichtet, um einen Guerrillakrieg zu unterstützen. Sie haben zum gleichen Zweck Hilfstruppen ausgebildet und bewaff net – Männer, obwohl es ihnen unangenehm ist. Und sie setzen darauf, dass das Dunkel einen so großen Teil sei ner Streitkräfte für die Belagerung von Ys brauchen wird, dass die Streitkräfte der Guerillas freie Hand ha ben werden.«
    Er sagte es in nüchternem Ton, aber seine Augen wurden ein wenig schmaler. Als Strategie roch es für meine Begriffe ein wenig zu sehr nach alles oder nichts. Ich ver mutete, dass er genauso dachte, doch würde er es nicht offen sagen. Das wäre unhöflich gewesen. Möglicherweise sogar illoyal. Ich würde selbst ein wenig herum schnüffeln müssen.
    Am folgenden Morgen kroch ich frühzeitig aus dem Bett, um das Exerzieren der Garnison zu beobachten. Dies waren die Ordensschwestern, die Ausbildungskader, nicht die Novizinnen. Um ihre Formationen für Waffen übungen besser entfalten zu können, benutzten sie die Wiese zu Füßen des Hanges als Übungsplatz, und ich glaube, sie gingen das Programm nur durch, um sich in Form zu halten, weil sie die Übungen ohnedies jeden Tag mit ihren Schützlingen praktizierten.
    Oder vielleicht taten sie es, um überalterte Pikeniere wie mich zu beeindrucken. Wenn es sich so verhielt, gelang es ihnen.
    Pikeniere exerzieren für den Kampf in geschlossener Formation, bis sie wie Ziegel in einer Wand stecken. Das ist notwendig. Aber wenn eine Abteilung Pikeniere wie eine Wand steht, die nicht durchbrochen werden kann, hielten die Ordensschwestern sich an eine fließende Taktik. Sie be wegten sich im Trab, bemüht, den Feind zu überflügeln und einzuschließen. Die ersten Reihen hatten Rundschilde und Kurzschwerter und kämpften paarweise in Zweiergruppen; während eine deckte und verteidigte, griff die andere an. Auf ein Hornsignal zogen sie sich zurück, in dem sie nach links und rückwärts auswichen, und aus dem dritten Glied gingen die Hellebardiere vor, um ihnen die Umgruppierung zu ermöglichen. Hinter dieser Linie zogen sie Wurfäxte aus Gürtelschlingen, griffen zu Pfeil und Bogen und sandten eine Salve über die Köpfe ihrer Schwes tern, um die hinteren Reihen des Feindes zu treffen. Es war eine bewährte Taktik, die die Tiefe der feindlichen Formation gegen diese selbst wendete. Oft mit Erfolg.
    Ich lehnte an einer Fichte, kaute auf einem Strohhalm und beobachtete sie mit dem Anschein gleichmütiger Dis tanz. Ein Hornsignal, und im Nu ordneten sie sich zur Abwehr eines Reiterangriffs, reckten die Hellebarden vor, um den Ansturm aufzuhalten, während die von rück wärts geschleuderten Wurfgeschosse und Pfeile die Sättel leeren sollten. Allerdings existierten die Reiter während dieser Übung nur in der Vorstellung, und ich bezwei felte, dass sie einem massierten Angriff gepanzerter Ritter mit eingelegten Lanzen auf ihren gleichfalls gepanzerten Schlachtrössern würden standhalten können.
    »Gut. Sehr ordentlich.«

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