Dunkles Begehren
eigenartige Frage?«
Francesca horchte
auf. Es gab viele Menschen in Paris, die schwören würden, sie bei Tageslicht
gesehen zu haben. Außerdem existierten Fotos von ihr. Immer wieder war ihr
Bild in verschiedenen Berichten über Wohltätigkeitsveranstaltungen in der
Stadt erschienen. Wenn der Mann wirklich nur ein Reporter war, würde er bald das
Interesse verlieren. Es gab augenscheinlich nichts Interessantes über sie zu
berichten. Doch wenn er in Wahrheit ein Mitglied des Geheimbundes sein sollte,
der Jagd auf das karpatianische Volk machte, musste sie wissen, ob er nach
Beweisen für ihre Existenz gesucht hatte.
»Francesca?« Skyler
klang müde und verloren. »Ich möchte mit dir nach Hause gehen. Wann werde ich
denn endlich entlassen ? Alles hier jagt mir Angst ein, sogar Doktor Renaldo,
und ich weiß, dass er es gut mit mir meint. Aber ich mag ihn nicht mehr in
meiner Nähe haben. Er hat sich verändert.«
Skyler war sehr
empfindsam, was die Gefühle anderer Menschen betraf. Die Situation veränderte
sich zusehends. Francesca würde Brice dazu bringen müssen, Skyler zu
entlassen, damit sie das Mädchen mit nach Hause nehmen konnte. Sie würde ihm
gegenübertreten und die hypnotische Wirkung ihrer Stimme einsetzen, wenn es
sein musste. Zu Hause würde sie Skyler viel besser beschützen können.
»Du hast Recht,
Kleines. Ich werde Doktor Renaldo jetzt suchen und ihn um Erlaubnis bitten,
dich mit nach Hause nehmen zu dürfen. Das Haus wird dir gefallen. Es ist sehr
groß und hat viele Zimmer, in denen du Bücher und andere Schätze entdecken
kannst.«
»Ich habe schon
einmal Buntglasfenster in Kirchen gesehen. Stellst du solche Fenster her?«
»Die meisten meiner
Stücke sind für Wohnhäuser gedacht. Manchmal bekomme ich auch den Auftrag, ein
Fenster für eine Kirche oder Kathedrale zu entwerfen, doch mir sind die Wohnhäuser
lieber. Ich möchte die Menschen gern kennen lernen und einen Eindruck davon
bekommen, wer sie sind und was sie brauchen. Ich versuche immer, positive
Gedanken in meine Muster zu legen, Trost und Sicherheit.« Francesca zuckte die
Schultern. »Manchmal gelingt es mir.«
»Kannst du mir
beibringen, wie man das macht?« Skylers Stimme drückte echtes Interesse aus.
»Ich habe einmal Bilder von Wölfen gemalt. Sie sind so schön. Ich habe alles
über sie gelesen, was ich finden konnte. Deswegen liebe ich auch meinen Wolf
mit den blauen Augen so sehr. Ich wollte immer Wölfe beobachten, weiß aber,
dass ich nie die Chance dazu bekommen werde. Jedenfalls nicht hier. Doch
vielleicht könnte ich ein Bild eines Wolfes aus dem farbigen Glas machen.«
»Du kannst tun, was
du willst, Skyler, wirklich alles. Wenn du Interesse daran hast, Tiere zu
beobachten, werde ich dich dabei unterstützen. Und ich weiß, dass du mit Glas
arbeiten kannst. Ich bringe es dir gern bei. Und jetzt ruh dich aus, während
ich nach Brice suche.« Sanft tätschelte Francesca den Wolf und beugte sich dann
vor, um Skyler einen Kuss auf die Stirn zu geben, ehe sie das Zimmer verließ.
Kapitel 12
Leise schloss
Francesca die Tür zu Skylers Zimmer und presste die Lippen zusammen. Der
Reporter wartete auf sie, sie hatte seine Schritte gehört, als er vor der Tür
auf und ab gegangen war. Außerdem hatte sie seine feste Entschlossenheit
gespürt, ihr gegenüberzutreten, als sie noch mit Skyler gesprochen hatte. Es
war in Ordnung, Francesca wollte es so. Sie musste Informationen beschaffen,
und die Quelle dieser Informationen wartete draußen vor der Tür. Also musste
sie nicht nach ihm suchen.
Mit entschlossener
Miene drehte sich der Mann um. »Ich muss mit Ihnen reden.«
Francesca schenkte
ihm ein geheimnisvolles, einladendes Lächeln. »Was kann ich für Sie tun?«
Der Reporter
verschlang sie mit seinen Blicken. Sie hatte etwas an sich, das ihn um den
Verstand brachte. Ihr Aussehen, ihr Hüftschwung, das sinnliche Lächeln. Nie
zuvor hatte er eine Frau gesehen, die ihn so sehr fesselte. Er mochte Frauen,
wenn sie nicht zu übermütig wurden, doch er hatte sich ihre Körper immer
gekauft und niemals Gefühle für sie entwickelt. Keine Schwierigkeiten, kein
Gefühlschaos. Doch diese Frau war anders als alle anderen, rätselhaft und sexy.
Am liebsten hätte er sich für immer in ihren dunklen Augen verloren und dem
melodischen Klang ihrer Stimme gelauscht. Sein Verdacht schien ihm plötzlich
lächerlich zu sein. Diese Frau war kein Vampir, sie machte keine Jagd auf
Menschen. Sie war eine außergewöhnliche,
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