Dunkles Begehren
Informationen mit und stellte dann
schockiert fest, dass sein Bruder die neuesten medizinischen Errungenschaften
bereits gründlich studiert hatte. Nun schickte er Gabriel eine Fülle von
Informationen zurück. Allerdings wunderte sich Gabriel nicht wirklich darüber.
Lucian war schon immer überaus intelligent gewesen und verfügte über eine blitzschnelle
Auffassungsgabe. Es schien, als verlangte sein Gehirn ständig nach neuer
Nahrung. Selbstverständlich hatte Lucian bereits die Technologien untersucht,
die dem karpatianischen Volk zum Verhängnis werden könnten. Doch auch den Vampiren
würde es von nun an schwerfallen, ihre Existenz geheim zu halten.
Mach dir keine Sorgen,
Gabriel, ich bin immer vorsichtig. Sie werden nichts finden, das ich nicht
zurücklassen will.
Gabriel nutzte die
Möglichkeit, durch die Augen seines Bruders zu sehen. Wenn es ihm gelang,
Lucian aufzuspüren, bekam er vielleicht die Möglichkeit, sein Versprechen
einzulösen. Doch gleich darauf hallte Lucians leises, herausforderndes
Gelächter durch seine Gedanken, und das Bild vor Gabriels Augen verzerrte sich.
Glaubst du etwa, dass ich es
dir so leicht machen will? Du musst schon meinen Hinweisen folgen. So sind die
Spielregeln. Du darfst nicht mogeln, Gabriel.
Dies geht nur uns beide etwas
an, Lucian. Vielleicht gibt es noch andere Vampirjäger in der Stadt, doch auch
ich würde keinerlei Einmischung dulden.
Sorge dich nicht so sehr um
die Sicherheit deines Bruders. Ich kann mit jeder Bedrohung fertig werden. Im
Augenblick erfahre ich so viele interessante Dinge über diese Welt. Es gibt so
viele Möglichkeiten. Ich mag diesen Ort und sehe keinen Grund, unsere Schlacht
zu früh herauf zu beschwören.
Dann war Lucian
verschwunden. Wieder spürte Gabriel diesen eigenartigen Schmerz in seinem
Herzen. Sein Bruder. Er vermisste die Nähe zu Lucian. Vermisste den Mann, dem
er so lange Zeit gefolgt war. Ein großer Geist. Ein unvergleichlicher Krieger.
Niemand hatte je eine Schlacht so geführt wie Lucian. Der Kummer drohte Gabriel
zu überwältigen. Er musste diesen Mann nun töten. Den einzigen Mann, der immer
bei ihm gewesen war und der ihm so viele Male das Leben gerettet hatte. Es war
eigentlich mehr, als man von irgendjemandem verlangen konnte.
Gabriel, du bist nicht allein. Francescas Stimme
klang sanft und beruhigend. Du weißt, dass es nicht mehr Lucian ist, den du
verfolgst. Du ehrst ihn, indem du dein Versprechen hältst und das Wesen zur
Strecke bringst, das Lucian sein Leben lang jagte.
Daran denke ich auch.
Glücklicherweise
bin ich für dich da, wenn du mich brauchst. Schließlich bin ich eine Heilerin. Eine winzige Spur
von Belustigung klang in Francesca Stimme an. Gleich darauf spürte Gabriel,
wie sein Herz von Wärme erfüllt wurde. So sollte es sein. Er würde gemeinsam
mit Francesca durchs Leben gehen, und sie würden einander in schweren Zeiten
beistehen. Ihre Stimme gab ihm Trost und Zuversicht. Dennoch las er ihre Gedanken,
um herauszufinden, ob sie mit Brice gesprochen hatte. Er wollte sie nicht
fragen und schämte sich dafür, eifersüchtig genug zu sein, um ihre Privatsphäre
zu verletzen und herauszufinden, ob sie Zeit mit Brice verbracht hatte.
Vielleicht solltest du Skyler
jetzt ausruhen lassen und dich um die Vormundschaft kümmern, damit du schnell
nach Hause zurückkehren kannst. Gabriel wählte seine Worte sorgfältig, damit sie
nicht wie ein Befehl klangen.
Francesca lachte
leise. Auch ich lese deine Gedanken. Du bist bei weitem nicht so geschickt, wie du
glaubst. Ich werde das Krankenhaus verlassen, Gabriel, weil ich noch einiges zu
erledigen habe.
Sie wollte Gabriel
nicht wissen lassen, dass sie Brice absichtlich aus dem Weg ging. Francescas
Meinung über den Arzt hatte sich geändert, seit Gabriel in ihr Leben getreten
war. Und sie fühlte sich deswegen schuldig. Francesca wusste nicht, was sie
Brice sagen sollte. Sie fühlte, dass es Skyler bestimmt war, bei ihr zu leben,
doch Brice wollte nichts mehr mit dem Mädchen zu tun haben. Außerdem wusste er
nicht, wer Francesca wirklich war und was sie zum Überleben brauchte. Seit
Gabriel zurückgekehrt war, hatte sich alles verändert. Francesca war verwirrt
und brauchte Zeit, um über alles nachzudenken.
Zärtlich legte sie
die Hand auf ihren Bauch. Ein Kind. Gabriel hatte ihr
ein Kind geschenkt, nachdem sie viele Jahrhunderte geglaubt hatte, dass es ihr
niemals vergönnt sein würde. Und nun gab es auch Skyler. Francesca hatte die
Gedanken des
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