Dunkles Begehren
waren.
Wo bist du? Francesca hatte
den Eindruck eines Raumes mit Schreibtischen und Männern, die hektisch
umherrannten.
Bei der Polizei. Im Augenblick
kann man mich nicht sehen. Ich muss alles über diesen Mord erfahren. Ich möchte
hören, was die Polizisten darüber denken, und ihre Berichte lesen. Den Tatort
habe ich bereits gesehen. Ich weiß nicht, was Lucian vorhat, doch du musst sehr
vorsichtig sein. Wenn du Skyler besuchst, musst du sofort ihre Erinnerungen
nach ihm absuchen.
Sie schläft jetzt, ist aber sehr unruhig.
Ich möchte dich in Sicherheit
wissen, meine Liebste. Vielleicht solltest du nach Hause zurückkehren und alle
Eingänge absichern. Falls es Lucian jedoch tatsächlich auf dich abgesehen hat,
würden ihn diese Schutzzauber nur kurze Zeit aufhalten.
Wenn du in Gefahr gerätst,
musst du sofort nach mir rufen. Du darfst damit nicht warten.
Ich muss zu meinem Anwalt. Er
hat die Papiere aufgesetzt, und ich kann noch heute Abend mit dem Richter
sprechen. Er erweist mir damit einen großen Gefallen, also muss ich den Termin
wahrnehmen. Der Richter wird Skyler fragen, ob sie damit einverstanden ist,
dann können wir sie nach Hause holen, sobald Brice sie aus dem Krankenhaus
entlässt. Außerdem habe ich eine E-Mail von Aidan Savage erhalten. Einige
Mitglieder seines Haushalts befinden sich im Augenblick in London. Er wird sich
mit ihnen in Verbindung setzen und sie fragen, ob sie uns helfen wollen, damit Skyler
tagsüber nicht allein ist.
Bitte sei
vorsichtig, Francesca, warnte Gabriel, ehe er die Verbindung langsam
abklingen ließ. Ihm gefiel die ganze Angelegenheit nicht. Es konnte sich nur
um Lucian handeln, der in Skylers Gedanken eindrang. Gabriel wusste, dass er
jeden anderen Karpatianer oder Vampir sofort erkannt hätte. Alles deutete
darauf hin, dass sein Zwillingsbruder dahintersteckte. Auch dieser Mord. Er war
geradezu typisch für Lucian. Sauber, ordentlich, ohne Spuren zu hinterlassen,
außer für Gabriel. Es war Lucians erster Zug in ihrem Spiel.
Gabriel dachte
darüber nach, seinen Zwillingsbruder von Paris fortzulocken, um Francesca und
Skyler zu beschützen. Beide schwebten in Gefahr.
Er betrachtete die
Fotos vom Tatort. In einigen Minuten würde er in die Gerichtsmedizin gehen und
dafür sorgen, dass keine Spuren eines Vampirs zurückblieben. Die meisten Vampire
töteten sehr nachlässig, sodass man die Leichen ihrer Opfer für gewöhnlich zu
feiner Asche verbrennen musste, damit die Polizei nichts herausfinden konnte.
Lucian war immer anders vorgegangen. Es schien, als wollte er sein Spiel nur
mit Gabriel allein treiben.
Zweifellos war
dieser Mord Lucians Werk. Er war wie ein Chirurg und ließ nie auch nur die
kleinste Bisswunde zurück. Kein Tropfen Blut befand sich mehr in der Leiche,
doch es hatte auch keine Blutlache am Boden gegeben. Eine Schnittwunde zog
sich über die Kehle des Mannes wie ein grausames Lächeln. Der Gerichtsmediziner
war nicht in der Lage herauszufinden, wie die Tatwaffe ausgesehen hatte. Alle
Hinweise deuteten auf eine einzelne rasiermesserscharfe Klaue hin, wie die
eines längst ausgestorbenen Raubtiers. Die einzige Blutspur, die noch an der
Leiche vorhanden war, war die feine rote Linie an der Kehle. Dieses makabere
Rätsel war Lucians Visitenkarte, seine Art von Humor. Früher hatte man niemals
herausfinden können, wie es zu der Verletzung oder dem Blutverlust gekommen
war. Wenn Gabriel sich an Lucians Spuren geheftet hatte wie im Augenblick und
die Polizei die Leichen entdeckt hatte, hatten diese Morde immer für eine große
Sensation gesorgt. Die Sterblichen spekulierten gern über einen aufregenden
Kriminalfall.
Im Augenblick
rätselten sie alle über die Verletzung. Der Schnitt war so präzise, dass man
ein chirurgisches Instrument für die Tatwaffe hielt. Unsichtbar bewegte sich
Gabriel unter den Polizisten. Dabei stellte er fest, dass einige der Männer
empfindsamer waren als andere. Manche schienen leicht zu erschauern und
blickten sich um, um nach dem Ursprung des plötzlichen Luftzugs Ausschau zu
halten.
Die Computer
stellten tatsächlich eine große Gefahr dar. Durch die Möglichkeiten,
DNA-Spuren, Stimmen oder Fingerabdrücke zu verfolgen, würde es sehr schwer
werden, die Existenz der Kaipatianer vor den Sterblichen zu verbergen. Gabriel
wurde sich bewusst, dass er alles über die neuesten wissenschaftlichen
Entdeckungen lernen musste. Es gab viele Dinge, von denen er noch keine Ahnung
hatte. Unwillkürlich teilte er Lucian diese
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