Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
–«
Der Schlag wirft ihn gegen die schwarz-silbernen Fliesen. » Abtrocknen, hab ich gesagt!«
Richard hält den Mund und tut, wie ihm befohlen.
Tony sitzt da auf dem Klo und beobachtet ihn. » Bist schon ein Pechvogel, wie? Keine Kohle, keine Freunde, niemand, der dich beschützt … Weißt du, wie lange Danby durchgehalten hat, ehe er uns verraten hat, wo du steckst? Ganze fünf Minuten.«
Neil kräuselt die Oberlippe. » Mussten ihm nicht mal die Kneifzange zeigen, Mann.«
» Dass du echt geglaubt hast, er könnte dich außer Landes schaffen. Wie blöd kann man denn sein?«
Julie kommt wieder rein und klappt ihr Handy zusammen. » Alles geregelt. Sollen wir …?«
Sie schleifen den humpelnden Richard zurück in die Küche.
Er steht da und hält sich die Hände vor die Scham.
Bruce, Ellen, Matt und Evans stehen am anderen Ende, vor dem Kühlschrank, aber die Einzigen, die ihn anschauen, sind Ellen und der alte Mann. Die beiden anderen lassen immer wieder den Blick auf den Boden sinken.
Julie lächelt sie an. » Folgender Deal: Wir verkaufen dieses zitternde Häufchen Elend hier an ein paar richtig fiese Gangster aus Edinburgh. Auf die Weise bekommt Knox, was er verdient, und ihr guten Leutchen kriegt eine Entschädigung für das, was er euren Verwandten angetan hat. Wir machen fifty-fifty. Ist das ein faires Angebot?«
Niemand sagt etwas. Na ja, sie hat schließlich diese Pistole, nicht wahr?
Richard schnieft. Eine Träne tropft auf die Fliesen zu seinen Füßen.
Ellen bückt sich, rafft die Decke auf, die Oma Murray gemacht hat, und wirft sie ihm zu. » Da, du kannst deinen Scheiß mitnehmen.«
Richard fängt die Decke auf. Seine Unterlippe zittert, als er den Geruch der alten Frau und ihres Hauses einatmet. Wenn sie ihn an Cunningham oder Smithy verkaufen, wäre er besser dran, wenn er mit einer Kugel im Kopf draußen im Schnee läge. Dann hätte er es jetzt wenigstens hinter sich.
Er wickelt sich in die Decke. Und dann schnappt Ellen etwas von der Arbeitsfläche weg – eine zerfledderte Asda-Einkaufstüte. » Das auch.«
Richard fängt die Bibel auf, bevor sie ihn trifft, drückt das knisternde Plastik an seine Brust, schließt die Augen und dankt Gott.
Evans tritt vor und wirft den alten Koffer auf den Küchenboden. » Ich habe nicht gewollt, dass es so endet, aber was immer Ihnen blüht, Knox, Sie haben es verdient. Ich hoffe, Sie werden in der Hölle schmoren.«
Dann bringen Neil und Tony Richard zur Haustür und gehen mit ihm hinaus in den Schnee. Sie klicken die Zentralverriegelung des großen Range Rover auf, klappen den Kofferraumdeckel hoch und bugsieren Richard hinein. Zwei Minuten später kommen sie mit Danby wieder, dessen offener Bademantel im wirbelnden Schnee flattert.
Nach der warmen Dusche pochen Richards Hände und Füße vor Kälte. Wahrscheinlich Frostbeulen oder Unterkühlung oder so was.
Tony wirft den ramponierten Lederkoffer auf die beiden. » Und dass du mir ja nicht deinen Mitbewohner anbaggerst, okay?« Dann schlägt er den Kofferraumdeckel zu.
Danby hat immer noch dieses karierte Ding über dem Kopf. Seine Haut ist kalt, bleich und picklig, wie bei einem Hähnchen aus dem Supermarkt. Seine Hände sind mit Kabelbinder hinter dem Rücken gefesselt. Das haben sie sich bei Richard gespart. Sie glauben nicht, dass er sich wehren wird. Und es ist ihnen auch egal, ob er ihre Gesichter sieht. Weil sie wissen, dass er nicht lange genug leben wird, um irgendetwas zu verraten.
Und er weiß, dass sie recht haben.
Richard schnieft, wischt sich mit der wehen Hand eine Träne weg.
Die Türen gehen auf, knallen wieder zu. Der Motor heult auf, und ein munteres Liedchen tönt aus dem Radio. Dann wird es ausgeblendet, und der Moderator sagt: » War das nicht fantastisch? In acht Minuten hat Lorna Knight die Nachrichten für Sie, aber jetzt erst mal eine Erinnerung vom Wetterdienst, dass wir für den ganzen Nordosten eine schwere Unwetterwarnung haben, also steigen Sie nur ins Auto, wenn die Fahrt wirklich notwendig ist, okay? Ansonsten machen Sie’s sich doch einfach mit einer Tasse heißer Schokolade auf dem Sofa gemütlich. Und apropos heiße Schokolade – hier sind sie, Hot Chocolate mit › You Sexy Thing ‹ !«
Richard streckt sich auf dem Plastikboden des Kofferraums aus und schmiegt sich eng an Danby, Brust an Rücken, Bein an Bein, und dann legt er ihm den Arm um den Leib und drückt ihn an sich. Teilt mit ihm das bisschen Körperwärme, das ihm geblieben ist,
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