Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Okay, ich trinke ab und zu mal ein Gläschen, na und?«
» Nicht ab und zu. Jeden Abend.«
» Ich geb’s auf.« Er goss sich noch einen Wodka ein.
Sie stemmte die Hände in die Hüften. » Du wolltest es ja wissen.«
» Und es ist nicht jeden Abend.«
» Wirklich nicht? Wann bist du denn das letzte Mal nüchtern ins Bett gegangen?«
» He, es ist ja nicht so, als ob ich ein Alki wär, okay?«
Sie reckte das Kinn in die Höhe. » Beweise es.«
» Ich muss gar nichts be–«
» Indem du dich ein Mal eine Woche lang nicht jeden Abend volllaufen lässt.«
» Hör doch –« Er schloss die Augen. Zählte bis drei. » Können wir das jetzt bitte lassen? Ich hatte wirklich einen total beschissenen Tag.«
» Ach, du hattest einen schlechten Tag? Also, ob du’s glaubst oder nicht, mein Tag war einfach geil. Ich durfte acht Stunden damit zubringen, die Eingeweide eines dreizehnjährigen Mädchens von der Unterseite eines Sattelschleppers abzukratzen.«
Schweigen.
Logan schraubte den Deckel auf die Wodkaflasche. » Es tut mir leid.«
Sie lehnte sich gegen die Spüle. » Eine Woche ohne.«
Eine Woche. Kein Problem. Das würde er locker schaffen. » Okay.«
Er wartete, bis sie im Bad verschwunden war, um sich die Zähne zu putzen, und dann machte er die Flasche wieder auf.
Logan schreckte nach Luft ringend aus dem Schlaf hoch. Die Bettdecke hatte sich um seinen Brustkorb geschlungen wie eine Faust. O Mann …
Er kämpfte sich frei und setzte sich auf die Bettkante, fröstelnd im Schein des Radioweckers. 04:21. Wieder eine dieser wunderbaren Nächte mit Träumen von Sand und abgetrennten Köpfen. Nur dass es diesmal Samantha war, die irgendwo in den Dünen verscharrt lag.
Er drehte sich zu ihrer Seite des Betts um. Wieder mal leer.
Na toll.
Logan schleppte sich ins Bad, um zu pinkeln. Es roch irgendwie schweflig. Dann stand er eine volle Minute lang da und versuchte zu entscheiden, ob er sich übergeben wollte oder nicht. Trockener Mund. Immer noch ein bisschen betrunken …
Er hustete, würgte ein wenig, und dann bückte er sich und spuckte das Waschbecken mit rötlich-schwarzen Spritzern voll. Eine Mischung aus Rotwein und Magensaft, die auf dem weißen Porzellan wie ein Tumor aussah. Logan spülte das Zeug weg und spritzte sich dann noch etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Dort, wo Reuben ihn getroffen hatte, war seine Wange lila und gelb verfärbt; die geschwollene und aufgeplatzte Oberlippe brannte. Er konnte den rechten Arm kaum beugen.
Warum musste immer alles so voll in die Hose gehen?
Er schluckte zwei Paracetamol und warf die leere Blisterfolie in den kleinen Abfalleimer aus Edelstahl, zu dem ganzen blutgetränkten Toilettenpapier.
Er machte das Badlicht aus, humpelte zurück durch den Flur, öffnete vorsichtig die Wohnzimmertür und spähte hinein. Samantha lag auf der Couch; ihre Füße, die in gestreiften Socken steckten, lugten unter der Gästebettdecke hervor.
Logan schloss die Tür so leise, wie er nur konnte, und schlappte weiter in die Küche, wo er ungefähr einen Liter Wasser in sich hineinschüttete, um dem drohenden Kater vorzubeugen.
In der Spüle lagen immer noch seine Sachen. Er fischte alles heraus und stopfte es in die Waschmaschine. Dann fiel ihm der Umschlag voller Bargeld ein, der in der Hosentasche steckte.
Er war ganz feucht und zerknittert, aber der Inhalt schien nicht viel abbekommen zu haben. Die ganzen dreitausendsiebenhundertsechzig Pfund.
Hätte ja auch das Taxi davon bezahlen können, anstatt wie ein Idiot im Regen rumzustehen und auf Samantha zu warten. Warum nicht? Wäre ja blöd, es nicht auszugeben. Was war denn so schlimm daran? Bloß, weil es von Wee Hamish Mowat kam?
Es war sechs Monate her, dass er bgeonnen hatte, Aberdeens mächtigstem Unterweltboss … Gefälligkeiten zu erweisen. Nichts Illegales – er ließ keine Mörder ungestraft davonkommen, verfälschte keine Beweise und warnte Wee Hamish auch nicht vor, wenn eine Razzia anstand. Nein, er wurde lediglich auf bestimmte Informationen hin aktiv. Er verhaftete rivalisierende Drogendealer, ließ das Bordell einer anderen Unterweltgröße schließen oder eine Hunderennbahn in Ellon. Er räumte die Figuren anderer Spieler vom Schachbrett. Figuren, die sowieso hinter Gitter gehörten.
Und nicht ein Mal hatte Wee Hamish es für nötig befunden, ihm Umschläge voller Bargeld zukommen zu lassen. Ihn zu kaufen.
3760 Pfund.
» Scheiße …« Logan dotzte mit dem Kopf gegen den Küchenschrank.
Vor achtzehn
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