Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Monaten war er der Liebling der Grampian Police gewesen, und wie stand er jetzt da? Sämtliche Kollegen im Präsidium fanden, dass er ein übellauniger, alkoholsüchtiger Kotzbrocken sei; er hatte gerade mitten auf der King Street einen Handlanger des organisierten Verbrechens halbtot geschlagen; und Aberdeens mächtigster Gangsterboss fand, dass Logan auf seiner Gehaltsliste stehen sollte. Jippie. Nur weiter so. Wirklich super, Mann.
Ein neuer persönlicher Negativrekord.
Logan schob die ganzen Scheine zu einem Stapel zusammen, wickelte sie in Küchenpapier ein, schlich sich hinaus auf den Flur und versteckte das Bündel im Wäscheschrank hinter dem Boiler.
Nicht das ideale Versteck, aber hier konnte es bleiben, bis ihm etwas Besseres einfiel.
Der schwarze Range Rover arbeitet sich langsam nach Norden vor. Die Strecke zwischen Newcastle und Edinburgh ist das schlimmste Stück: Diese A1 ist doch der reinste Witz, oder? 121 Meilen Kurve an Kurve, nur hier und da mal eine Kriechspur oder ein winziger vierspuriger Abschnitt. Wenn du da hinter einem Wohnwagen hängst, bist du echt gearscht.
Um zwanzig vor fünf am Samstagmorgen ist das allerdings eher nicht das Problem. Die Scheibenwischer quietschen rhythmisch und sorgen dafür, dass der Schnee am Rand der Windschutzscheibe bleibt. Newcastle war eine Bilderbuch-Winterlandschaft, als sie losgefahren sind. Stellenweise fünfzehn Zentimeter.
Sie kommen gut voran, obwohl Tony es gemächlich angehen lässt; er hat den iPod an die fette Anlage im Auto angeschlossen und lässt dieses Jazzgedudel laufen, auf das Julie so steht. Ist gar nicht so übel, wenn man sich mal dran gewöhnt hat.
Sie schläft auf dem Beifahrersitz, Neil hat sich auf dem Rücksitz zusammengerollt und sich eine Jacke als Decke übergezogen; jetzt schnarcht er mit offenem Mund im Takt mit dem Saxophonspieler. Ist schon komisch – selbst die brutalsten, gefährlichsten Typen können wie kleine Babys aussehen, wenn sie schlafen.
Das Navi sagt: 102 Meilen bis Aberdeen.
Tony hält die Tachonadel konstant bei 65 mp/h. Nur nicht rasen. Nichts, was die Aufmerksamkeit auf sie lenken würde. Immer mit der Ruhe. Und so fahren sie durch den Schnee Richtung Norden.
Und haben einen gewaltigen Haufen Ärger im Gepäck.
14
» Dreckiges Lügenpack!« Ein Porzellanhündchen knallte gegen die verblasste Tapete und zerplatzte in einer Lawine heller Scherben. » Alle miteinander …« Richard Knox schnappte sich eine Ballerina vom Kaminsims und feuerte sie mit voller Wucht an die Wand. Mit hochrotem Gesicht, die Zähne gefletscht, Speicheltröpfchen versprühend. » Verdammte Lügen!«
» Mein Gott, Richard, nun beruhigen Sie sich doch!« Eine korpulente Frau – eine von Knox’ Aufpasserinnen von SACRO – hatte sich hinter dem Sofa in Sicherheit gebracht. Ihr Kopf lugte kurz hinter dem staubigen Bezug hervor, dann zog sie ihn schnell wieder ein, als ein Porzellanpferd als Splitterbombe zweckentfremdet wurde.
» Die haben kein Recht dazu!«
Logan hielt auf der Schwelle inne. Sein Schädel brummte immer noch. » Was ist denn hier los?«
Knox griff sich einen Scotchterrier vom Sims und holte zum Wurf aus. Logan trat vor und riss ihm die Figur aus der Hand.
» So, das reicht!«
Knox fuhr herum. Seine weit aufgerissenen Augen glänzten, seine Lippen zuckten, und er knirschte mit den Zähnen. » Geben Sie das her!«
» Constable Guthrie?«
Guthrie kam ins Wohnzimmer getrottet; in der einen Hand die fettigen Papiertüten aus der Bäckerei, an der sie unterwegs gehalten hatten, in der anderen ein Blätterteigteilchen. » Was ist?«
» Dreckiges …« Knox’ Augen zuckten nach links, dann nach rechts, und dann packte er einen angelnden Teddybären, den er statt des Terriers durch die Luft schleuderte. » … LÜGENPACK !«
Der Constable warf sein Backwaren auf die altersschwache Couch, drehte Knox den Arm hinter den Rücken und stieß ihn mit voller Wucht gegen die Wand. » Benehmen Sie sich gefälligst!«
Knox wehrte sich und spie Beschimpfungen. Guthrie sah sich nach Logan um, der nur nickte. Worauf Guthrie Knox zwei Schritte zurückzog und ihn noch einmal gegen die Wand knallte, dass die Fotos über dem Kamin wackelten.
» Aaaah … lassen Sie mich los!«
» Noch mal, weil’s so schön war?«
Knox gab keine Antwort, versuchte sich aber weiter loszuwinden, weshalb ihn Guthrie noch ein weiteres Mal mit der Tapete Bekanntschaft schließen ließ.
Jetzt wehrte er sich nicht mehr.
» Muss ich Ihnen
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