Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Constable stand einen Moment da und gestikulierte hilflos. » Sarge?«
Logan hob die Schultern. » Da hat er nicht ganz unrecht.«
Knox schloss die Augen. Die Lippen fest zusammengepresst, atmete er durch seine spitze Nase ein und aus. Dann stand er auf und kniete sich vor den uralten Heizlüfter, den Kopf gesenkt, die Hände gefaltet. Und bewegte stumm die Lippen.
Sie ließen ihn gewähren.
» Ich muss schon sagen …« Margaret oder Marge füllte einen neu aussehenden Wasserkocher an der Spüle auf und steckte ihn ein. » Der Kerl wird mir allmählich unheimlich.«
Logan zuckte mit den Achseln. » Sexualstraftäter können ein bisschen –«
» Glauben Sie mir, ich kenne mich aus mit Sexualstraftätern. Ich habe sechs Jahre als Gefängnisaufseherin in Peterhead gearbeitet. Da habe ich alle möglichen Spielarten von Irren und Spinnern kennengelernt, aber vor keinem hat’s mir so gegraust wie vor Knox.« Sie nahm vier Henkelbecher vom Abtropfgestell, schnupperte daran und hängte je einen Teebeutel hinein. » Da war dieser eine Typ, der saß, weil er Frauen – meistens Blondinen – auf offener Straße entführt und in einen alten Lieferwagen mit verdunkelten Fenstern gesperrt hat. Dann hat er sie vergewaltigt und sie dabei mit dem Zigarettenanzünder verbrannt. Stand offenbar besonders auf Brustwarzen. Hat einem nie in die Augen geschaut, wenn man mit ihm geredet hat, sondern immer nur hierhin gestarrt …« Sie deutete auf ihre nicht unbeträchtlichen Brüste. » Es war völlig klar, dass er nur daran dachte: an den Geruch, das zischende Geräusch. Die Schreie.«
» Mein Gott.«
» Tja – und nicht mal der war annähernd so unheimlich wie Knox.«
Sie spülte einen Teelöffel ab und betrachtete Logan dabei aus dem Augenwinkel heraus. » Sagen Sie … was ist eigentlich mit Ihrem Gesicht passiert?«
Logan berührte seine rechte Wange. Sie war stark geschwollen und tat weh, wenn er sie berührte. » Hab mich beim Rasieren geschnitten.«
» Ah ja …«
Von oben kam das Rauschen einer Toilettenspülung.
Marge oder Margaret hob den Blick und lächelte. » Harry muss schon einen ganz wunden Hintern haben.«
Sie angelte gerade die Teebeutel aus den Bechern, als ein Mann in mittleren Jahren mit schütterem Haar in die Küche trat und sich stöhnend seinen kleinen Kugelbauch hielt. Sein Gesicht war blass und schweißbedeckt. » Ich fühl mich mehr tot als lebendig …«
» Möchtest du einen Tee?« Sie deutete auf die fettigen Papiertüten, die auf der Arbeitsfläche lagen. » Der nette Polizist hat Donuts mitgebracht.«
Der Neuankömmling verzog das Gesicht. » Mandy, bitte, grab einfach ein Loch im Garten und verscharr mich.«
» Ich hab dir doch gesagt, dass das Chow Mein irgendwie verdorben aussah.«
» Dabei war das Haltbarkeitsdatum noch gar nicht abgelaufen.« Er rang sich ein Lächeln ab und streckte Logan die Hand hin. » Hallo, ich bin Harry –« Ein Gurgeln stieg aus den Tiefen seiner Eingeweide auf, und er zog eine Grimasse. » O Gott, nicht schon wieder …«
Und schon war er zur Tür hinaus und hastete stöhnend und fluchend die Treppe hinauf.
Logan lehnte sich gegen den Herd. » Wenn Sie sich Sorgen wegen Knox machen, dann –«
» Es ist nicht so, als ob ich Angst vor ihm hätte. Also nein, wirklich nicht.« Sie zeigte wieder auf ihre Brüste. » Die sind meine Lebensversicherung, was Knox betrifft. Er ist einfach … nicht richtig im Kopf, wissen Sie?«
» Ja, aber er ist – verdammt.« Logan zog sein trällerndes Handy aus der Tasche. » McRae?«
DI Steels Stimme tönte in seinem Ohr. » Hast du den Leichensuchhund angefordert, wie ich’s dir gesagt hab?«
» Ja, gleich heute Morgen. Müsste gegen elf hier sein.«
» Das glaub ich erst, wenn ich’s sehe. Ich kenn doch meine Pappenheimer von Strathclyde –«
Logan deckte das Mikrofon mit der Hand ab, mimte mit der anderen das Rauchen einer Zigarette und deutete auf die Hintertür. Mandy nickte und bot ihm einen Donut an.
Der Griff ließ sich drehen, doch die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Logan stellte seinen Tee auf dem Fensterbrett ab und stieß mit der Schulter gegen das Holz. Es federte, aber die Tür ging immer noch nicht auf.
» Was ist mit diesem Fettsack Danby – hast du irgendwelche Skandale über ihn ausgraben können?«
» Nein. Du hast mir gesagt, ich soll was über seinen Kumpel herausfinden, diesen Billy Adams.«
Noch ein Rumms, und die Tür ächzte im Rahmen. Und noch einer, dann sprang sie auf. Der
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