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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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wanns die Priester nicht stiert. Zwei Millionen wirds von ihnen gebn in diesen Bergen! In den Dörfern wurlns nur so umanand - die kleinen Kinder! Denk amal: zwei Millionen Leut! Das sin zweihunderttausend Krieger und lauter Engländer! Sie brauchen bloß Flinten und den Drill. Zweihunderttausend Mann, fertig, um den Russen in die rechte Flanke zu fallen, wanns in Indien eindringen wollen! Peachey!‹ hat er gsagt und ganze Bissen von sein roten Bart zerkaut, ›Peachey! Mensch! Kaiser werdn mir noch werdn - Kaiser der ganzen Erde! Der Radscha Brooke is ein Dreck dagegen. Mit dem Vizekönig werd ich auf ›Du und Servus‹ stehn. Ich werd ihm sagen lassen, er soll mir zwölf Engländer schicken - ausgsuchte -, die wo ich selber persönlich kenn, damits uns ein bissel regieren helfen. Da war, zum Beispiel, gleich der Madkray, der pensionierte Sergeant in Segowlie; manches feine Mittagessen hat er mir gebn und seine Frau ein paar Hosen. Dann war da noch der Donkin, der Portier von Tounghoo Jail, und hundert andere, auf die ich mich hab verlassen können, als ich noch in Indien war. Der Vizekönig soll das für mich besorgen. Ich werd einen Mann hinunterschicken im Frühjahr, und mir die Leute bringen lassen. Ich werd ihm einen Brief an die Großloge mitgeben um Dispens für das, was ich als Großmeister hier angestellt hab. Und alle die alten Snidergewehre braucht ich, die weggeschmissen werden, wenn die Eingeborenentruppen in Indien die Martinis fassen. Sie werden voller Dreck sein, aber für den Krieg in den Bergen hier reichts noch. Zwölf Engländer, hunderttausend Sniders, und mir zerlegen die Untertanen vom Emir in kleine Bestandteile - ich begnüg mich mit zwanzigtausend Menschen im Jahr - und bald sin mir dann ein Kaiserreich.
    Wenn nacher alles klappt, dann überreich ich der Königin Viktoria auf den Knien die Krone - die Krone, die wo ich jetzt auf dem Haupte trage - und sie wird sagen: ›Erheben Sie sich, Sir Daniel Dravot!‹ Ja, das is eine dicke Sache! Eine ganz dicke Sache, sag ich dir! Wenn nur net soviel zu tun wäre überall - in Bashkai, in Khawak, in Shu und überall da drüben!‹ ›No, is denn weiter soviel zu tun?‹ sag ich. ›
    Diesen Herbst kommen keine Leut mehr zum Abrichten. Da schau: die fetten schwarzen Wolken am Himmel! Sie bringen Schnee.‹
    ›Darum handelt es sich jetzt nicht‹, sagt der Dravot und legt mir die Hand schwer auf die Schulter, ›und ich will auch nichts gegen dich sagen, denn kein anderer Mensch war mir gefolgt und hätt so viel für mich gewagt, wie du, Peachey! Du bist Oberbefehlshaber über die Armee, und das Volk weiß das; aber es is ein riesiges Land, und in allem kannst du mir nicht helfen, so, wie ich gern möcht!‹
    ›Geh halt zu deine damischen Priester!‹ sag ich, gleich drauf hats mich greut, daß ichs gsagt hab, aber es hat mich halt gfuchst, daß der Daniel so von obenrunter gsprochen hat; wo ich doch die Leut drillt hab und alles tan hab, was er mir angschafft hat.
    »Streiten mer uns net, Peachey«. sagt der Daniel und bleibt ganz ruhig, ›du bist auch ein König, und die Hälfte von dem Reich ghört dein; aber einsehen mußt: mir brauchen geschicktere Leut, als mir selber sin, drei oder viere, die wo mir rumschicken können als Deputierte. Es is halt ein ungeheurer Staat und ich kann net überall nach dem Rechten sehen und hab auch die Zeit nicht dazu, alles so zu machen, wies sein sollt, gar jetzt, wo der Winter kommt.«
    Und dabei hat er sein halbeten Bart - so rot war er wie das Gold seiner Krone - in den Mund genommen und zerkaut. ›
    Es tut mir leid, Daniel‹, sag ich, ›aber ich hab alles getan, was ich hab können: ich hab die Leut gedrillt und ihnen gezeigt, wie der Weizen besser geschobert wird, und hab Flinten verschafft aus Ghorband rüber - aber ich kann mir schon denken, was mit dir los is: ich glaub, es sin die Sorgen, die alle Könige haben!‹
    ›Es is noch was anders«, sagt der Dravot und geht dabei auf und ab. ›der Winter kommt, und die Leut werden uns jetzt wenig Arbeit machen; und wenns auch war, mir können nicht rumreisen wegen dem Schnee. Was ich brauch, is -: ein Weib!‹
    ›Um Gotteswillen!‹ schrei ich, ›laß die Weibsbilder steh! Wir ham alls gmacht, was mir ham können, oder ich bin ein Narr. Denk an den Kontrack und halt dich von die Weibsen fern!‹
    ›Der Kontrack hat bloß Gültigkeit ghabt‹ sagt der Dravot und wiegt seine Krone in der Hand, ›solang mir noch keine Könige waren; nimm dir halt

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