Dunkles Indien
die Wichtigsten im Rang erhoben, denn mir ham net wollen, daß der Meistergrad vulgär wird. Es war natürlich ein Mordsgereiß um die Würde.
›In sechs Monaten«, sagt der Dravot zu ihnen, ›werden mir wieder eine Versammlung abhalten und schauen, wie ihr gearbeitet habt!‹ Dann fragt er sie aus nach ihre Dörfer und erfährt, daß sie alle im Krieg miteinander sin, es aber schon dick satt haben. Und wenn sie nicht grad selber miteinander raufen, nacher kämpfens mit die Muhammedaner. ›Wenn die Muhammedaner kommen‹, sagt der Dravot, ›ja dann könnts kämpfen! Nehmts jeden zehnten Mann aus euern Stämmen und bildets eine Schutztruppe, und schickts jetzt immer zweihundert her ins Tal, damit mir sie abrichten. Keiner wird erschossen oder aufgespießt, solang er pariert, und ich verlaß mich drauf, daß ihr mich net anschmiert, denn ihr seid Weiße - Söhne vom Alexander - und nicht wie die gemeinen schwarzen Muhammedaner! Ihr seid: Mein Volk! Und bei Gott‹, - des hat er auf englisch gesagt - ›ich will eine verdammt feine Nation aus euch machen, oder darüber verrecken!‹
Ich kann Ihnen nicht erzählen, was mir noch alles gemacht haben in den nächsten sechs Monaten, weil der Dravot so viel zu tun ghabt hat, daß ich es mir nicht gemerkt hab, aber er hat ihre Sprache so gründlich gelernt, wie ich es nicht imstande war. Meine Aufgabe war, den Leuten das Pflügen beizubringen und hie und da mit meiner Armee in den Dörfern nach Ordnung zu sehen und dafür zu sorgen, daß Hängeseilbrücken über alle Abgründ angelegt werden, die dort einfach schauerlich sin.
Der Dravot war immer sehr freundlich zu mir, aber wenn er so auf und ab gegangen is im Kiefernwald und hat sich sein feuerroten Bart mit beide Pratzen zerwühlt, da hab ich gespannt: er denkt über Pläne nach, für die er meinen Rat nicht braucht, und hab gschwiegen und auf seine Befehle gewartet. Vor dem Volk hat er mich nie in Mißreschpekt gesetzt. Vor mir haben sie sich gfürcht und vor der Armee, aber ihn hams geliebt. Mit den Priestern und den Häuptlingen war er auf dem freundschaftlichsten Fuß, und keiner is über die Berge gekommen mit einer Bitte, die der Dravot nicht geduldig angehört hätt; dann hat er immer die Priester versammelt und ihnen gesagt, was zu geschehen hat.
Meistens hat er den Billy Fish aus Bashkai kommen lassen und den Pikky Kergan aus Shu und einen alten Häuptling, den mir Kafuzelum geheißen ham, weil des so ziemlich sein wirklicher Name war, und mit ihnen Beratungen abgehalten, wenn das Raufen in den kleinen Dörfern wieder angfangt hat. Das war sein Kriegsrat und die vier Priester aus Bashkai, Shu, Khawak und Madora waren sein Privatkonzil. Nachher bin ich mit zwanzig Mann und Gewehren und sechzig Trägern, beladen mit Türkisen, in die Ghorband-Gegend marschiert, um die handgemachten Martinistutzen einzukaufen, die aus der Werkstatt vom Emir in Kabul kommen und den Herati-Regimentern gehören, die sich die Zähn ausm Maul rausreißen, wanns Türkisen derwischen können.
In Ghorband bin i an Monat bliem und hab dem Gufernöhr einen Batzen aus meiner Taschen gebn als Bestechung und dem Oberschten vom Regiment grad soviel, und dafür ham mir hundert Martinis kriegt, weitere hundert gute Kohat Jezails, die auf sechshundert Meter noch eine damische Durchschlagskraft ham, und vierzig Trägerlasten Munition von einer hundsmiserabeln Beschaffenheit. Wie ich heimkommen bin, hab ich alles unter die Leut verteilt, die wo uns die Häuptlinge zum Abrichten geschickt haben. Der Dravot hat viel zuviel zu tun ghabt, als daß er auf alles des hätt achten können, aber die alte Armee, die wir gegründet hatten, hat mir beim Drillen geholfen, so daß mir bald fünfhundert Mann ghabt ham, die selber haben abrichten können, und zweihundert, die alles in Ordnung ghalten ham. Sogar die Stöpselzieher von handgemachten Flinten waren für sie das reinste Wunder. Der Dravot hat nacher immer das Maul voll ghabt von zu gründenden Pulvermagazinen und Gewehrfabriken, wenn er auf und abgloffen is im Kiefernwald, wie der Winter kommen is. ›
Nicht nur eine Nation solls werden‹, hat er gsagt, ›nein, ein Kaiserreich! Diese Leute sind keine Nigger nicht, sie sind Engländer! Schau bloß hin, wies dastehn, schau auf ihren Mund! Schau ihnen in die Augen! Auf Sesseln sitzens in ihre Häuser! Sie sin die verschollenen Stämme, oder so was, - aber auswachsen tun sie sich als Engländer! Ich werd eine Volkszählung veranstalten im Frühjahr,
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