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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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kennen sie. Wir hielten euch für Menschen, bis ihr das Meisterzeichen uns gewiesen habt.‹
    ›Hätten mir doch nur alles gesagt - damals - über das verlorene Geheimnis der Freimaurerei!‹ denk ich bei mir und schweig. Die ganze Nacht hindurch war Hörnergeblase in einem kleinen dunkeln Tempel auf einem Bergabhang, und ich hab ein Mädchen schreien hören in Todesangst; einer der Priester hat gsagt; man bereitet sie vor, den König zu heiraten.
    ›Ich will diesen Unsinn nicht‹, sagt der Dravot; ›ich misch mich nicht in eure Sitten, aber ich will mir ein Weib nehmen, wie mirs paßt!‹ ›Das Mädchen fürchtet sich‹, sagt der Priester; ›sie glaubt, sie muß sterben. Sie - ermuntern sie drüben im Tempel.‹
    ›Ermuntert sie aber gefälligst zart und freundlich!‹ sagt der Dravot. ›Oder ich werd euch mit dem Flintenkolben ermuntern, daß euch Hören und Sehen vergeht!‹
    Und er leckt sich die Lippen, der Dravot, und geht die halbe Nacht erregt auf und ab und denkt wahrscheinlich an das Weib, das ihm am Morgen zugeführt wird. Mir war nicht recht geheuer zumut, aber ich hab mir denkt: was kann denn viel geschehen, wann ein anerkannter gekrönter König in einer fremden Gegend sich mit einem Frauenzimmer einlaßt?! In der Früh bin ich zeitlich aufgstanden, während der Dravot noch gschlafen hat, und da hab ich gsehen, wie die Priester mit einander geflüstert ham und die Häuptlinge, und wie sie mich aus die Augenwinkel heraus belauert haben.
    ›Was gibts denn eigentlich‹ frag ich den Billy Fish; er hat prachtvoll ausgschaut in seinem Pelz.
    ›Ich weiß es selbst nicht recht‹, sagt er, ›aber, wenn du dem König den Unsinn mit der Heirat ausreden könntest, so erwiesest du ihm und dir und mir einen großen Dienst!‹
    ›Des glaub i net‹, sag ich, ›aber hör jetzt zu, Billy Fish: mir ham doch gegeneinander gekämpft und für einander! Ich versicher dir: der König und ich sin nicht mehr und nicht weniger als die zwei allerfeinsten Burschen, die der allmächtige Gott erschaffen hat, sonst aber auch nix! Kannst es mir glauben !‹
    ›Kann sein‹, sagt der Billy Fish, ›und doch wäre ich traurig, wenn es so wäre!‹ Und dann läßt er seinen Kopf auf seinen großen Pelzmantel sinken und denkt nach - eine Minuten lang. ›König‹, sagt er, ›ob du nun ein Mensch bist, oder ein Gott, oder ein Teufel, ich harre heute bei dir aus. Ich habe zwanzig Mann bei mir, die mir treu ergeben sind. Wir werden nach Bashkai gehen, wenn es zu stürmen beginnt.‹
    Ein wenig Schnee war gefallen in der Nacht, und alles war weiß bis auf die grauen schweren Wolken, die herangejagt sin aus dem Norden, eine nach der ändern. Dann kommt der Dravot heraus mit der Krone auf dem Kopf, windmühlt mit die Hand und stampft mit die Fuß, - fideler hat er ausgschaut wie der Hanswurst selber.
    ›Zum letztenmal warn ich dich, Dan, laß die Gschicht fallen!‹ flüster ich ihm zu. ›Der Billy Fish meint, es gibt einen Tanz!‹
    ›Einen Tanz? Unter meinem Volk?!‹ lacht der Dravot. ›Das gibts nicht. Peachey, du bist ein Narr, daß du dir nicht auch ein Weib nimmst! - Wo ist das Mädchen?‹ brüllt er mit einer Stimme, so laut wie das Heulen eines Schakals. ›Man rufe die Priester und die Häuptlinge herbei und lasse den Kaiser sehen, ob sein Weib ihm gefällt!‹
    Die Leut zu rufen war nicht nötig; sie sin in der Lichtung von dem Kiefernwald umeinandgstanden, auf ihre Gewehre und ihre Speere gelehnt. Dann sin mehrere Priester in den kleinen Tempel hinuntergeloffen, um das Mädel zu bringen, und ham auf den Hörnern geblasen, als möchten sie die Toten erwecken. Und da macht sich der Billy Fish verstohlen an den Daniel heran, ganz in seine Nähe, und hinter ihm stehen die zwanzig mit ihren Steinschloßgewehren. Alles Männer von sechs Fuß. Auch ich war in der Nähe vom Dravot mit zwanzig Leuten der regulären Armee. Da kommt das Mädchen, und ein strammes Mensch wars, über und über behängt mit Silber und Türkisen, aber so weiß wie der Tod; zurückgschaut hats alle Augenblicke nach die Priester.
    ›Sie gefällt mir‹, sagt der Dan und er frißt sie mit die Augen. ›Komm her, Mädel, gib mir einen Kuß!‹ Und er umschlingt sie mit den Armen. Sie schließt die Augen, quietscht ein bissel auf und begräbt ihr Gesicht von der Seiten in dem Dravot seinen feuerroten Bart.
    ›Das Luder hat mich gebissen!‹ schreit der Dravot, fahrt mit der Hand ins Genick und zieht sie gleich darauf blutbedeckt wieder zurück

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