Duocarns - David & Tervenarius
denn die Gefühle übermannten ihn. Was er da sagte, war so groß, was er da plante ungeheuerlich. Er würde die Hilfe der anderen brauchen, hatte aber noch keine Vorstellung davon, wie er sich jemals vollwertig in die Gemeinschaft einbringen sollte. Er war schwach. Ob das Sternentor ihm auch spezielle Fähigkeiten verleihen würde? Wie konnte er ohne sie vor den Duocarns für immer bestehen?
Die Hände in den Schoß gelegt, hatte Solutosan ihn während dieser Rede eindringlich betrachtet. Er fühlte sich regelrecht durchleuchtet. War das die endgültige Prüfung?
»Es stimmt, was du da sagst. Aber, wie die Sterblichen auch, muss jeder Duocarn den Weg für sich finden, der richtig für ihn ist. Das heißt, er steht allein. Gaben zu besitzen ist nicht das Entscheidende. Es werden sich im Laufe der Zeit immer wieder neue Wege für dich auftun. Ausschlaggebend ist es, den passenden Pfad auszusuchen, einen der dem eigenen Sein am besten gerecht wird. Wähle keinesfalls einen Weg, der deiner Seele schadet. Denn sie ist nicht unverletzlich, so wie dein Leib.«
Oh ja, das hatte er schon verstanden. Er dachte an die Qual, die Terv tausend Jahre mit sich herumgeschleppt hatte.
»Ja das weiß ich, Solutosan. Mein Zusammensein mit Tervenarius hat mich bereits allerhand über die Probleme der Unsterblichen gelehrt. Ich will es trotzdem wagen. Ich möchte nicht sterben und Terv verlassen. Für diese Liebe, gleichgültig, wie lange sie Bestand haben wird, würde ich alles auf mich nehmen. Sollte sie einmal versiegen, weiß ich, dass der Schoß der Gemeinschaft mich auffangen wird.«
Entschlossen blickte David Solutosan ins Gesicht. Die Decke war längst seinen Händen entglitten und er saß aufrecht und mit entblößter Brust vor dem mächtigen Mann.
Er hatte die richtigen Worte gefunden. Solutosan erhob sich und blickte auf ihn hinab. »Einige Menschen besitzen eine Stärke, die ich ihnen anfangs gar nicht zugetraut hätte. Aber Aiden, Maureen, Smu und auch du habt mich eines Besseren belehrt. Ich für meinen Teil werde immer für dich da sein, ja, ich bin sogar froh, wenn du uns folgst. Tervenarius hat Glück.« Nun lächelte Solutosan. »Ich muss zum Treffen. Smu, Halia und Maureen bleiben hier, denn die Könige sind schwer einzuschätzen. Sie sind auf Kampf geeicht.« Er wandte sich zur Tür. »Wir sehen uns in einem Zyklus am Sternentor.«
David starrte auf die Tür, die sich hinter Solutosan schloss. Rachedurstige Alien-Könige. Die hatten ihnen zu den ganzen Problemen wirklich noch gefehlt. Und Terv stand wie üblich mitten in der Konfrontation. Er seufzte und stieg aus dem Bett, denn sein Magen knurrte laut und aufdringlich. Dona zum Frühstück. Er stöhnte noch einmal und dachte an frisches Baguette, gebratenen Speck und Eier.
David erwachte viel zu früh. Das graue Tageslicht drang nur zögernd durch Oberlicht ihrer Kammer auf dem östlichen Mond. Tervenarius hatte sich in die gemeinsame Decke verwickelt und sie ihm vom Leib gezogen. Aber das war ihm gleichgültig – er fror nicht. Er betrachtete seinen Geliebten, der bleich und ruhig dalag, das Gesicht entspannt und gelöst. Das silberweiße Haar verteilte sich in schlangengleichen Strähnen auf dem Kissen. Einen Moment lang hoffte David, er möge die Augen öffnen und ihn mit seinem goldenen Blick mustern. Nein, er sollte weiter schlafen. Er wollte ihn nicht mit seinen Ängsten belasten.
Der Zeitpunkt war gekommen. Sein Leben würde sich an diesem Tag entweder für immer verändern, oder er konnte den Tod finden, wenn das Sternentor ihn nicht akzeptierte. Vielleicht passierte aber auch gar nichts. Laut Trianoras Bericht hatten die Bacanis das Tor mit ihren eigenen Leuten getestet. Vergeblich. Danach hatten diese Banausen wutentbrannt versucht, das Heiligtum zu zerstören, was ebenfalls von wenig Erfolg gekrönt gewesen war. Das Sternentor war unzerstörbar. Wie es wohl aussah? Hoffentlich nicht wie ein schwarzes Höllentor.
David stützte den Kopf in die Hand, nahm eine Strähne von Tervenarius’ weichem Haar und streichelte sie. Er fürchtete sich nicht davor, zu sterben. Dafür war er ihm der Tod schon einige Male zu nahe gewesen. Er fühlte sich eher an wie ein stiller Vertrauter.
Angespannt versuchte David, zum tausendsten Mal alle Möglichkeiten zu durchdenken. Die Ungewissheit machte ihm zu schaffen. Er hatte Angst, Terv Kummer zu bereiten. Wenn es ihn tötete, wäre Tervenarius mit seiner Trauer allein. Würde er den Durchgang nicht wagen,
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