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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Ordnung bei euch?“ Verwirrt sehe ich zu ihm auf. Immer noch hält er mir das Paket entgegen, doch ich habe es bislang nicht geschafft, Schuhe und Torte in einer Hand unterzubringen, um die andere frei zu haben.
    „Alles okay. Die haben es heute nur auf mich abgesehen. Ist wohl das Los des Neuen.“ Und wieder sieht er an mir vorbei, um mich nicht anschauen zu müssen. So langsam nehme ich das persönlich.
    „Gabriel, hab ich dir was getan?“
    Es ist nicht so, als würden wir uns besonders innig kennen, doch auf dem Nachbarschaftsfest im Frühjahr waren wir ins Gespräch gekommen und hatten seitdem eigentlich immer mal ein paar Worte gewechselt. Ich mag ihn, aber er ist nicht der Mann, der an einer biederen Frau wie mir interessiert ist. Ganz abgesehen von meinem Desinteresse an einer Beziehung.
    „Was? Nein. Wie kommst du darauf?“
    Im letzten Moment fängt er das Paket ab, das zwischen uns abzustürzen droht.
    „Zum Beispiel weil du mich nicht ansiehst, wenn du mit mir sprichst.“
    „Nein, ich bin nur gerade … ach, vergiss es. Soll ich dir das hochtragen? Du hast ja schon alle Hände voll.“
    „Das wäre sehr nett.“
    Noch einen Blick mehr, den ich riskieren könnte und vielleicht eine Chance, heimlich an ihm zu schnuppern.
    Gabriel folgt mir die Treppe hinauf und bleibt hinter mir stehen, während ich die Wohnungstür aufschließe. Obwohl er noch einige Zentimeter von mir entfernt ist, spüre ich seinen Atem auf der Schulter. Seine Körperwärme brennt mir im Rücken.
    Als ich endlich den Schlüssel ins Schloss gefummelt und die Tür geöffnet habe, trete ich einen Schritt in den Flur und drehe mich zu ihm um. Ich werfe die Schuhe auf den Boden und meine Handtasche lege ich mit dem Teller auf den Schuhschrank neben mir.
    „Danke“, sage ich und nehme ihm das Paket ab.
    Unsere Fingerspitzen berühren sich und Gabriel hält einen Moment länger als nötig fest.
    „Sehr gerne, Helena.“
    „Lena. Sag bitte Lena. Helena klingt so alt.“
    Seine Hände sind warm und bringen mich völlig aus dem Takt.
    „Ich mag deinen Namen, aber wenn dir Lena lieber ist …“
    Endlich lässt er das Paket los, doch noch immer sieht er mir nicht in die Augen. Das fällt mir verstärkt auf, weil er sonst eigentlich gar nicht wie der schüchterne und zurückhaltende Typ rüberkommt.
    „Nochmal danke für die Hilfe.“ Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.
    Gabriel steht weiterhin in meinem Türrahmen, als würde er auf etwas warten.
    „Gerne, Lena. Immer wieder.“
    Kopfschüttelnd grinse ich ihn an.
    „Ich hab keine Ahnung, was heute mit dir los ist. Du hast doch sonst so eine große Klappe.“
    Bisher hatte ich noch keine Frau erlebt, die seiner offenen Flirterei nicht erlegen war.
    Jetzt sieht er an mir herab, als würde ihm zum ersten Mal auffallen, dass ich ein Kleid trage. Der blutrote Polyesteralbtraum juckt mir schon den ganzen Tag am Körper und ich bin heilfroh, wenn ich ihn endlich wieder in den Tiefen meines Kleiderschranks verschwinden lassen kann.
    Gabriel ignoriert meine Feststellung. Vielleicht hat er mich aber auch gar nicht gehört, denn er ist alles andere als bei der Sache.
    „Du siehst toll aus, Lena. Ich meine, du siehst immer toll aus, aber heute … Was ich eigentlich sagen wollte …“ Sein französischer Akzent kommt mit jedem Wort deutlicher heraus.
    „Was wolltest du sagen?“
    Jetzt sieht er mir endlich in die Augen, aber dafür fehlen ihm die Worte.
    Ein paar Mal setzt er an, etwas zu sagen, doch er bricht immer wieder ab.
    „Habt ihr getrunken?“, frage ich mit einem Zwinkern.
    „Was? Nein!“ Empört wehrt er meinen Verdacht sofort ab.
    „Ich will dich nicht rausschmeißen, aber ich würde wirklich gerne diesen Fummel loswerden. Also?“
    Seine grünen Augen werden beinahe schwarz, als er versteht, dass ich mich ausziehen möchte.
    „Okay. Sam und Markus haben uns beobachtet, weil sie gewettet haben, dass ich mich nicht traue, dich auf einen Kaffee einzuladen.“
    Ich bin nicht ganz sicher, was ich von dieser Aussage halten soll. Es klingt ein wenig, als ginge es dabei gar nicht um mich.
    Gabriel zieht einen kleinen Notizzettel aus seiner Gesäßtasche und legt ihn auf das Paket, welches ich immer noch in den Händen halte.
    „Meine Telefonnummer. Wenn du Lust hast, dann melde dich einfach. Ich würde mich freuen. Gute Nacht, Lena.“
    Und mit diesen Worten ist er auch schon verschwunden.
    Das war merkwürdig.

2.
    Obwohl ich nur in die Badewanne und dann auf die Couch

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