Durch den Sommerregen
ist. Es gibt Dinge, die will er nicht vertiefen.
„Wie hast du mich vorhin genannt?“ Das lässt mir immer noch keine Ruhe.
„ Mon chouchou. “ Ganz konzentriert darauf, den restlichen Reis aus der Schachtel zu kratzen, scheint er auch das nicht weiter ausführen zu wollen.
„Was heißt das?“
„Kein Schimpfwort, falls dich das beunruhigt.“
„Und du willst es nicht verraten, weil …?“
„Finde es selbst heraus, schöne Helena.“
Dafür müsste ich erst einmal genau wissen, wie man es schreibt.
„Mein Name hat es dir angetan, oder?“
„Du hast ja keine Vorstellung.“ Jetzt sieht er auf und mir direkt ins Gesicht. „Helena klingt wesentlich besser, wenn ich es stöhne, während ich in dir komme.“
Hatte ich schon den französischen Akzent erwähnt?
Seelenruhig pickt er weiter Reiskörner auf, doch ich sehe das Grinsen, welches seine Mundwinkel zucken lässt. Ich hätte es mir doch denken können, dass er diese Seite von sich nicht lange unterdrücken kann.
Ich kann nicht schlafen. Das ist Gabriels Schuld, auch wenn er es nicht wissen kann. Nach einem wirklich netten Abend ist er einfach auf meiner Couch eingeschlafen und ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihn rauszuschmeißen. Noch hoffe ich ja darauf, dass er aufwacht und von selbst geht, damit ich mein Nachtlager im Wohnzimmer aufschlagen kann.
Trotz seiner kleinen Anspielungen auf unsere offensichtliche Anziehung war es ein unverkrampfter Abend. Gabriel ist witzig und ein wirklich interessanter Gesprächspartner. Mit großer Leidenschaft redet er von seinem Hobby, der Fotografie, und seinen französischen Nichten und Neffen, in die er ganz vernarrt scheint.
Ich habe eigentlich kaum gesprochen und mich nur von seinem Enthusiasmus mitreißen lassen.
Schließlich gebe ich weitere Einschlafversuche auf und schleiche in die Küche, um eine Schmerztablette für meine Hand zu nehmen, die sich inzwischen ziemlich heiß anfühlt und unangenehm pocht.
Ein kurzer Blick ins Wohnzimmer bestätigt meinen Verdacht, dass er immer noch hier ist. Völlig entspannt liegt er auf der Seite und hat sich ein kleines Couchkissen unter den Kopf geschoben.
Im Schlaf sieht er um einige Jahre jünger aus. Ich möchte mich neben ihn legen und an ihn schmiegen. Vielleicht könnte ich das sogar schaffen, ohne ihn zu wecken.
Okay, die Hoffnung ist naiv, aber ich könnte es ja auf einen Versuch ankommen lassen.
Obwohl sein Körper an den richtigen Stellen zweifellos fest und stramm ist, sieht er aus, als könnte man sich gut in seine Arme und an den Brustkorb kuscheln.
Nur sehr unwillig löse ich mich von dem überaus attraktiven Anblick und schleiche weiter in die Küche, um meine Tablette zu nehmen.
Als ich zurückkomme hat Gabriel sich umgedreht und liegt jetzt mit dem Gesicht zur Rückenlehne. Leicht zusammengekrümmt streckt er sein Hinterteil über den Rand der Couch und erzeugt damit eine sehr gemütlich wirkende Lücke zwischen ihm und der Lehne.
Es ist nicht die beste Idee, doch nachts sind ja angeblich alle Katzen grau. Also kann ich morgen früh einfach behaupten, das wäre ich nicht gewesen. Oder so …
Ganz vorsichtig steige ich über ihn drüber und bin erstaunt, dass er sich überhaupt nicht rührt. Aber in der Sekunde, wo ich meinen Kopf auf einem weiteren Kissen ablege, schlingt er einen Arm um meine Taille und zieht mich fest an sich.
Er sagt kein Wort, aber für eine Bewegung im Halbschlaf war es zu kraftvoll.
Eingehüllt in seine Wärme und erschöpft von den Ereignissen des Tages, fallen mir innerhalb kürzester Zeit die Augen zu.
5.
In dieser einen Nacht hat sich unsere Dynamik verschoben. Auch wenn mich seine Flirtversuche immer noch verunsichern, so existiert doch keine Peinlichkeit mehr zwischen uns. Wie alte Bekannte stehen wir in der Küche und trinken unseren Morgenkaffee.
„Hast du für heute noch etwas geplant?“, fragt er und rückt ein Stück an mich heran.
Seine Nähe irritiert mich weitaus weniger, als sie sollte, was wohl daran liegt, dass ich schon lange nicht mehr so gut geschlafen habe und ich es nur seiner Anwesenheit zusprechen kann.
„Gleich muss ich erst einmal meine Chefin anrufen und ihr klarmachen, dass ich nächste Woche besser nicht arbeite. Es kommt nicht gut, wenn ich mir den Schnitt wieder aufreiße und ein paar Bücher vollblute. Dann werde ich noch bei meinen Eltern vorbeischauen. Und du?“
„Ich muss nach Hause, meine Katze füttern und dann mal ein bisschen Ordnung in meinem Studio
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