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Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort

Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort

Titel: Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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Menschen, die sich einfach ineinander verknallen und vielleicht ein Kind machen, ehe sie reif genug dazu sind.«
    »Rein mathematisch gesehen also. Die beiden Geschlechter, die ein Kind wollen, schaffen das nicht ohne die Hilfe des dritten. Hast du es so gemeint?«
    Sie nickte.
    »Wenn zwei von den drei Geschlechtern Lust auf ein Kind hätten, könnte das dritte vielleicht sagen: >Nein, Leute, hier muß wenigstens einer Vernunft bewahren. Wir sollten noch ein oder zwei Jahre warten. Ich bin dagegen, jetzt noch mehr Kinder zu machen. Das bringt zuviel Arbeit für uns mit sich.<«
    Sie mußte über ihre Idee lachen. Ariel wurde angesteckt.
    »Mit solchen witzigen Gedanken können wir uns auch im Himmel beschäftigen.«
    Aber Cecilie war noch nicht fertig.
    »Und es wären mehr Leute da, die sich um die Kinder kümmern könnten, zum Beispiel, wenn sie krank wären. Und zwei von den Erwachsenen hätten auch mal Zeit für sich, weil Mama oder Papa Nr. 3 sich dann um die Kinder kümmern könnte. Und es gäbe mehr, die die Kinder liebhätten. Dann würden sich überhaupt viel mehr Menschen liebhaben.«
    Ariels Miene war jetzt unergründlich. Er schien seit aller Ewigkeit genau dieselbe Maske getragen zu haben.
    »Kommt es wirklich nur in Familien vor, daß Menschen sich gegenseitig liebhaben?« fragte er.
    »Vielleicht nicht, aber es gäbe dann sicher überhaupt etwas mehr Liebe auf der Welt, wenn es drei oder vier Eltern gäbe. Bloß ...«
    »Bloß was?«
    »Dann gäbe es auch mehr Trauer.«
    »Trauer?«
    Wieder biß sich Cecilie auf die Lippe.
    »Wenn jemand sterben müßte, würden noch mehr Menschen trauern«, sagte sie dann.
    Ariel schüttelte den Kopf.
    »Jetzt bist du wieder zu schnell für mich.«
    »Wieso denn?«
    »Wenn es so wäre, gäbe es doch auf der Welt auch genau doppelt soviel Trost.«
    »Und dann würde sich alles vielleicht ausgleichen?«
    Er nickte.
    »Aber wenn jede Familie nur zwei Kinder hätte, gäbe es am Ende keine Menschen mehr auf der Welt.«
    »Warum?«
    »Wenn drei Erwachsene zwei Kinder bekamen, würde es Schritt für Schritt immer weniger Menschen geben. Am Ende würde alles einfach aufhören.«
    Cecilie lachte.
    »Und eines schönen Tages wären nur noch ein Adam und eine Eva übrig, und es wäre wieder so wie am Anfang. Und wenn ihnen dann noch die Erbsünde erlassen würde, könnten sie in alle Ewigkeit im Paradies leben. Wäre das nicht das beste?«
    »Schlecht wäre es wirklich nicht. Aber jetzt diskutieren wir über das eigentliche System der Schöpfung.«
    »Und das bringt nichts? Du hörst dich fast an wie meine Mutter. Es >bringt nichts<, wenn ich mich beklage, daß ich krank bin, sagt sie. Egal, ich will jetzt nicht mehr über Krankheiten und so etwas reden.«
    »Ich habe kein Wort von Krankheit gesagt. Aber ich verspreche dir, ich werde das mit den drei Geschlechtern erwähnen, wenn ich demnächst mal wieder mit Gott eine Runde plaudere. Er hat ja immerhin Sinn für Humor.«
    »Ehrlich?«
    Er lächelte nachsichtig.
    »Hast du noch nie einen Elefanten gesehen? Du hast ja keine Ahnung, wie viele Elefantenwitze wir im Himmel haben. Wir haben übrigens auch Giraffenwitze.«
    Cecile wußte nicht, ob sie es richtig fand, daß sich die Engel im Himmel Witze über die Schöpfung erzählten. Sie machten sich die Sache damit irgendwie zu einfach.
    »Ich hoffe, ihr erzählt nicht auch Witze über mich«, sagte sie.
    »Nicht doch, ich habe in meinem Leben noch keinen einzigen Cecilienwitz gehört. Aber Spaß beiseite, selbst wenn du nur Bruchstücke verstehst, ist dir doch sicher klar, daß es jetzt zu spät ist, die Schöpfung noch zu korrigieren.«
    »Vielleicht .«
    »Soll ich dir ein Geheimnis erzählen?«
    »Ja!«
    »Manchmal, wenn wir darüber reden, wie alles ist und wie alles hätte sein können, breitet Gott resigniert die Arme aus und sagt: >Ich weiß ja auch, daß alles ein bißchen anders sein könnte, aber getan ist getan, und ich bin schließlich nicht allmächtig!««
    Cecilie riß die Augen auf.
    »Da wird dir aber jeder Pastor widersprechen!«
    »Dann irren sich entweder die Pastoren oder Gott!«
    Cecilie hielt sich die eine Hand vor den Mund und gähnte. Gleichzeitig verzog sich das Gesicht des Engels.
    »Gleich kommt deine Mutter«, sagte er. »Also muß ich mich beeilen .«
    »Ich hör nichts.«
    »Aber sie kommt jetzt.«
    Cecilie hörte im Nachbarzimmer einen Wecker läuten.
    »Gehst du?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich setze mich auf die Fensterbank.«
    »Kann Mama

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