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Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort

Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort

Titel: Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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Cecilie.«
    »Das habe ich schon öfter gehört ... wir begreifen nur stückweise. Wir sehen alles durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort,«
    »Ja, das sind weise Worte.«
    Cecilie blickte mit resigniertem Gesicht zu ihm hoch.
    Danach schwiegen sie lange. Cecilie hätte gern noch mehr gesagt, wußte aber nicht, ob sie es über sich bringen würde. Irgendwie hoffte sie, ihr Vater würde die Worte aus ihrem Kopf ziehen können, ohne daß sie den Mund aufmachen mußte.
    Sie fragte:
    »Weißt du noch, wie wir nach Kreta geflogen sind?«
    Er versuchte zu lächeln.
    »Wie sollte ich das wohl vergessen?«
    »Ich meine, ob du dich an den Flug erinnern kannst, du Dussel.«
    Er nickte.
    »Ich weiß sogar noch, daß wir auf dem Hinflug Brathähnchen mit Kartoffelsalat und auf dem Rückflug Frikadellen in Paprikasoße bekommen haben .«
    »Sprich jetzt nicht vom Essen, Papa. Ich wollte sagen, daß ich aus dem Fenster geschaut habe. Hinunter auf die Erde.«
    Mehr sagte sie nicht. Aber sie dachte daran, daß sie hoch in der Luft gesessen und den Erdball mit den vielen Straßen und Städten, Bergen und Äckern gesehen hatte. Auf der Heimreise waren sie zuerst über den Wolken geflogen. Sie hatte das Gefühl gehabt, zwischen Himmel und Erde zu schweben. Sie waren erst spätnachts in Norwegen gelandet.
    Beim Anflug auf den Flughafen waren sie unter die Weihnachtswatte getaucht. Und unter ihnen hatte sich ein Märchenland mit elektrischen Lichtern in allen Farben eröffnet.
    »Wenn wir geboren werden, wird uns eine ganze Welt geschenkt«, sagte Cecilie.
    Ihr Vater nickte. Es schien ihm nicht zu gefallen, daß sie soviel zu sagen hatte.
    »Aber nicht nur wir kommen auf die Welt. Du kannst genauso gut sagen, daß die Welt zu uns kommt.«
    »Das ist doch fast dasselbe.«
    »Ich hab das Gefühl, daß mir die ganze Welt gehört, Papa.«
    Er nahm jetzt auch ihre andere Hand.
    »In gewisser Hinsicht stimmt das ja auch.«
    »Nicht nur unser Haus ... und der Ravnekollen ... und der Fluß dort unten. Mir gehört auch ein bißchen von der Ebene von Lasithi auf Kreta ... und die ganze Insel Santorini. Es ist nicht anders, als wenn ich einmal in der alten Burg auf Knossos gewohnt hätte. Mir gehören Sonne und Mond und alle Sterne am Himmel. Denn ich habe alles gesehen.«
    Cecilies Vater griff zur Glocke auf dem Nachttisch und klingelte. Warum er das nur machte? Er war doch hoffentlich nicht auch krank geworden?
    Sie sagte:
    »Das alles kann mir niemand mehr wegnehmen. Es wird immer meine Welt sein. In alle Ewigkeit wird es meine Welt sein.«
    Jetzt kam ihre Mutter ins Zimmer. Vater sprang auf und stürzte hinaus. Er saß schon so lange bei Cecilie, daß er wohl dringend aufs Klo mußte.
    »Cecilie?«
    Sie drehte sich mit einem schrecklich vorwurfsvollen Blick zu ihrer Mutter um.
    »Cecilie!«
    »Kannst du mir nicht einfach bloß die Spritze geben, Mama? Wir brauchen doch keine langen Reden zu halten.«
    Sie bekam ihre Spritze, danach war sie wahrscheinlich eingenickt, denn als sie das nächste Mal wach wurde, saß Ariel auf dem Stuhl vor dem Bett.
    Cecilie fühlte sich viel wohler als vorhin, als ihre Eltern dagesessen hatten. Vielleicht machte das Zusammensein mit dem Engel sie gesund?
    »Hast du gut geschlafen?« fragte er.
    Sie erhob sich und setzte sich auf die Bettkante, blickte zum Fenster hinüber und sah, daß es draußen hell war.
    »Tag«, sagte sie. »Manchmal komme ich total durcheinander.«
    Ariel nickte geheimnisvoll.
    »Der Erdball dreht und dreht sich eben.«
    Cecilie lachte, sie wußte nicht recht, warum, aber in diesem Moment fand sie den Gedanken, daß der Erdball sich drehte und drehte, lustig. Sie sagte:
    »Irgendwer hat behauptet, die Welt sei ein Theater. Aber dann muß es ein Theater mit Drehbühne sein.«
    »Klar doch«, entschied Ariel. »Und weißt du auch, warum?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Eigentlich spielt das doch keine Rolle, ich merke ja nicht, wie die Welt sich dreht. Von mir aus könnte sie ein bißchen mehr wie ein Karussell sein. Stell dir vor . dann würden die Riesenradbesitzer aber schlechte Geschäfte machen!«
    Ariel verließ den Hocker, schwebte langsam durchs Zimmer und setzte sich auf den Schreibtisch. Er blickte auf Cecilie hinab.
    »Die Erde dreht und dreht sich, damit alle Menschen in alle Himmelsrichtungen in den Weltraum hinausblicken können. Auf diese Weise seht ihr fast alle Sterne und alles, was es draußen gibt, und es ist egal, in welcher Ecke der Welt ihr wohnt.«
    »Das habe

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