Durch Himmel und Hoelle
Fragen nicht so schnell ausweichen oder vom Thema ablenken können, indem du mich zwingst, mich zu verteidigen, wie du es immer so gern machst.«
Er machte es sich in einem Stuhl bequem, als hätte er sich auf ei- nen sehr langen Abend eingestellt.
Sie wäre aufgestanden und einfach gegangen, wenn sie nicht ernsthaft bezweifelt hätte, daß sie es bis zur Tür schaffen würde.
»Ich muß mich bei dir entschuldigen«, begann Alex abrupt. »Ich hätte wissen müssen, daß du die allerletzte bist, die sich in irgend- welche Intrigen oder Liebeleien verwickeln läßt. Dennoch bin ich der Meinung, daß mich nicht allein die Schuld trifft an diesem Irr- tum, da du nicht fähig warst, mich eines Besseren zu belehren. Aber was vorbei ist, ist vergessen. Ich kann nur sagen, daß es mir leid tut, daß ich an dir gezweifelt h a b e . . . « Er machte eine Pause und fuhr mit einiger Mühe fort: »Es tut mir schrecklich leid, was ich mit dei- ner Puppe gemacht habe. Dany hat mir erzählt, wieviel sie dir be- deutet hat. Das ist etwas, was ich dir nie ersetzen kann.
Aber wir können einen neuen Anfang machen. Ich kann etwas Anständiges schaffen, dieses eine Mal in meinem Leben, und ich will es mit dir schaffen, Elysia - mit dir an meiner Seite, als meine Frau und Geliebte.«
Die Nebel verflüchtigten sich immer rascher aus Elysias trunke- nem Verstand. Sie starrte Alex fassungslos an und schrie dann voller Schmerz und Wut: »Ist das wieder eins von deinen Folterspielen? Wenn ja, dann bist du kein Gentleman. Du hast mir schon einmal gesagt, daß du keiner bist, aber ich habe die Warnung nicht ernst ge- nug genommen. Du spielst nicht nach den Regeln, nicht wahr, Alex? Dir ist es egal, wie tief du sinkst, wenn du jemanden verletzen und demütigen kannst.« Elysia spürte die heißen Tränen auf ihren Wangen, als es ihr endlich gelang aufzustehen.
Alex war blaß geworden, und sein Mund wurde grimmig und schmal, während er Elysias Ausbruch lauschte.
»Du wagst es, dich hier hinzusetzen, nachdem du mich betrun- ken gemacht hast, und mir frech vorzulügen, was für ein treu erge- bener Ehemann du bist, während deine Mätresse dich ungeduldig in
London erwartet? Wie viele Nächte dieses neuen Lebens sollen wir denn teilen, bevor du mich verläßt und zu ihr läufst?
>Sie wird nicht da hinkommen, wo sie nicht willkommen ist<, hast du gesagt. Oder hast du vergessen, was du deiner Geliebten in der Bibliothek erzählt hast?« fragte Elysia wutentbrannt. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, welche Demütigung diese qualvollen Augen- blicke für sie gewesen waren.
»O Gott!« Alex lachte barsch, sein Lachen traf Elysia mitten ins Herz. »Daß ausgerechnet diese Worte mich verfolgen... Eine her- vorragende Vorstellung, da mußt du mir doch recht geben, meine Liebe, nicht wahr?« sagte er. Es klang fast, als würde er sich selbst hassen, und sein Mund verzog sich angewidert.
»Was meinst du mit Vorstellung?« Elysia beobachtete ihn nervös.
»Ich enttäusche dich nur ungern, aber ich bin nicht ganz der ruch- lose Schurke, für den du mich hältst. Vielleicht ein verdammter Narr, ja, aber nicht so verachtenswert. Ich habe viele Dinge in mei- nem Leben getan, auf die ich nicht stolz bin, aber ich habe noch nie jemanden belogen. Ich wußte, daß du dich oben auf der Empore versteckst - ein Platz, an dem dich keiner stören oder quälen kann.«
Elysia war überrascht. Er wußte von ihrer Zuflucht? Aber wo- her?
»Ich weiß so einiges, was hier vorgeht - nicht sehr viel, wie es scheint, aber ich habe Augen und Ohren und sehe manches. Zum Beispiel, wie du in die Bibliothek gehst und für lange Zeit dort bleibst. Das Zimmer ist scheinbar leer, bis ich das Knistern von Buchseiten höre.«
Er schnitt eine Grimasse. »Ich kann dir keinen Vorwurf daraus machen, wenn du mir nicht glaubst, aber an diesem Tag wußte ich, daß du auf der Empore bist. Ich habe diese Dinge zu Mariana nur gesagt, weil ich wußte, daß du zuhörst. Ich wollte dir weh tun, so wie du mir weh getan hast - zumindest habe ich das geglaubt. Mein Jähzorn soll verflucht sein, aber ich war verrückt vor Eifersucht. Ich
dachte, Ian wäre dein Liebhaber und du wärst wie die anderen Frauen, die ich kennengelernt habe, die weder Vertrauen noch Liebe verdient haben. Anfänglich hatte ich dich anders einge- schätzt.«
»Du hast gewußt, daß ich da oben auf der Empore bin und mitan- hören mußte, wie du dich mit Lady Woodley amüsierst?« fragte Elysia kaum hörbar. Sie
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