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Durcheinandertal

Durcheinandertal

Titel: Durcheinandertal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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    dem Polizeiposten, mit Eggler, Stucki und Heimättler. Jeder mit einem Dienstgewehr. Lustenwyler hatte eine Rösti mit Speck zubereitet, dazu Milchkaffee. Wann es hell werde, fragte der Wachtmeister. Nach fünf graue es, sagte Lustenwyler und gab jedem noch ein Spiegelei. In einer Stunde sei Aufbruch, bestimmte der Polizeiwachtmeister, zu Fuß. Damit die nichts merkten. Der Hund liege in der Hundehütte vor dem Haus des Gemeindepräsidenten. Einfach hineingeschossen, alle auf einmal. Und wenn der Hund nicht herauskomme? fragte Eggler. Vielleicht sei er gar nicht im Hundehaus, gab Stucki zu bedenken, und Heimättler meinte, er wette, der Hund schlafe in der Küche. Lustenwyler schaufelte Rösti nach und prägelte für jeden noch ein Spiegelei. Man werde sehen, sagte der Polizeiwachtmeister und trank seinen Milchkaffee aus. Jetzt täte ein Schnaps gut, sagte Stucki. Sie seien im Dienst, sagte Wachtmeister Blaser. Draußen werde es hundekalt, stellte Heimättler fest. Was er denn für Schnaps habe, fragte der Polizeiwachtmeister. Kräuter, antwortete Lustenwyler. Einer könne nicht schaden. Als sie aufbrachen, war die Flasche leer.
    Er solle noch eine Flasche mitnehmen, sagte der Polizeiwachtmeister zu Lustenwyler und hatte etwas Mühe mit Reden. Es war stockdunkel, sie tasteten der Straße entlang. Unten irgendwo in der Finsternis rauschte der Fluß. Es sei hundekalt, sagte Eggler. Das habe er ihnen vorausgesagt, meinte Heimättler. Sie müßten ja auch einen Hund töten, sagte Stucki mißmutig. Das gehe aber steil hinauf, stellte der Polizeiwachtmeister fest. Zum Dorf gehe es steil hinauf, beteuerte Lustenwyler, sie gingen schon richtig. Ein Kräuter täte jetzt gut. Sie traten zusammen, ließen die Flasche kreisen.
    Etwas brummte ihnen entgegen. Sie stoben auseinander. Zwei Busse fuhren mit abgeblendeten Scheinwerfern an ihnen vorbei. Sie hätten den falschen Weg genommen, sagte der Polizeiwachtmeister, die Busse kämen vom Kurhaus. Jeder 66
    Mensch könne sich irren, entschuldigte sich Lustenwyler. Er habe noch einen Kräuter nötig, sagte der Polizeiwachtmeister.
    Die Busse seien voller Menschen gewesen, meinte Eggler. Was die wohl im Kurhaus gesucht hätten, das sei doch leer.
    Lustenwyler entkorkte die Flasche zum zweiten Mal. Das Kurhaus sei den ganzen Winter voller Leute gewesen, sagte er.
    Wenn sie die Busse angehalten hätten, wäre ihnen vielleicht ein Bombenfang geglückt, sagte Heimättler. Sicher, meinte Stucki.
    Ins Kurhaus mische er sich nicht ein, sagte der Polizeiwachtmeister, das sei Sache der Justiz, und die habe sich auch nicht eingemischt, aber jetzt komme der Morgen, und sie hätten den Hund zu erschießen, dabei sei das Dorf auf der anderen Talseite. Sie konnten jetzt etwas sehen, aber es war schon hell, als sie das Dorf erreichten. Es war wie ausgestorben. Zum Glück schliefen die noch, meinte Stucki.
    Die seien alle für den Gemeindepräsidenten, gab Lustenwyler zu bedenken. Der verfluchte Kräuter, meinte der Polizeiwachtmeister, er zittere immer, wenn er zuviel Kräuter genommen habe. Er müsse noch einen kippen bei dieser Saukälte, damit er nicht weiterzittere. Die Flasche sei jetzt leer, stellte Lustenwyler fest. Sie standen vor dem Hause des Gemeindepräsidenten. Das Hundehaus war leer. Unter der Haustür war ein Streifen Licht zu sehen. Vorsichtig drückte der Polizeiwachtmeister die Klinke nieder. Die Türe war unverschlossen. Das Gewehr schußbereit, stieß er mit dem linken Fuß die Türe auf. In der Küche stand Elsi im Nachthemd am Herd. Kommt nur rein, sagte sie. Vorsichtig traten die Polizisten einer nach dem ändern ein. Der Polizeiwachtmeister stieß mit dem Gewehr die halboffene Türe zum Wohnzimmer auf, trat zurück, befahl, Elsi solle Licht machen. Der Hund war nicht im Wohnzimmer. Geh voran, befahl der Polizeiwachtmeister, und Elsi machte überall Licht, auch auf dem Boden, auch im Stall. Die vier Polizisten warteten in der Küche. Der 67
    Polizeiwachtmeister kehrte mit Elsi in die Küche zurück. Der Hund sei nicht im Haus, wo er sei. Mit dem Vater fort, antwortete Elsi. Wann der Gemeindepräsident mit dem Hund zurückkomme? Wenn sie fort seien, antwortete Elsi. Sie könnten warten, erklärte der Polizeiwachtmeister. Neben der Haustüre war eine Bank, dahinter eine Fensterreihe, deren Läden geschlossen waren. Der Polizeiwachtmeister setzte sich, die vier Polizisten ebenfalls, die Gewehre umklammert. Es sei saukalt draußen, sagte Heimättler. Elsi könnte ihnen einen

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