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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Nasher
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sein. Zwölf Stunden vor seiner Hinrichtung ließ ihn der Gouverneur von Virginia einem Lügendetektortest unterziehen - Coleman fiel prompt durch und wurde wenig später auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
    Für alle, die Bescheid wissen, ist offensichtlich: Auch wenn er völlig unschuldig gewesen wäre, hätte Coleman den Test kaum bestehen können. Dass er am Tag seiner geplanten Hinrichtung in jedem Fall große Angst hatte, steht außer Frage. Und ein Lügendetektor ist nun mal nicht fähig, Lügen an sich zu erkennen; wie im letzten Kapitel erörtert, registriert er lediglich körperliche Veränderungen als Anzeichen von Emotionen, ohne deren Ursachen voneinander unterscheiden zu können. Also sitzt auch der Lügendetektor dem Othello-Fehler auf. Was tun?

    Eine Möglichkeit, diese Fehlerquelle zu minimieren, kennen wir bereits: den Tatwissenstest. Es gibt aber noch eine weitere Methode, die ebenfalls im Alltag anwendbar ist.
    Versuchen Sie einmal, sich den perfekten Lügendetektor vorzustellen: ein wahres Wunderding, das niemals falsch liegt, das jeden Lügner mit hundertprozentiger Sicherheit entlarvt, jeden Aufrichtigen mit hundertprozentiger Sicherheit entlastet. Müsste ein ehrlicher Mensch, der sich einem solchen Test unterzieht, denn noch Angst haben? Nein! Er könnte sich sogar auf den Test freuen, da nun ein für allemal klar werden würde, dass er die Wahrheit sagt.
    Diese Vision eines perfekten Lügendetektors kann als Gegengift zum Othello-Fehler dienen: Man überzeugt den Verhörten vor dem Test davon, dass der Lügendetektor keinesfalls getäuscht werden kann. Glaubt er nun an das Märchen vom Wunderdetektor, wird sich die Angst des Lügners vergrößern, die Angst des Unschuldigen verschwinden.
    Der Lügendetektor funktioniert genau dann, wenn der Befragte daran glaubt. Konkret kann man den Glauben an den perfekten Detektor durch Sätze wie diesen schüren, natürlich mit überzeugter Miene vorgetragen: »Dieses Gerät hat sich noch nie geirrt.« Wenn der Lügendetektor aufgebaut wird, sind die Befragten häufig allein schon von dem vielen technischen Gerät beeindruckt. Je moderner die Gerätschaft aussieht, desto eher glaubt der Verhörte, dass er sie nicht täuschen kann. 2 Wird der Apparat noch dazu von einem echten Experten im weißen Kittel bedient, wirkt der Test noch überzeugender.
    Gerade bei versierten Lügnern bewähren sich solche Methoden: Wer sich für einen überragenden Schwindler hält und schon oft mit einer Lüge durchgekommen ist, wird immer selbstsicherer und zeigt in der Regel kaum noch Anzeichen von Angst. Um selbst solche Kandidaten einzuschüchtern,
greifen die Experten sogar zu hinterlistigen Tricks: Sie lassen die Verhörten eine Spielkarte ziehen und erraten dann die richtige Karte, natürlich unter maßgeblicher Mithilfe des Lügendetektors. Tatsächlich aber handelt es sich um einen Kartentrick, mit dem einzigen Ziel, die Unfehlbarkeit des Geräts vorzugaukeln.
    Oft ist das aber gar nicht nötig: Erstaunlich viele Menschen halten den Lügendetektor sowieso für unfehlbar, was als Lügendetektor-Mystik ( lie detection mystique ) bekannt und der Zuverlässigkeit des Tests durchaus zuträglich ist.
    Ja, es kann sogar genügen, den Verdächtigen mit Drähten an einen eindrucksvollen Haufen Elektroschrott anzuschließen, um ihm weiszumachen, dass man jegliche Täuschung sofort bemerken würde. Diese von den Forschern Edward E. Jones und Harold Sigall entwickelte und mittlerweile klassische Bogus-Pipeline-Technik basiert allein darauf, dass die Befragten durch erhöhte Angst vor der Entlarvung leichter zu entlarven sind - falls sie sich beim Anblick von so viel Hochtechnologie nicht gleich für die Wahrheit entscheiden. Tatsächlich ist die Angst vor dem Lügendetektor (ob Schrotthaufen oder echt) bei manchen Menschen so ausgeprägt, dass die bloße Drohung mit einem Lügendetektortest zu einem Geständnis führt. Zahlreiche Psychologen sehen darin - also im Hervorbringen eines Geständnisses - den wichtigsten Grund für das Festhalten am Lügendetektor.
    Vorfahren des Lügendetektors
    Â»Ein Lügner reibt seinen großen Zeh am Boden und fröstelt; sein Gesicht ist bleich; er reibt seine Haarwurzel mit seinen Fingern und er versucht mit allen Mitteln, das Haus zu verlassen.
« So

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