Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Nasher
Vom Netzwerk:
das Gesicht und das Verhalten Ihres Gesprächspartners. Schuldgefühle, fand Paul Ekman bei seinen Studien über Gesichtsausdrücke heraus, bringen ähnliche Gesichtszüge und Verhaltensweisen mit sich wie Traurigkeit. Wenn der vermeintliche Lügner traurig scheint, ohne dass es einen Grund dafür gäbe, lügt er wahrscheinlich. Die geknickte Körperhaltung, die angespannten Augenbrauen - fast als ob man weint - sind nicht nur typische Begleiterscheinungen der Traurigkeit, sondern auch des Schuldgefühls, und weisen daher auf eine Lüge hin.
    Ein weiteres Hauptmerkmal des Schuldgefühls ist die sogenannte »Entpersonalisierung« - man distanziert sich von sich selbst, weil man sich von der Lüge distanzieren will. 8 Ehrliche sprechen von sich in der ersten Person: »Ich habe den Wagen repariert.« oder »Wir haben die Arbeit gemeinsam gemacht.« Auch wenn sie etwas leugnen, tun sie das meist in der ersten Person - sie beginnen Aussagen etwa mit »Ich habe nicht …«. Lügner dagegen vermeiden das Wort »ich« oder »mein«. 9 Statt »Ich habe das nicht gestohlen« sagen sie »Das würde doch niemand stehlen«. Wenn
man einen Menschen mit schlechtem Gewissen einer Lüge bezichtigt, äußert er sich nicht konkret dazu, sondern mit allgemeinen Aussagen wie »Lügen sind furchtbar und eine Beleidigung für den Gesprächspartner«. Achten Sie also darauf, ob manche Sätze sonderbar allgemein gehalten sind.
    Diese Distanzierung von der Lüge lässt sich ganz konkret an der Körperhaltung beobachten: Wenn sich der vermeintliche Lügner vom Gesprächspartner weglehnt, distanziert er sich auf körperliche Weise von seiner Lüge - er will »fliehen«. Die Wissenschaftler Bella DePaulo und James Lindsay stellten fest, dass Menschen, die den Kopf vom Gegenüber wegneigen und die Füße unbewusst in Richtung des nächsten Ausgangs platzieren, oft die Unwahrheit sprechen.
    Wer sich schuldig fühlt, der schämt sich. Und was tut man, wenn man sich schämt? Richtig, man meidet den Blickkontakt. Deshalb kann auch mangelnder Blickkontakt als Indiz für das Schuldgefühl gelten. Allerdings ist es gemeinhin bekannt, dass Lügner Blickkontakt vermeiden, weshalb sie oft ganz bewusst den Blickkontakt suchen, teils sogar auffällig starren. 10 Doch bei Nahestehenden, die sich beim Lügen besonders schuldig fühlen, könnte es durchaus auffallen, wenn sie einem plötzlich überhaupt nicht mehr in die Augen schauen.
Die große Einschränkung: Homöostase
    Leider gibt es eine große Einschränkung: Wer sich überhaupt nicht schuldig fühlt, zeigt keine Schuldgefühle. Sieht man sich moralisch im Recht, ist man mit sich im Reinen, auch wenn man noch so schamlos lügt. Menschen, für die der Zweck stets die Mittel heiligt, empfinden beim Lügen keine Schuldgefühle, denn für sie sind Lügen lediglich eines unter vielen probaten Mitteln, ihre Ziele zu erreichen. 11

    Dieses Phänomen ist weiter verbreitet, als man denkt: Verkäufer betrachten es oft als Teil ihres Jobs, ihre Waren übertrieben anzupreisen. Fremdgeher fühlen sich nicht schuldig, wenn sie sicher sind, dass der andere ebenfalls untreu ist. Spione oder Diplomaten haben kein Problem damit, den »Feind« zu belügen, weil diese Lügen gemäß ihrem Wertesystem gestattet sind. Ein Freund von mir verkaufte während seines Studiums im Internet gefälschte Poloshirts und redete sich damit heraus, dass die Käufer ja nicht explizit nach der Echtheit der Hemden gefragt hätten - und daher selbst schuld seien.
    Um mit sich im Reinen zu sein, rechtfertigen Menschen ihr Handeln oft mit den abenteuerlichsten Winkelzügen; dieser Prozess wird »Homöostase« genannt - zu Deutsch »Gleich-Stand«. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, ein inneres Gleichgewicht herzustellen - also auch der Lügner. Der Dieb redet sich ein, der Bestohlene sei ja sowieso versichert. Der Angestellte sagt sich, dass ihm wegen seines Engagements für das Unternehmen sämtliche Büro- und Hygieneartikel inklusive aller Keksdosen zur freien Verfügung stehen müssten - und wird sich daher selbst bei konkreten Nachfragen kaum schuldig fühlen. Das ist besonders dann der Fall, wenn der Vorgesetzte als unfair wahrgenommen wird - warum sollte man einem ungerechten Kerl gegenüber gerecht sein? 12
    Wie man

Weitere Kostenlose Bücher