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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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angespannt. Die ganze Zeit lief der Motor.
    Schnell drückte sie auf den Tasten herum und hielt ihm die Kamera dann erneut unter die Nase. » Schau dir das hier an. «
    Nelson schien nicht zu begreifen, was er da sah. » Moment, ich kann nicht … « Er kniff die Augen zusammen. » Das ist doch nicht möglich. Was zum Teufel hat das zu bedeuten? «
    » Er heißt Lucas und ist fünf Jahre alt. Vermutlich sollte ich besser sagen: Das war Lucas. Jede Familie hat mindestens ein, zwei Kinder, die so aussehen wie er. Dann gibt es da noch eine Frau namens Margarete. Sie hat vier Kinder. Schau mal, wie abgemagert sie ist. Egal was sie zu sich nimmt, es kommt sofort wieder raus, wie Wasser aus dem Abfluss eines Waschbeckens. «
    Nelson schwieg eine Weile. Dann legte er den Fotoapparat beiseite und stellte den Motor aus.
    » São Pedro, Cutumá, Valsa und Barra Quebrada liegen am weitesten vom Staudamm entfernt. In diesen Dörfern hat es meines Wissens nie Probleme mit dem Wasser gegeben, daher habe ich vor einem Jahr beschlossen, nicht mehr hinzufahren. «
    » Und seither bist du nicht mehr dort gewesen? «
    Nelson schüttelte den Kopf und starrte Sarah Clarice an. Hinter den Brillengläsern wirkten seine Augen runder. Einen kurzen Moment kam es ihr so vor, als wäre er in Gedanken ganz woanders. Schweigend saßen sie da. Irgendwann ließ Nelson den Motor wieder an.
    » Lass uns heimfahren. «
    » Okay. Kannst du mich in diese Absteige bringen? Cutupí hieß das doch, oder? «
    » Du bist wohl verrückt. Ich nehme dich mit nach Hause. Du musst doch Hunger haben. «
    » Ehrlich gesagt sterbe ich vor Hunger. «
    » Es gibt nichts Besseres als den Reis mit Bohnen und getrocknetem Fleisch von meiner Frau. «
    » Reis und Bohnen sind gut. Fleisch esse ich nicht. «
    Nelson schaute sie verblüfft an. Er verließ die unbefestigte Piste und bog in eine Straße mit niedrigen Häusern ein, wo ein paar Lichter brannten. Man konnte die Sterne sehen, und die Luft war so heiß, als käme sie direkt aus dem Backofen.
    » Selbst schuld, Sarah Clarice « , tadelte er sie mit einem sanften Lächeln.
    Nelson Braga war achtundvierzig Jahre alt. Früher hätte man ihn einen Kreisarzt genannt, aber was genau in seinen Aufgabenbereich fiel, ließ sich nicht wirklich sagen. Außer dass er Kranke heilte natürlich, und zwar in einem Umkreis von hundert Kilometern um die Stadt Juazeiro in Bahia herum.
    Wie zwei Schwestern, die sich lieben, sich gleichzeitig aber auch misstrauisch beäugen, liegen sich Juazeiro und Petrolina am Ufer des São Francisco gegenüber.
    Der Fluss entspringt in der Serra da Canastra, in einer Höhe von tausendzweihundert Metern, und beschließt seine Reise nach zweitausendachthundert Kilometern im Atlantik. Brasilien ist ein seltsames Land: Innerhalb weniger hundert Kilometer weichen die tropischen Strände und die wuchernde Küstenvegetation einer gnadenlosen Wüste, durch die der Fluss über weite Strecken strömt. Die Alten dort– jene, die den Fluss liebevoll Velho Chico nennen, alter Knabe, oder sogar seinen alten indianischen Namen Oparà benutzen– pflegen zu sagen, dass er von den Dörfern und Städten an seinem Lauf zahllose Geschichten zu erzählen habe.
    Nelson Braga gehörte zu jenen, die die Windungen des Flusses und das Leben an seinen Ufern bestens kannten. 1994 hatte er nach zehn Jahren als Thoraxchirurg in der Notaufnahme des Krankenhauses von Salvador da Bahia beschlossen, dass es nunmehr endgültig Zeit wäre, etwas anderes zu tun. Eigentlich war es nicht wirklich seine Entscheidung gewesen. Die Frau, mit der er damals zusammen war, hatte ihm vielmehr ein Ultimatum gestellt.
    Sandra Bittencourt hatte wie Nelson in der Hauptstadt von Bahia Medizin studiert, dann in einem Kinderkrankenhaus als Ärztin angefangen und war schließlich zu einer Privatklinik gewechselt. Glücklich war sie dort nicht gewesen. 1993 hatte ihr Vater dann einen Herzinfarkt erlitten und war inmitten der Reihen von Papayabäumen auf seiner Fazenda in Juazeiro gestorben, einem gewaltigen Besitz, der neben zweitausend Landarbeitern auch noch ein paar Dutzend Agraringenieure und eine Gruppe treuer Verwalter beschäftigte. Für so treu hatte der alte Bittencourt sie jedoch nicht gehalten, dass er darauf verzichtet hätte, seiner Tochter bei einem seiner seltenen Besuche in Salvador das Versprechen abzunehmen, eines Tages, wenn er diese Erde verlassen haben würde, seinen Platz einzunehmen. Und dieser Tag war 1993 also gekommen.
    Nelson

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