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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Hauch, der in jeder Stadt der Toten üblich war, lag kein Verwesungsgeruch in der Luft, da die Leichen – anders als Zombies – fast vollständig verrottet waren.
    Außerdem war es unmöglich nachzuvollziehen, was sich auf diesem Schlachtfeld konkret abgespielt hatte – ich nehme an, das gilt für alle Kriege, aber der Krieg gegen die Untoten war der einzige, den ich kannte: Wie viele hatten hier gekämpft, wie viele waren gestorben? Sollte die Barrikade die Untoten auf dieser Seite des Flusses halten oder sie daran hindern, vom anderen Ufer herüberzukommen?
    Nun, all dies schien momentan ziemlich irrelevant. Hier gab es nur noch ein paar Fahrzeuge und leblose Körper, und rundherum wuchs Unkraut aus den Rissen im Straßenbelag. Es war ja nicht so, dass eines Tages Menschen hierher kommen würden, um ein Denkmal zu errichten, so als sei dies eine Art Gettysburg oder die Normandie. Dies war nur einer von vielleicht zehntausend Orten, an dem die menschliche Rasse ausgespielt hatte. In wenigen Jahren wäre er nichts weiter als eine Lagerstätte der Neandertaler, an der man ein paar Speerspitzen fände – seltsame, schlecht verarbeitete Überbleibsel einer Gattung, die einfach nicht das hatte, was man zum Überleben brauchte.
    Ich blickte zurück, als ich über die Barrikade kletterte. Obwohl sie, auf lange Sicht, fürs Überleben recht gut gerüstet zu sein schienen, fielen die Untoten momentan ziemlich weit hinter mir zurück. Die Straßensperre würde sie wahrscheinlich lange genug aufhalten, dass ich bereits weit außerhalb ihrer Sichtweite war, bevor die Ersten hinüberkletterten, und dann würden sie sich einfach auf den Boden setzen und mich völlig vergessen.
    Ich rannte über die Brücke. Aufgrund der zahlreichen Autowracks war es unmöglich, bis ans andere Ende zu sehen, aber ich erkannte nirgendwo Anzeichen für weitere Zombies und fing schon beinahe an, mich wieder etwas zu entspannen. Ich sah auf das Wasser hinunter; kristallklar sprudelte es aus der Mitte des Flusses ans andere Ufer; auf der Seite, von der ich kam, war es flacher. Ich duckte mich noch zwischen ein paar Autos hindurch und erreichte schließlich die andere Seite der Brücke. Die Barrikade konnte ich zwar nicht mehr sehen, aber ich war mir sicher, dass die Untoten sie noch nicht überwunden hatten.
    Rechts von mir lag der Park, den ich bereits von der anderen Seite aus gesehen hatte, aber zu meiner Linken befand sich ein Parkplatz, an dessen Ende eine hohe Ziegelmauer stand, die leuchtend hell angestrichen war. Sie verlief vom Fluss aus am Parkplatz entlang und endete an einem großen, ungleichmäßig geformten Ziegelgebäude, das etwa drei Stockwerke hoch war. In einem Mauerstück auf dem Parkplatz befand sich ein großes Metalltor, und auf die Mauer selbst hatte jemand die Worte »SUCHST DU LEBEN UNTER DEN TOTEN?« aufgesprayt. Ich wünschte mir, ich hätte Zeit gehabt, darüber nachzudenken, denn es war schon eine Weile her, dass ich, außer mir selbst, jemanden gehabt hatte, dem ich solch abstrakte Fragen hätte stellen können, aber diesem Wunsch des Philosophierens stand ein nicht zu übersehendes Hindernis im Weg – eine Zombiemeute, vermutlich um die zweihundert Mann, die sich vor der Mauer versammelt hatten und sich dagegen drängten.
    Noch hatten sie mich nicht gesehen. Sie schienen ziemlich auf die Mauer fixiert zu sein, und das offensichtlich schon seit einiger Zeit, denn während sie umherliefen, ließen sie weder ein Stöhnen vernehmen noch wirkten sie in irgendeiner Weise aufgeregt.
    Auf dieser Seite war die Straße nicht mit kaputten Autos verstopft, hinter denen ich mich hätte verstecken und dabei hoffen können, nicht gesehen zu werden. Ich musste über eine leere Straße laufen, weniger als fünfzig Meter von ihnen entfernt. Trotzdem – wenn ich einfach losrannte, war meine Situation hier auch nicht schlechter als mit dem anderen Mob zuvor: Ich musste einfach so lange rennen, bis sie mich nicht mehr sehen konnten, und erst anhalten, wenn ich mich in einer sichereren Gegend befand. Entweder das, oder ich musste von der Brücke in den Fluss springen. Obwohl es aussah, als könnte man den Sprung überleben, ließ mich die Aussicht, mir den Knöchel zu verstauchen, meine gesamten Vorräte und meine Ausrüstung zu verlieren und irgendwo stromabwärts wieder aufzutauchen, wo es vielleicht genauso schlecht aussah, zu dem Schluss kommen, dass dies nicht unbedingt die bessere Lösung war.
    In der Absicht, so weit wie möglich

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