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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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und mit Dreck bedeckt war. Sein unersättlicher Schlund kam mir dennoch immer näher, und er würde sich, was auch passierte, sicher nicht aufhalten lassen.
    Der Zombie direkt vor mir hingegen war ein ziemlich robuster Kerl – er hatte nur die typische Halswunde und ein paar Blutflecken auf dem Hemd. Ich zielte mit der Glock auf ihn und feuerte, und der Aufprall warf ihn auf einen Zombie hinter ihm. Fast im selben Moment schlitzte ich der Zombie-Oma blitzschnell mit der gezackten Seite der Klinge die Kehle auf. Durch den Schlag wirbelte sie herum und fiel zu Boden – ihr Kopf war fast bis zur Wirbelsäule abgetrennt. Sie landete auf dem Gesicht, aber ihr Kopf flog nach oben und verdrehte sich, sodass sie nach hinten schaute und mich direkt ansah, bevor ihr Kopf wieder zur Seite plumpste.
    Unbeirrt zog sie ihre Knie an und versuchte aufzustehen. Zweifellos würde ihr das auch gelingen, aber nicht, bevor ich verschwunden war.
    Zwischen mir und den Leuten, die aus dem Tor gestürmt waren, standen nun nur noch ein paar Zombies. Ich ging weiter, aber der Zombie, auf den der robuste Kerl gefallen war, erhob sich genau in dem Augenblick wieder, als ein weiterer von rechts auf mich zukam. Ich versetzte dem, der gerade aufstehen wollte, einen Tritt gegen den Kopf und schoss dem anderen ins Gesicht. Ich war nur noch wenige Meter von meinen Rettern entfernt, als mich etwas am linken Handgelenk packte.
    Ich drehte mich um und hob meine Glock, erkannte dann aber, dass ich zu hoch zielte. Was mich da geschnappt hatte, war nicht einmal 1,20 Meter groß und früher ein vielleicht sechs oder sieben Jahre alter Junge gewesen. Seine linke Halsseite war aufgeschlitzt, sonst hatte er jedoch keine weiteren Verletzungen. Mit offenem Mund beugte er sich langsam zu meinem Handgelenk hinunter und war dabei so von der Gier nach Menschenfleisch besessen – dem letzten Daseinszweck, dem letzten Verlangen, das ihm noch geblieben war –, dass er die mögliche Gefahr, die ich für ihn darstellte, völlig ignorierte. Ich hob den linken Arm, und der Kinderzombie hing in der Luft, streckte seinen Hals noch weiter nach vorne und lechzte mit gefletschten Zähnen nach meinem Arm.
    Seltsamerweise sah das Fleisch dieses Zombies eher milchig-weiß aus, so, als sei all sein Blut aus seinem Körper geflossen, als er starb, und als habe der widerliche Fäulnis- und Verfärbungsprozess, der sonst unausweichlich mit dem Untod einherging, gar nicht eingesetzt, sodass er vollkommen unverdorben und rein geblieben war. Dies war Fleisch ohne Blut, aber auch Fleisch ohne Verfall – es war die animalische Existenz in ihrer reinsten Form: tödlich, ruchlos und unaufhaltsam.
    Ich steckte die Glock wieder ins Halfter und packte das schreckliche, wundervolle Ding an der Kehle, nachdem ich meinen linken Arm aus seinem Griff befreit hatte. Dann zog ich das Messer aus der Scheide und presste es mit beiden Händen an seinen Hals. Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn ich ihn einfach erdrosseln und sein unendlich bedauernswertes Dasein hätte beenden können, sodass er einen langsamen, gnadenvollen Tod fand, aber die Zombiephysiologie ließ das nicht zu. Es war nicht gerade hilfreich, dass dieses Ding in meinen Händen im selben Alter war wie mein jüngster Sohn im letzten Jahr. Mein einziger, winziger Trost war, dass er mich nicht ansah, sondern in den Himmel hinaufblickte, und obwohl er direkt in die Sonne schaute, blinzelte er nicht. Getrieben von seinem höllischen, animalischen Hunger mahlten seine Kiefer ununterbrochen weiter.
    »Es tut mir leid« waren nicht einmal annähernd die richtigen Worte für das, was hier passierte und was ich in diesem Moment fühlte, sodass ich sie dieses Mal gar nicht erst aussprach. »Verdammt seist du!«, flüsterte ich stattdessen, und dann warf ich das kleine Ding so weit wie möglich von mir, zurück in die Flammen. Verdammt sei wer? Der Zombie? Ich? Gott? Das Arschloch, das die Krankheit erfunden hatte, durch die die Toten wieder auferstanden? Verflucht noch mal, es sah mir ganz so aus, als gäbe es ein paar Kandidaten für die ewige Verdammnis, also wieso nicht gleich uns alle verdammen, Herr, in einer einzigen gewaltigen Heiligen Messe der Leiden, mit Dir als alleinigem König? Anders als vor ein paar Stunden war mir jetzt wirklich richtig übel.
    Mittlerweile hatten mich zwei der Männer vom Tor erreicht. »Komm schon«, rief mir einer der beiden zu und fasste mich an der Schulter, »wir gehen wieder rein.« Ich folgte ihnen

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