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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Pfeifkonzert: »Waidmannsheil! Frischfleisch!«
    Sie zogen mich aus dem Loch, und hinter mir folgten Tanya, Popcorn und Frank. Die Rufe wurden richtig laut, als Tanya und Popcorn erschienen. Ich zitterte. Ironischerweise hatte der Kampf gegen nicht-menschliche Monster uns offensichtlich weich und naiv gemacht. Wir hatten völlig vergessen, mit welch widerlicher, brutaler Freude manche Menschen andere quälten, die schwächer waren als sie selbst. Wir hatten unsere ganz persönliche Hölle zur schlimmsten auf Erden erklärt und uns dabei keine Sekunde daran erinnert, dass sie das mitnichten nicht war. Nicht einmal annähernd.
    Nachdem unsere Fänger mit ihrer restlichen Beute ebenfalls aus dem Loch geklettert waren, führten sie uns über das Feld, auf dem wir aufgetaucht waren. Wir befanden uns innerhalb der Gefängnismauern, aber nicht im Gebäude selbst – dorthin führten sie uns jetzt. Der Großteil des Feldes war mit Mais bepflanzt, der gut zu wachsen schien. Da ich kein Landwirt war, wusste ich nicht mehr, ob Mais am 4. Juli auf Augenhöhe oder nur kniehoch stehen musste. Dieser lag irgendwo dazwischen.
    Ich vermutete, dass das Abwasserrohr ursprünglich ein kleiner Fluss gewesen war, den man beim Bau des Gebäudes begraben hatte. Er transportierte das Wasser von den Hügeln hinunter und füllte sich mit Gefängnisdreck, den er an der Stelle wieder ausspülte, an der wir hineingekrochen waren. Wenn die Häftlinge ihn angezapft hatten, verfügten sie über ausreichend Wasser, um zu überleben und Getreide anzupflanzen.
    Auf dem Weg zu dem großen grauen Gebäude hielten wir unter einem Basketballkorb in der prallen Sonne an. Der Asphalt der anderen Spielfelder war zerstört und weggeschafft worden, um Platz für noch mehr Mais zu schaffen; die Ringe der Körbe ragten noch immer zwischen den Maispflanzen heraus und wirkten völlig fehl am Platze. Aber die Teerdecke dieses Feldes war noch immer intakt, obwohl sie einige Risse aufwies, aus denen Unkraut wuchs. Die Männer hievten die beiden Rehe an den Hinterbeinen nach oben und hängten sie über die Korbbretter.
    »Bei der Hitze solltet ihr euch lieber schnell um die kümmern«, rief der Anführer ein paar Männern zu, die nur faul in einer Ecke hingen und uns anstarrten.
    »Ich könnte hier draußen einen guten Preis für euch alle kriegen, aber ich schätze, ich muss euch erst mal zum Boss bringen«, sagte der Anführer der Gruppe, als wir weitergingen.
    »Wer ist das?«, riskierte Tanya eine Frage.
    »Coppertop«, antwortete der Anführer. »So nennen ihn die Männer. Er selbst nennt sich Copperhead – ist irgendso’ne verdammte Riesenschlange aus dem Süden; von dort stammt nämlich sein fetter, verblödeter Hinterwäldlerarsch. Hält sich für ’ne ganz harte Sau, der Typ.«
    »Ist er aber nicht?«, fragte ich.
    Er verpasste mir einen Hieb in die Seite, und der Schmerz der Pfeilwunde fuhr durch meinen ganzen Körper. »Oh, ich denke, für dich sind wir allesamt noch hart genug, Kleiner. Jetzt beweg dich und halt die Fresse. Schluss mit den dummen Fragen.«
    Wir betraten das Hauptgebäude und gingen durch einige Bereiche, die allem Anschein nach Kontrollstellen und Durchgänge gewesen waren, als das Gebäude noch als Gefängnis gedient hatte. Dort hatte es Türen aus kugelsicherem Glas gegeben, die sich nur hatten öffnen lassen, wenn jemand den elektrischen Türöffner betätigte; sie waren von den darüber liegenden Wachräumen aus, die mit Sprechanlagen und Kontrollpulten ausgestattet waren, beobachtet worden. Jetzt war alles nur noch ein einziges Chaos, und man trat einfach durch die Türen, wo einst das Glas gewesen war.
    An den Stellen, an denen ausreichend Licht durch die Fenster schien, wuchs Unkraut aus den Rissen im Boden. Die Häftlinge hatten sich nicht die Mühe gemacht, die Scherben und Glassplitter nach dem Angriff aufzukehren, wann immer er auch stattgefunden haben mochte – ich vermutete, dass es kurz nach Beginn der Zombie-Krise gewesen war. Sie hatten einfach alles gelassen, wie es war. Im Laufe der Monate war das Glas an den Stellen, an denen sie oft hin- und hergingen, zu feinem, glitzerndem Staub zermahlen worden.
    Hinter den Türen erreichten wir den größten Zellenblock. Er sah aus wie ein altes Gefängnis, dessen vier Zelletagen einen zentralen, offenen Bereich umschlossen. In der Mitte der Decke befand sich eine Reihe großer Dachfenster. Wenn auch weniger organisiert und ordentlich als die Leute im Museum, hatten die

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