Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
Häftlinge dennoch die notwendigen Vorkehrungen gegen ein Eindringen der Untoten getroffen: Sie hatten die Betonstufen zerstört, die vom Erdgeschoss in den ersten Stock führten, sodass die Zombies nicht nach oben konnten. Es sah ziemlich laienhaft aus, so als hätten sie den Beton einfach mit einem Vorschlaghammer zertrümmert und dann irgendwie die Baustahlgitter zerschnitten und kreuz und quer verbogen, wie bei einer seltsamen Pflanze oder einer wilden Frisur.
Die Zwischenrufe nahmen zu, obwohl ich, als ich zu den grinsenden Gesichtern nach oben blickte, schnell erkannte, dass dort nicht besonders viele Männer wohnten. Vermutlich nur ein paar Dutzend, obwohl Platz für ein paar Hundert gewesen wäre. Wir kletterten an einer Strickleiter in den ersten Stock und gingen von dort in den dritten und obersten Stock hinauf.
Man führte uns zu einer Zelle. Eine Mauer war eingerissen worden, um sie mit der Zelle daneben zu verbinden, und ein Teil der Decke und der Außenwand war ebenfalls zertrümmert worden – alles mit derselben achtlosen Zerstörungswut wie die Treppen, das Rohr und die Basketballfelder, sodass auch hier staubige, bröckelige Löcher zurückblieben, aus denen kreuz und quer rostige Stahlgitter herausragten wie die Wimpern eines riesigen Zyklopen. Durch das Loch drang in der Sommerhitze eine leichte Brise herein, und der Raum war kühler und angenehmer als die in den unteren Etagen.
Überall im Raum standen große 4-Liter-Konserven, auf denen »PFIRSICHE« oder »BIRNEN« stand, und überall stank es nach verfaulten Früchten und Hefegärung, wie in einer Brauerei oder einer Äthanolfabrik. Die Wände zierten die üblichen Pornobilder, wobei ganz eindeutig eine Vorliebe für Blondinen zu erkennen war. Einige Schusswaffen lagen auf dem Boden oder hingen an den Wänden. Der Schwarze, der uns geschnappt hatte, legte unsere Waffen dazu. Der ganze Boden war mit Rehfellen bedeckt. Diese Jungs mussten sich ausschließlich von Wild ernährt haben. Aus irgendeinem Grund kam mir der Gedanke, dass es bestimmt halbroh gewesen war.
Inmitten dieser bizarren, hypermaskulinen Einrichtung saß ein weißer Glatzkopf, der am ganzen Körper Tätowierungen hatte, die allesamt Kombinationen aus der Südstaatenflagge, nackten Frauen, Schlangen und Flammen waren – Copperhead, wie ich annahm. Mir fiel wieder ein, dass die Tätowierungen von Queequeg aus Moby Dick angeblich die geheime Bedeutung des Universums enthüllten. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Tattoos dieses Typen nur die ziemlich ungeheime Bedeutung seiner eigenen niederen Triebe und Begierden enthüllten. Und ich war mir außerdem sicher, dass es besser für alle Beteiligten gewesen wäre – ihn selbst eingeschlossen – wenn er sie geheim gehalten hätte.
Er sah, dass ich die Obstkonserven anschaute, und grinste. »Guter alter Gefängniswein!«, krähte er. »Das Beste, was wir zustande gebracht haben – bis jetzt! Ich behalte ihn ganz gerne in meiner Nähe, sonst klauen mir die Jungs hier das letzte Hemd. Er ist immer noch ganz schön heftig, aber wir arbeiten am Rezept. Draußen sind ein paar Jungs, die sich an einem Destillierapparat versuchen – das sollte ihn eigentlich verträglicher machen; das einzige Übel ist das ganze verfaulte Zeug von den Früchten. Und wenn der Mais erst mal reif ist, können wir ein bisschen Maiswhiskey machen, hoffe ich! Der Whiskey zusammen mit dem umgekippten Sattelschlepper voller Zigaretten, den wir auf der Autobahn gefunden haben – und wir sind versorgt!«
Großartig. Unsere letzten Tage auf dieser Erde, an denen wir vermutlich vergewaltigt und zu Tode geprügelt wurden, würden unter der Aufsicht von Boss Hoggs verrücktem, durch Inzest gezeugten Neffen stattfinden. Ich hatte auf jemanden gehofft, der eher einem Mephisto glich, aber wenn die Zombies uns eins gelehrt haben, dann ist es die Tatsache, dass man sich seine Apokalypse und seine Teufel nicht aussuchen kann – sie suchen dich aus.
»Könnt ihr nicht draußen nach richtigem Alkohol suchen?«, fragte ich, ohne daran zu denken, dass die Gefahr bestand, dass er dies als Respektlosigkeit auffassen und mich dafür verprügeln würde.
Copperhead hielt die Frage jedoch allem Anschein nach nicht für unverschämt, sondern nur für dumm. »Nein, denn dafür bräuchten wir Autos und den ganzen Scheiß.«
»Die könnt ihr euch doch auf der Autobahn holen. Du hast doch gesagt, dass ihr schon an der Autobahn wart.«
»Ja, aber dann müsste jemand das Tor
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