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Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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(Rücknahme und
Wiederverwendung) noch nicht möglich. Sie müssen also zur Schrottpresse.
Das sind zum Teil erhebliche Entfernungen. Wer zahlt die Transportkosten? Bis
das bewilligt ist auf dem Dienstweg — das dauert.“
    „Und deshalb“, schrie Neppler,
„laßt ihr sie einfach so stehen.“
    „Wissen Sie eine Lösung?“
    „Mir wird schon was einfallen“,
schrie er. „Sie werden sehen.“

    Wütend legte er auf.
    Diese Armleuchter! Hier in
Gantenheim wohnen vornehme Leute, zog Neppler Bilanz. Nicht einen einzigen
Asylanten gibt’s hier und keinen Penner. Darauf kann man stolz sein. Aber nicht
auf die Auto-Wracks.
    Neppler trat nochmals auf den
Balkon und sah zur Friedhofstraße.
    Dieser Anblick! Scheußlich!
    „Eine Sauerei!“ rief er in den
dämmerigen Abendhimmel. „Da werde ich Abhilfe schaffen!“
    Von unten, von der Terrasse,
kam Antwort.
    „Tu... tut mir leid, Otto!
Aber... mir ist übel. Ich mu... mu... mußte spucken. Hab’ aber ni... nicht die
Blumen getroffen.“
    O Mann! durchfuhr es den
Makler. Uwe hat wieder Magenbeschwerden.
    Uwe war sein Bruder. Zehn Jahre
älter, ein schmächtiger, etwas verwachsener, demütiger Mensch. Er war ganz
anders als der erfolgreiche Otto, der Immobilien-König und Oldtimer-Sammler.
Als Sieben-Monats-Kind hatte Uwe die Welt erblickt, hatte lange im Brutkasten
gelegen und dann eine hartherzige Mutter gehabt. Otto war deren Liebling
gewesen, und für Uwe blieb keine Chance.
    Er kümmerte vor sich hin, litt
an vielen Krankheiten und wurde in der Schule herumgeschubst. Trotzdem machte
er den besten Realschul-Abschluß seines Jahrgangs. Aber das war dann auch schon
der Höhepunkt seines Lebens. Danach ging es abwärts.
    Uwe wurde Industrie-Kaufmann
und — Alkoholiker. Nur mit viel Schnaps lebte er auf. Aber es gab auch klare
Momente in seinem Dasein — und an einem solchen Tag hatte er seinem Bruder Otto
das Leben gerettet.
    Der war — mit einem Oldtimer —
aus der Kurve geflogen, rasend, und gegen einen Baum geprallt. Otto bewußtlos.
Das Fahrzeug fing Feuer. Kein Mensch in der Nähe. Nur Uwe, der zufällig mit
seinem Moped vorbeikam.
    Unter Lebensgefahr zog er Otto
aus dem Wagen. Das explodierte Augenblicke später. Herumfliegende Metallteile
verletzten Uwe; und seit diesem Tag kam zu allem Unglück noch hinzu, daß er
humpelte.
    Otto vergaß seinem Bruder die
Heldentat nie. Uwe wohnte fortan bei ihm, hatte Narrenfreiheit, konnte tun und
lassen, was er wollte. Und meistens wollte er sich betrinken. Dann lief er rum
mit dicken Augen und fahlem Gesicht. Mindestens dreimal pro Woche betrank er
sich bis zur Bewußtlosigkeit.
    Eine harte Aufgabe für Otto,
der ihn dann spätabends suchen mußte. Meistens fand er ihn in einem
Straßengraben, denn den Heimweg aus der Kneipe schaffte Uwe nie. Und Kneipen
gab es gleich drei in Gantenheim, und auch die naheliegenden Dörfer waren gut
damit bestückt.
    „Nimm dein Magenmittel!“ rief
Otto hinunter.
    „Ja, ma... mache ich.“
    Neppler hörte, wie Uwe ins Haus
trat, und wollte das gleiche tun, nämlich seinen Aussichtsplatz im zweiten
Stock, dem höchsten, verlassen.
    Doch da näherte sich ein
Möbelwagen aus südlicher Richtung.
    Das Ungetüm, einen Hügel
hinaufkriechend, hatte die Kuppe erreicht, rollte hinab in die Senke, schaltete
jetzt die Scheinwerfer ein, denn die Dämmerung schritt fort, und hielt dann zu
auf Gantenheim, auf der gut ausgebauten Landstraße.
    Das... muß Priske sein! dachte
Neppler, und sein Immobilien-Hai-Herz hüpfte.
    Er rannte hinunter, aus dem
Haus und zum Tor. Auf damit!
    Tagsüber hatten allerlei Leute
auf dem Gelände zu tun: ein Gärtner, eine Köchin, eine Sekretärin — denn
Neppler erledigte vieles von hier aus — und drei türkische Putzfrauen, die er
böse drangsalierte (peinigte ).
    Jetzt war niemand mehr da.
Schon vor zwei Stunden hatte er alle fortgeschickt. Niemand sollte Zeuge sein.
Denn jetzt wurde der ,Bullterrier’ geliefert, der Aston Martin Zagato.
    Der Möbel-Transporter rollte
heran, wurde langsamer, hielt dann neben Neppler.
    Zwei fremde Gesichter hinter
der Frontscheibe: ein Gorilla-Typ und ein Blonder.
    Der Gorilla kniete offenbar
hinter dem Lenkrad, denn sein Kinn berührte die untere Fensterkante, als er
sich jetzt herausbeugte.
    „Neppler?“
    „Ja.“
    „Wir bringen den Zagato.“
    „Wo ist Priske?“
    „Hinten. Er sitzt in dem
Wagen.“
    „Im Zagato? Wieso?“
    „Kann nicht raus. Die Türen
gehen nicht auf. Wegen der Enge.“
    Wehe, der hat

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