Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Gesicht überwog jetzt
das Freudenrot.
    Das Geld lag auf dem Tisch. 1,9
Millionen DM in drei Stapeln. Sie sahen gleich groß aus. Aber darauf würde
Wratzka sich nicht verlassen. Nachzählen war selbstverständlich.
    Doch erstmal schenkte auch er
sich Cognac ein, und die drei stießen an.
    „Mit diesem Neppler könnte ich
nicht arbeiten“, sagte Wratzka.
    „Hast dich geärgert?“
    „Wieso nennt der mich Blödmann?
Beinahe hätte ich ihn geschlagen.“
    „Aber so war’s besser.“ Priske
rülpste. „Neppler ist ein grober Hund. Dazu muß man seine Vorgeschichte
kennen.“
    „Hat der eine?“
    „Und wie! In jungen Jahren war
er Fremdenlegionär. Möchte nicht wissen, wie der gewütet hat in den damaligen
Kolonien und heutigen Dritt-Ländern. Bevor er mit der Immobilien-Makler-Masche
die große Kohle gemacht hat, war er Importeur von exotischen Tieren. Hat in
Afrika alle möglichen Viecher für ein Trinkgeld aufgekauft, hierher verfrachtet
und teuer verhökert. Riesige Gewinnspanne. Aber das läuft ja nicht mehr — wegen
dem Artenschutz. Die Hälfte der Viecher ist immer krepiert — auf dem
Transport.“
    „Früher“, sagte Schnödel,
„wollte ich Walfischfänger werden. Aber meine Karriere als Boxer kam mir
dazwischen.“
    „Karriere?“ Wratzka grinste.
    „Jawohl, Karriere. Es war eine
Karriere. Ich habe gegen allererste Klasse-Kämpfer verloren.“
    „Dein Manager“, sagte Priske,
um Schnödel zu beruhigen, „war nicht der richtige. Hat dich nicht aufgebaut.
Für dich kam alles zu früh. Sie haben dich verheizt. Du hättest Weltklasse
werden können.“
    Schnödel nickte. „Immerhin habe
ich dreimal gegen die Nummer Fünf in Europa verloren. Gegen Carlo Bombatini.
Zweimal in der ersten Runde, aber dann habe ich mich gesteigert und bin bis in
die vierte gekommen. Carlo ist heute ein Pflegefall. Mit 38 Jahren.
Weichgekloppte Birne. Na, und seht mich an! Ich habe rechtzeitig aufgehört.“
    Eine Weile schwiegen sie. Der
Cognac schmeckte. Alle starrten auf das Geld. 633 333,33 DM pro Nase. Ein
Vermögen. Für drei Stunden Arbeit.

    „O Mann!“ sagte Priske. „So
entwickelt man sich. So geht’s aufwärts. Wenn ich mir das überlege: Monatelang
habe ich im Kaufhaus Umkleber-Fallen gemacht. Nur um mein Gehalt aufzubessern,
diesen Hungerlohn. Nur wegen der Fang-Prämien. Und jetzt diese Kohle! Schluß
mit dem Kleinkram! Nur noch Spitzen-Coups für uns. Darauf trinken wir einen.“
    Grinsend prosteten sie sich zu.

16. Vier
Spinner
     
    Gaby wußte nicht, ob ihr Vater
noch im Polizei-Präsidium war, rief deshalb an von unterwegs und hörte, er sei
schon zu Hause, mal etwas früher als sonst — ausnahmsweise.
    Also fuhr die TKKG-Bande ins
Altstadtviertel, wo die Glockners in einem denkmalgeschützten Haus wohnen und
Gabys Mutter im Erdgeschoß ihren kleinen, aber feinen Tante-Emma-Laden
betreibt. Jedenfalls nennt Margot Glockner ihn so. Tatsächlich hat er sich
längst gemausert zum Obst- und Feinkost-Geschäft.
    Dort war jetzt Ladenschluß;
Gabys Mutter schon in der Wohnung und der Kommissar im Wohnzimmer,
zeitunglesend und Oskar, den schwarz-weißen Cocker-Spaniel, zu Füßen.
    Begrüßung.
    Für die Jungs war der Kommissar
ein väterlicher und ihr bester Freund. Margot, der Gaby sehr ähnelte, wurde von
allen verehrt.
    Tim kniete auf dem Teppich.
    Nach dem ersten Freudentaumel
verlangte Oskar seine Streicheleinheiten.
    „Im Super-Kaufhaus“, sagte
Glockner, „ist euch ein beachtlicher Fang geglückt. Ich bin zwar nicht
zuständig für Taschen- und Ladendiebstahl. Aber wegen eurer Mitwirkung haben
mich die Kollegen informiert. Der Uhrendieb ist ein Profi und wird
international schon lange gesucht. Der andere heißt Branco Plesidce, ein
Nachwuchstalent als Taschendieb. Die beiden haben sich gegenseitig belastet und
schließlich Geständnisse abgelegt.“
    Diese beiden, dachte Tim, habe
ich ja fast schon vergessen. Sie gehören in Priskes Revier.
    Der TKKG-Häuptling stutzte.
Seltsam! Da war doch was! Ein kleines Leuchtsignal in der Erinnerung. Tim
überlegte. Was denn? Er kam nicht drauf. Aber ein unbehagliches Gefühl breitete
sich aus wie ein Netz. Tim kannte das. Man spürt: In der Erinnerung hockt was.
Es ist wichtig. Aber man kann es nicht hervorholen. Überhaupt: Wichtig wofür?
Und was?
    Was mich quält, dachte er, muß
zu tun haben mit dem Zagato. Der ist doch jetzt das Problem. Der und sonst
nichts.
    „Dann essen wir zusammen“,
sagte Margot Glockner gerade. „Es gibt Salat und

Weitere Kostenlose Bücher