Dynamit im Kofferraum
Elsäßer Blätterteig-Torte mit
Schinken und Käse. Das reicht für uns alle.“
Tim wollte höflicherweise
ablehnen, wurde aber überstimmt, bevor er den Mund aufmachte.
Klößchen lief gleich ins
Glocknersche Gäste-Klo, um sich die Hände zu waschen.
„Papi“, sagte Gaby, „wir sind —
total durch Zufall — in eine Sache reingeschlittert. Ein Diebstahls-Verbrechen
und vielleicht sogar eine geplante Tötung. Andererseits dürfen und wollen wir
die Hausdame nicht bloßstellen. Deshalb kommen wir jetzt mit dem Problemo zu
dir.“
In Glockners markantem Gesicht
hoben sich die Brauen.
Gaby stieß Tim an.
„Erzähl mal von vorn.“
Er tat’s und fing an mit der
Bananenschale vor dem Video-Regal, wobei er auch den Hausdetektiv Priske ins
richtige Licht tauchte.
Der Kommissar unterbrach mit
keinem Wort.
Tims Bericht war lückenlos,
aber knapp und aufs Wesentliche beschränkt.
„...stellt sich nun also die
Frage“, beendete Tim: „Ist ein Sprengsatz im Kofferraum? Wenn ja, bedroht der
Zagato das Leben der Diebe. Bei einer öffentlichen Warnung in den Medien ( Presse,
Fernsehen, Hörfunk ) könnte der Baron natürlich zwei und zwei
zusammenzählen. Sich nämlich denken, daß Petra Fronsippe gelauscht hat. Das
wollen wir vermeiden.“
Glockner schwieg einen Moment,
brachte offensichtlich Ordnung in die Fakten.
„Das Nummernschild des
Möbelwagen endet auf 33?“ vergewisserte er sich.
Tim nickte. Der Kommissar griff
zum Telefon.
Kurzes Gespräch mit einem
Kollegen im Präsidium, dann legte er auf.
„Ein hiesiges“, sagte er, „mit
der Detail-Kennung PD 133 wurde von einem Leichenwagen gestohlen. Natürlich
beide Nummernschilder. Sicherlich haben die Diebe sie benutzt. Zu dem
Gorilla-Typ und dem Blonden fällt mir nichts ein. Aber vielleicht handelt es
sich um Vorbestrafte, und wir finden morgen die Fotos in der Kartei. Moment!
Der Autodiebstahl liegt sicherlich beim Kollegen Luckenkeid. Mal hören, wie
weit er ist.“
Das Telefon. Glockner erreichte
den Kollegen, erklärte, weshalb er sich einmische und hörte sich dessen Bericht
an.
„Danke, Wilhelm. Das war’s.“
Glockner rieb sich das Kinn.
„Euer Dr. Emrod hält dicht. Er
hat nichts gesagt von der Bombe. Aber er wurde von Baron Finkweiler angerufen,
nachdem sich bei ihm dieser Russe aus Japan mit deutscher Mutter gemeldet
hatte. Seltsam! Dieser Mensch, der vermutlich weder Russe noch aus Japan ist,
hat den Baron eigentlich grundlos angerufen. Eigentlich nur, um sich über ihn
lustig zu machen. In der Richtung müssen wir noch nachdenken. Luckenkeid war
inzwischen bei Finkweiler. Der ist sehr empört über die Beschimpfung durch den
angeblichen Russen. Verkalkte alte Nuß — hat der ihn genannt.“
Die Kids grinsten.
„Wir müssen davon ausgehen“,
sagte Glockner, „daß im Zagato eine Bombe versteckt ist. Wir könnten den Baron
verhören, aber der Wahrheit kommen wir dabei nicht näher. Finkweiler würde
leugnen. Daß die Bombe existiert, erfahren wir erst, wenn sie explodiert ist.
Theoretisch braucht das nie zu passieren.“
„Weil der neue Besitzer“, sagte
Tim, „mit dem Wagen nicht fährt.“
Glockner nickte. „Man würde ihn
sehr schnell erkennen, den Wagen. Der neue Besitzer — nennen wir den Dieb mal
so — ist ganz sicher ein Auto-Narr, ein Sammler, ein Oldtimer- und
Sportwagen-Fan. Wieviele gibt es davon?“
„Das Auto“, sagte Karl, „ist
des deutschen Mannes liebstes Spielzeug. Kommt sogar noch vor Fußball. Ich
glaube schon, daß es in unserer Republik an die 30 Millionen solcher Auto-Fans
gibt.“
„Aber für den Zagato“, wandte
Tim ein, „kommen nur wenige in Frage. Denn: Der Dieb braucht ein sicheres
Versteck für den Wagen. Also einen gewissen, abgeschirmten Grundbesitz. Da ist
es mit einer Doppelgarage nicht getan. Hinzu kommt ein seltsamer Charakter. Oft
ist es doch so: Wer ein kostspieliges oder protziges Auto kauft, hat großen
Mangel an Selbstbewußtsein. Er benutzt das Auto zur Angabe. Er will sich damit
aufwerten, indem er seinem Mitmenschen unter die Nase reibt: Ätsch, ich kann
mir das leisten, du kannst es nicht! Ich bin mehr wert als du, weil ich mehr
habe! Man spricht ja nicht umsonst vom Prestige-Symbol (Geltungs-Gegenstand). Arme Würstchen — diese. Aber das ist jetzt nicht unser Thema, sondern der
Dieb. Und auf den trifft das alles nicht zu. Denn er darf die Karre nicht
vorzeigen, darf nicht damit angeben. Muß das Auto sogar vor seinen
minderjährigen Kindern verstecken, falls
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